In wenigen Stunden werden die Entscheidungsträger der Europäischen Zentralbank (EZB) vor die Medien treten. Neben einer Erhöhung der schon heute negativen Einlagezinsen erwarten Experten nicht weniger als einen Ausbau der milliardenschweren Wertpapierkäufe.

In freudige Erwartung einer weiteren Geldschwemme kletterte der breit gefasste Stoxx Europe 600 Index alleine in den vergangenen acht Wochen mehr als 10 Prozent nach oben. Der Euro geriet in einem ähnlichen Ausmass unter Druck und notiert zum Dollar auf dem tiefsten Stand seit Mitte April.

Ziel erfüllt, so könnte man meinen. Doch wie die Zinsstrategen von Jefferies International herausgefunden haben, landen die EZB-Milliarden nicht dort, wo sie eigentlich sollten.

Halten sich Anleger aus dem Norden schadlos?

Denn auf Basis von Bankenstatistiken orten die Experten die Gegenparteien der von der EZB zusammengekauften Schuldtitel nicht etwa in den europäischen Peripherieländern, sondern in Deutschland, Frankreich und den drei Benelux-Staaten. Aus Ländern wie Spanien oder Italien seien seit Beginn der Wertpapierkäufe von Anfang März sogar Gelder abgezogen worden, so heisst es.

Auch wenn die für die amerikanische Bank tätigen Zinsstrategen es nicht explizit schreiben, so lassen sie zumindest durchblicken, dass sich gewisse europäische Länder auf Kosten der EZB schadlos halten.

Darf man den Experten Glauben schenken, ist die Lösung dieses Problems nicht in zusätzlichen Milliarden zu suchen. Vielmehr raten sie der EZB zu einem substanziellen Ausbau der negativen Einlagezinsen. Nur so würden Anleger aus Nordeuropa dazu gezwungen, ihre Gelder in Südeuropa anzulegen.

Allerdings geht man bei Jefferies International nicht auf die Frage ein, ob sich die EZB diesem Problem schon in wenigen Stunden annehmen wird.