Das in San Francisco ansässige KI-Unternehmen hat seit dem Start von ChatGPT im Jahr 2022 einen rasanten Aufstieg vom Niemand zum Publikumsmagneten hingelegt. Heute schreibt seine Software Code, entwirft Präsentationen und unterhält sich wie ein Mensch – und inspiriert gleichzeitig Billionen-Dollar-Investitionen im Silicon Valley und an der Wall Street. Dies, obwohl wachsende Sorgen um eine Blase die Euphorie dämpfen.
Trotz all der Begeisterung bleibt eine unangenehme Tatsache bestehen: Normalbürger können OpenAI nicht erwerben. Denn: OpenAI ist ein privat geführtes und bekanntermassen komplexes Unternehmen, strukturiert als gewinnbegrenzte Gesellschaft, deren Investoren nur beschränkte Gewinnchancen versprochen werden.
Das Ergebnis ist paradox: Das Unternehmen, das die Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft entscheidend mitprägt, ist – zumindest bis zu seinem angekündigten Börsengang – für die Mehrheit der Marktteilnehmer und Nutzer unzugänglich.
Für alle, die sich einen Platz in der Tech-Branche sichern wollen – und die weder Milliarden ausgeben können, noch CEO Sam Altman in ihrer Kurzwahl haben – gibt es ein paar unvollkommene Wege, es zu versuchen. Sie führen in den Sekundärmarkt.
Illiquidität, hohe Gebühren und undurchsichtige Strukturen
Für diejenigen, die nicht auf den Börsengang von OpenAI warten wollen, bietet sich der Graumarkt an. Aktien von OpenAI wechseln gelegentlich über Zweckgesellschaften («Special-Purpose Vehicles», kurz: SPVs) den Besitzer, die Kapital bündeln, um Anteile an privaten Unternehmen zu erwerben.
Der Haken: Zweckgesellschaften sind teure Zwischenhändler. Sie können 20 Prozent der Gewinne einstreichen, in manchen Fällen sogar bis zu 40 Prozent, während die Anleger die zugrunde liegenden Aktien nie tatsächlich besitzen.
«Man sollte sich vor den aggressiven Gebühren und Gewinnbeteiligungen der von Spekulanten aufgelegten Zweckgesellschaften in Acht nehmen, da diese die Gewinne erheblich schmälern», sagt Justus Parmar, CEO von Fortuna Investments. Aus diesem Grund, fügt er hinzu, sei die Zusammenarbeit mit einem etablierten Investmentinstitut in der Regel die sicherere Wahl.
Manchmal führt der Weg zu einem privaten Unternehmen über persönliche Kontakte oder LinkedIn-Netzwerke. Akkreditierte Investoren, die einen bestehenden Anteilseigner kennen – beispielsweise einen ehemaligen Mitarbeiter oder einen Venture-Capital-Partner – können mitunter einen privaten Verkauf aushandeln. Es gibt auch Online-Plattformen, auf denen ehemalige Mitarbeiter oder Investoren Anteile an akkreditierte Käufer verkaufen können. EquityZen, das kürzlich von Morgan Stanley übernommen wurde, und Nasdaq Private Market bringen Verkäufer und Käufer von nicht börsennotierten Aktien zusammen.
Diese aber sollte man nicht mit offenen Börsen verwechseln: Denn solche Transaktionen sind selten und erfordern oft die Zustimmung des Unternehmens, obwohl sie vorkommen. Für alle anderen bieten Crowdfunding-Plattformen wie SeedInvest und Republic eine ähnliche Möglichkeit, indem sie Zugang zur nächsten Generation von KI-Talenten ermöglichen, anstatt zu OpenAI selbst.
Anders gesagt: Investieren per Stellvertreter ist ein weiterer Weg, um am Aufstieg von OpenAI teilzuhaben. Wer sich im komplexen Geflecht des privaten Aktienmarktes nicht zurechtfindet, bietet sich dies als nächstbeste Option an.
Microsoft und Nvidia profitieren beide um Billionen Dollar vom Aufstieg des Startups und sind für Privatanleger die einfachste Möglichkeit, mitzuschwimmen. Microsoft, langjähriger Förderer von OpenAI, erwarb im Zuge einer Umstrukturierung im Jahr 2024 einen Anteil von 27 Prozent, der den Wert des Anteils auf rund 135 Milliarden Dollar festlegte. Laut Bloomberg News sichert sich der Softwaregigant durch den Deal ausserdem rund 20 Prozent der OpenAI-Umsätze.
