Uwe Fröhlich, Geschäftsführer der Nuntios Vermögensverwaltung im deutschen Engelsbrand bei Pforzheim, sieht derzeit keine guten Perspektiven für die Weltwirtschaft und will darauf in den kommenden Wochen mit ganz konkreten Umschichtungen reagieren.
Herr Fröhlich, warum sind Sie aktuell so pessimistisch?
Uwe Fröhlich: Wir gehen davon aus, dass im dritten und vierten Quartal das Gewinnwachstum bei den Unternehmen, insbesondere in den USA, deutlich zurückgehen wird. Eine Ursache dafür ist, dass die Wirkung der Steuersenkungen ausläuft. Die amerikanische Notenbank wird daher gar nicht um Zinssenkungen herumkommen.
Mit wie vielen Schritten rechnen Sie?
In den nächsten zwölf Monaten dürfte die Notenbank bis zu vier Mal die Zinsen senken, um damit auf die schlechten Daten zu reagieren. Außerdem sind die Firmen hoch verschuldet, denn sie haben in den vergangenen Jahren jede Menge eigener Aktien zurückgekauft, oft auf Kredit. Diese Kreditblase ist nur mit niedrigen Zinsen in den Griff zu bekommen.
Zinssenkungen sorgen aber meist für steigende Kurse, gerade zuletzt reagierten die Börsen schon positiv, allein aufgrund der Aussicht, dass die Zinsen sinken könnten.
Ja, aber das dürfte nicht so bleiben. Dafür ist die Lage zu ernst.
Und was ist Ihre Konsequenz?
Wir haben unsere Aktienquote schon auf ein Minimum reduziert, teilweise sind in den Portfolios bis zu 60 Prozent Cash. Wenn der Dax weiter fällt, konkret unter die Schwelle von 11'800 Punkten auf Wochenschlusskurs, werden wir sogar short gehen, also auf sinkende Kurse wetten. Negativ sind wir derzeit vor allem für Technologieaktien eingestellt, aber auch für Industriewerte und Finanzwerte. Übergewichtet sind wir dagegen bei Versorgern, Immobilien- und Papieren, die sich wie Anleihen verhalten, beispielsweise Immobilien-Investmenttrusts, sogenannte REITS.
Was machen Sie konkret?
Im Moment sind wir noch positiv für den Dollar gestimmt, das wird sich aber bald ändern, wenn die Zinssenkungen näher rücken. Dann ist die Zeit, auf Gold zu setzen, am besten über einen entsprechenden ETF. Allerdings sollte man dabei das Währungsrisiko im Auge behalten, schließlich notiert Gold ja in Dollar.
Wie gehen Sie mit diesem Währungsrisiko um?
Eine Währungsabsicherung ist derzeit sehr teuer. Wir lösen das über Währungsgeschäfte zwischen kanadischen Dollar und norwegischen Kronen, ein Privatanleger kann das natürlich nicht machen. Er sollte sich aber bei einem Goldinvestment auf jeden Fall des Währungsrisikos bewusst sein.
Welche anderen Möglichkeiten hat ein Anleger?
Er kann auf lang laufende amerikanische Staatsanleihen setzen. Wir machen das beispielsweise über einen entsprechenden iShares-ETF auf Anleihen mit einer Laufzeit von 20 Jahren und mehr. Wenn die Zinsen sinken, steigen die Kurse der Anleihen. Daher nutzen wir Kursrücksetzer, um nachzukaufen.
Haben Sie auch einen Aktientipp?
Wir investieren nur sehr selektiv in Einzelaktien, da wir Sektoren und Anlageklassen üblicherweise mit ETFs abbilden. Aber eine Aktie, die wir seit Jahren interessant finden und die auch gerade jetzt attraktiv erscheint, ist ein amerikanischer Nebenwert namens Ship Finance. Die Firma hat lang laufende Leasingverträge für Tanker und andere Transportschiffe abgeschlossen. Ihr Markenzeichen ist, dass sie stets über hohe Barbestände verfügt und hohe Dividenden auszahlt, derzeit liegt die Dividendenrendite bei rund elf Prozent pro Jahr.
Elf Prozent? Klingt ziemlich hoch.
Das liegt vor allem daran, dass sie einen Grossaktionär hat, den Norweger John Fredriksen, einen der grössten Schiffseigentümer der Welt. Er achtet auf hohe Dividenden, und das kommt auch den anderen Aktionären zugute. Das Kurspotenzial der Aktie ist natürlich begrenzt – schließlich wird ja fast alles an die Anteilseigner ausgeschüttet. Aber genau das wünschen ja viele Anleger.
Dieser Artikel erschien in der Oiginalversion zuerst bei der "Welt" unter dem Titel: "Wie Sparer sich auf eine Krise der Weltwirtschaft vorbereiten".