"Die Chancen auf eine Rallye im vierten Quartal sind erheblich gesunken“, sagte Mike Wilson, der bekanntermassen wenig optimistische Chefstratege von Morgan Stanley. Wilson war in der jüngsten Umfrage unter institutionellen Anlegern erneut zum besten Portfoliostrategen gekürt worden.
"Eine geringere Breite, eine vorsichtige Faktorführung, sinkende Gewinnrevisionen und ein schwindendes Verbraucher- und Geschäftsvertrauen sprechen eine andere Sprache als der Konsens, der eine Rallye zum Jahresende hin sieht.“ Wilsons pessimistische Sicht auf Aktien hat sich in den letzten drei Monaten wieder akzentuiert, da sich die Anleger über die Auswirkungen längerfristig höherer Zinssätze Sorgen machen. Der S&P 500 setzte am letzten Freitag angesichts steigender Volatilität und heisserer Inflationszahlen seine technische Korrektur fort, wobei die Benchmark 10 Prozent unter ihrem jüngsten Höchststand schloss.
Anleger blicken nun auf Hinweise aus der laufenden Gewinnsaison, um die Gewinnaussichten einzuschätzen und herauszufinden, wie Unternehmen den Gegenwind durch die höheren Zinsen verkraften können. Die Gewinnerwartungen seien "für das vierte Quartal und 2024 zu hoch, selbst in einer Wirtschaft, die sich gut entwickelt“, meinte Wilson. Es ist unwahrscheinlich, dass die Geld- und Fiskalpolitik für Linderung sorgen wird, und sie könnten sich weiter verschärfen wegen der schwachen Marktbreite bezogen auf die Höhe der Aktiengewinne. Die Gewinne der meisten Unternehmen sind weiterhin gefährdet.
Der Stratege erklärte weiter, der Aktienmarkt nehme zur Kenntnis, dass die Auswirkungen der Straffung durch die US-Notenbank gerade erst in der gesamten Wirtschaft spürbar seien, wobei zinsempfindliche Aktien in den letzten Monaten eine Underperformance verzeichneten. Dagegen beginnen defensive Sektoren, sich besser zu entwickeln als der Energiesektor. "Dieser Performance-Hintergrund spiegelt einen Markt wider, dem das Wachstum immer mehr am Herzen liegt als höhere Zinsen und Bewertungen an sich“, sagte er.
Fed-Entscheid und Apple-Quartalszahlen
Eigentlich sollten die Märkte optimistisch sein, da die Ökonomen davon aus, dass die amerikanische Notenbank Fed am Mittwoch die Leitzinsen unverändert belassen wird. Dies scheint im Moment jedoch nicht der Fall und die Anleger scheinen ihr Augenmerk vielmehr auf die Quartalszahlen von Apple vom Donnerstag zu richten - und da gibt es Grund zur Sorge.
Das wertvollste Unternehmen der Welt, das 7,2 Prozent des S&P 500-Index ausmacht, sieht sich mit einem Einbruch der Smartphone-Verkäufe konfrontiert und gegen einen seiner Hauptlieferanten wird in China ermittelt. Für das vierte Quartal in Folge wird mit einem Umsatzrückgang gerechnet, dem längsten seit mehr als zwei Jahrzehnten.
Andere grosse Technologieunternehmen verzeichneten nach der Veröffentlichung solider Gewinne in diesem Monat einen Kursrückgang ihrer Aktien, sodass Anleger möglicherweise nicht verzeihen werden, wenn Apple Schwäche zeigt. Die Aktie kämpft bereits seit längerem darum, die Kursverluste in Grenzen zu halten. Die jüngste Kursschwäche hat dem Technologieunternehmen, das zuvor einen Wert von etwa 3 Billionen Dollar hatte, eine etwa 460 Milliarden US-Dollar tiefere Marktkapitalisierung eingebrockt.
"Wenn sich die Gewinnqualität der Big-Tech-Unternehmen verschlechtert – was in diesem Jahr ein wichtiger Faktor für die Unterstützung der Aktienkurse war, dann haben die Aktienbullen einen Zweig weniger, an dem sie sich festhalten können“, sagte Ed Clissold, Chefstratege für die USA bei Ned Davis Research in einem Interview.
Apple ist allein gross genug, um die Renditen des S&P 500 zu beeinflussen. Der Markt ist instabil, da der S&P 500 und der Nasdaq 100 Index gegenüber ihren Höchstständen im Juli etwa 10 Prozent verloren haben. Gewinnberichte der sogenannten Magnificent Seven-Technologieunternehmen Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla führten jüngst zu Kursrückgängen, nachdem sie den Aktienanstieg bis Ende Juli vorangetrieben hatten.
(Bloomberg/cash)

3 Kommentare
Für meine Begriffe wird den Meinungen/Prognosen von Analysten ganz generell eine viel zu hohe Bedeutung beigemessen: leider ist CASH genauso auf diesem Trip !
Wenn eben diese hochwohllöblichen Meinungen sich als völlig wertlos erweisen, liest man kein Sterbeswörtchen mehr davon, nach dem geflügelten Wort "was kümmert mich mein dummes Geschwätz von gestern..." Nüt für unguet !
Der Gewinn/Verlust den wir mit Kapitalanlagen erzielen hängt von der zukünftigen Unternehmensentwicklung ab. Am Aktienmarkt wird die Zukunft gehandelt. Das Zukunftsprognosen herausfordernd sind ist nicht neu.
Ich finde es mutig von dem Autor eine Prognose abzugeben.
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. . . das können auch die Bänkster Klugscheisserchen nicht ändern . . .