Nvidia erklärte sich im September bereit, bis zu 100 Milliarden Dollar in den Ausbau der OpenAI-Rechenzentren zu investieren – eine Vereinbarung, die praktisch garantiert, dass die Chips von Nvidia dort zum Einsatz kommen werden.
Weiter gibt es Advanced Micro Devices (AMD), Nvidias kleineren, aber umso schlagkräftigeren Konkurrenten. AMD liefert im Rahmen einer neuen Partnerschaft Prozessoren im Wert von mehreren zehn Milliarden Dollar, und OpenAI wird voraussichtlich einer der grössten Aktionäre werden. Für Anleger bieten diese Megacaps die Möglichkeit, nah am Geschehen dabei zu sein.
Auch ETFs bieten eine Gelegenheit
Börsengehandelte Fonds (ETFs) bieten eine einfache, wenn auch indirekte Möglichkeit, vom KI-Boom zu profitieren. Der iShares US Technology ETF (IYW) mit einem Volumen von 20 Milliarden US-Dollar gehört zu den grössten ETFs und investiert mehr als die Hälfte seines Gewichts in Nvidia, Microsoft, Apple, Broadcom und Meta Platforms – dieselben Megacaps, die auch den Aufstieg von OpenAI vorangetrieben haben.
Eine gezieltere Anlagemöglichkeit bietet der Global X Artificial Intelligence & Technology ETF (AIQ) mit einem Volumen von 7 Milliarden US-Dollar, der ein breiteres Portfolio an Unternehmen umfasst, die OpenAI beliefern oder mit ihm zusammenarbeiten. Wer tiefer in den Chipsektor einsteigen möchte, kann den VanEck Semiconductor ETF (SMH) oder den iShares Semiconductor ETF (SOXX) in Betracht ziehen, die beide stark in AMD und Broadcom investiert sind.
«Anleger können über Technologie- und KI-Fonds indirekt von den Kursgewinnen profitieren», sagte Athanasios Psarofagis, ETF-Analyst bei Bloomberg Intelligence. «Es handelt sich zwar noch nicht um eine reine Technologie-Strategie, aber die Diversifizierung könnte ebenfalls Vorteile bringen.»
Für etwas Ausgefalleneres bietet sich Cathie Woods ARK Venture Fund (ARKVX) an, ein geschlossener Fonds, der über 5 Prozent in OpenAI sowie andere mit Elon Musk verbundene Unternehmen wie SpaceX, Neuralink und X.AI Holdings investiert.
Für kreativere Wege bietet sich die Lieferkette an. Die «Werkzeug- und Bau»-Seite des KI-Booms umfasst Rechenzentren, Chiplogistik und Energieinfrastruktur – alles Bereiche, die angesichts der schwindelerregenden Bewertungen traditioneller Tech-Giganten an Bedeutung gewinnen. «Heutzutage ist der kluge Ansatz für eine KI-Strategie, eine Marktnische zu finden, die andere Investoren noch nicht entdeckt haben», so Callie Cox, Chefmarktstrategin bei Ritholtz Wealth Management.
Sie warnt davor, dass Direktinvestitionen in Rechenzentren riskant sein können: Die meisten sind als Real Estate Investment Trusts (REITs) strukturiert und bieten eher Renditen im Immobilienbereich als im Technologiesektor.
Das könnte sich ändern, sobald die Nachfrage nach KI-Infrastruktur den Sektor umgestaltet. Für risikofreudigere Anleger bieten sich sogar Strom-Futures an, Derivate, die an den Stromverbrauch grosser Sprachmodelle gekoppelt sind. Sie sind riskant, volatil und eindeutig ein Nischenprodukt – genau wie Investitionen in OpenAI.
Ansonsten: Bis zum Börsengang des Unternehmens können Anleger an der Seitenlinie bleiben und hoffen, dass sie, wenn das nächste grosse Symbol der Zeit erscheint, einen Anteil daran besitzen werden.
(Bloomberg/cash)
