Signale der US-Notenbank auf eine längere Phase mit hohen Zinsen hatten den Börsen in der alten Woche zugesetzt. Doch Experten zufolge könnten die Anleger nach dem ersten Schreck wieder Mut schöpfen. «Obwohl eine straffere US-Notenbankpolitik schon seit Wochen wieder als Gift für die Konjunktur gehandelt wird, werden sich die negativen Auswirkungen für die Börsen in Grenzen halten», sagt Sven Streibel, Chef-Aktienstratege der DZ Bank. Die weiterhin robust laufende US-Wirtschaft stütze mittelfristig die Aktienmärkte auf beiden Seiten des Atlantiks. «Der Dax sollte sogar stärker profitieren, weil die USA ein Hauptabsatzmarkt für die Exportchampions der deutschen Wirtschaft sind.» Das gelte insbesondere, solange die schlechten Konjunkturnachrichten aus China anhielten. Entscheidend für den Anleger sei die Resilienz der Unternehmensgewinne, sagt Streibel.

Stimmungstief in Euro-Wirtschaft - Kein Lichtblick in Sicht

Ob sich die Stimmung in der von Exportflaute, Konsumschwäche und Industrierezession gebeutelten deutschen Wirtschaft im September weiter verschlechtert oder es wieder aufwärts geht, dürfte der gleich zu Wochenbeginn anstehende Ifo-Geschäftsklimaindex zeigen. Der vierte Rückgang des wichtigen Konjunkturbarometers im August hatte Sorgen genährt, dass die Wirtschaft wieder in die Rezession rutschen könnte.

Die Marktforscher der GfK blicken am Mittwoch auf Basis ihrer aktuellen Verbraucherumfrage bereits auf die Konsumstimmung für Oktober. Die Chancen, dass sich die Laune angesichts hoher Inflation und Rezessionsängsten noch in diesem Jahr nachhaltig erholen kann, schwinden laut GfK mehr und mehr.

Die Konjunkturprognose der führenden deutschen Forschungsinstitute folgt am Donnerstag. Viele Ökonomen erwarten für 2023 mittlerweile ein Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts, so dass auch die Institute ihre Prognose kappen dürften. Im Frühjahr hatten sie eigentlich ein Plus bei der Wirtschaftsleistung für dieses Jahr von 0,3 Prozent veranschlagt.

Inflationssorgen bleiben Thema - Lagarde-Rede im Blick

Das Thema Preisentwicklung bleibt für die Börsen ebenfalls ein heisses Eisen. Die deutschen Preise für September werden am Donnerstag vorgelegt, einen Tag später folgen die für den Euroraum. Hier dürfte die Europäische Zentralbank genau hinschauen, ob der Preisauftrieb nachhaltig nachlässt und sich mittelfristig auf das Ziel der EZB von 2,0 Prozent zubewegt. Nach der jüngsten Zinserhöhung spekulieren die Finanzmärkte darauf, dass das Ende der Fahnenstange erreicht sein könnte.

Zugleich hatte EZB-Chefin Christine Lagarde jüngst einen eher düsteren Konjunkturausblick gegeben und einen Aufschwung nicht vor 2024 in Aussicht gestellt. Anleger können eventuelle Abweichungen in ihrer Tonlage am Montag abgleichen, wenn sie in einer Anhörung vor dem Wirtschafts - und Währungsausschuss des Europaparlaments sprechen wird. «Eine Politik der Zinserhöhungen zu Beginn einer Rezession fortzusetzen, erscheint ziemlich unbedacht», fasst Eric Vanraes, Portfoliomanager bei Eric Sturdza Investments, zusammen. «Aber zu behaupten, dies sei die letzte Erhöhung, wenn die Inflation noch nicht eingedämmt ist und Rohöl wieder mit der 100 Dollar Marke pro Barrel flirtet, kann bedeuten, die Rechnung ohne den Wirt zu machen.»

Indexabschied von Suse rückt näher

Für den Linux-Spezialisten Suse steht wegen der geplanten Komplett-Übernahme durch seinen Grossaktionär EQT der Abschied aus dem Kleinwerte-Index SDax bevor. Die Offerte des Finanzinvestors, der zuvor bereits 79 Prozent der Anteile gehalten hatten, läuft an diesem Freitag aus. Kommt EQT anschliessend auf eine Beteiligung von mehr als 90 Prozent, müsste Suse sämtliche Auswahl-Indizes binnen drei Handelstagen verlassen. Der Hauptaktionär will die Softwarefirma anschliessend ohnehin von der Börse nehmen. Der genaue Zeitpunkt hierfür ist aber noch unklar. Wer nachrücken könnte, hängt aber unter anderem davon ab, ob EQT seine Mindestquote schafft oder nicht. So kann sich Krones bislang keine Hoffnungen auf eine vorzeitige Rückkehr in einen der deutschen Auswahlindizes machen.

Ansonsten stehen nur vereinzelt Firmenbilanzen in den Kalendern. Aus dem Ausland legen unter anderem H&M und Nike Zahlen vor.

(Reuters)