«Das Geschäftsmodell, das wir in China entwickelt haben, kann auch auf den Überseemarkt übertragen werden, wenn wir in Europa Fuss fassen», erklärte Konzernpräsident Lu Weibing in einer Telefonkonferenz für Analysten. «Wir sind dabei, dies zu prüfen und vorzubereiten. Konkrete Produktpläne haben wir bislang noch nicht.«
Bisher hatte sich Xiaomi nicht zu konkreten Zielmärkten geäussert. Europa ist für chinesische EV-Hersteller dank des lukrativen Marktes mit häufig höheren Margen beliebt, gleichzeitig drohen jedoch Strafzölle. Würde Xiaomi seine Elektrofahrzeuge nach Europa exportieren, würden wahrscheinlich Zölle von bis zu 48% anfallen — eine Basisabgabe von 10% und zusätzliche Strafzölle von etwa 35% bis 38%.
Diese Massnahmen wurden von der Europäischen Union als Reaktion auf die ihrer Meinung nach unfairen staatlichen Subventionen für chinesische Elektrofahrzeughersteller verhängt, die nach Ansicht Brüssels den Wettbewerb verzerren und lokale Hersteller gefährden.
Chinesische EV-Hersteller müssen indessen mit Zöllen von 100% rechnen, wenn sie ihre Autos in den USA verkaufen wollen. Damit sind sie praktisch vollständig vom US-Markt ausgeschlossen.
Ungeachtet dessen treibt die erfolgreiche Markteinführung seines zweiten Elektrofahrzeugs im Sommer Xiaomis 10-Milliarden-Dollar-Wagnis auf dem zunehmend umkämpften Markt für Elektrofahrzeuge voran. Ende Juni hatte Mitbegründer Lei Jun das Sport Utility Vehicle YU7 vorgestellt. Der Konzern verzeichnete daraufhin einen Anstieg des Quartalsumsatzes um 31%.
Das Unternehmen will innerhalb von 15 bis 20 Jahren zu einem der fünf grössten Automobilhersteller der Welt aufsteigen, obwohl eine Produktionskrise seine Fähigkeit zur Skalierung auf die Probe stellt. Die Wartezeiten für den SUV haben sich auf über ein Jahr verlängert.
Der Umsatz stieg im Juni-Quartal auf 116 Milliarden Yuan (13,9 Milliarden Euro) und lag damit knapp über den durchschnittlichen Analystenschätzungen. Der Technologieriese lieferte 81.302 Autos aus, womit sich die Gesamtzahl im ersten Halbjahr auf über 157.000 belief. Damit ist Xiaomi auf Kurs, die Zahl von 2024 zu übertreffen. Das Smartphone-Geschäft als ursprünglich grösster Bereich des Unternehmens ging derweil um 2,1% zurück und verfehlte die durchschnittliche Prognose um etwa 5%.
Was Bloomberg Intelligence sagt
»Das robuste Wachstum der Bruttomarge von Xiaomi im EV-Bereich um 3,2 Prozentpunkte im zweiten Quartal spiegelt verbesserte Skaleneffekte und eine günstige Verschiebung des Produktmixes wider, die zusammen mit einem soliden Wachstum im Bereich Internet der Dinge dazu beitragen, die Gegenwindfaktoren im Smartphone-Geschäft auszugleichen. Die Inbetriebnahme der zweiten EV-Fabrik von Xiaomi und ein steigender Umsatzanteil des SUV YU7 könnten die Marge verbessern, die Erreichung der Gewinnschwelle im EV-Segment bis Ende 2025 unterstützen und möglicherweise zu einem Gewinnsprung in den Jahren 2025-26 führen.»
(Bloomberg)