In der ersten Handels-Halbstunde fällt der Aktienkurs von Zur Rose um gut 2 Prozent. Zur Rose erfüllt mit den Zahlen zu den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2022 die Erwartungen zum Teil. Diese sah einen Umsatzrückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich vor. Für das dritten Quartal verfehlte die Versandapotheke mit Sitz in Frauenfeld TG allerdings mit einem Umsatzminus von annähernd 11 Prozent die eigene Zielsetzung deutlich.
Zentrales Thema bleibt allerdings die Verwendung des elektronischen Rezepts für Medikamente in Deutschland, das neben der Schweiz der wichtigste Zur-Rose-Markt ist. Bisher seien rund 450'000 E-Rezepte eingelöst worden. Damit habe sich die Anzahl seit dem 1. September mehr als verdoppelt. "Ein Grossteil der Apotheken in Deutschland ist bereits in der Lage, E-Rezepte einzulösen und mit den Krankenversicherern abzurechnen", schrieb Zur Rose anlässlich der Resultatvorstellung.
Die Investmentbank Jefferies geht allerdings davon aus, dass die Verzögerungen bei der Einführung des elektronischen Rezeptes weitergehen. Dies macht Analyst Alexander Thiel wesentlich vorsichtiger, auch, weil Zur Rose nicht bereit ist, Medikamente vermehrt in Läden zu verkaufen. Thiel senkte - allerdings schon vor der Bekanntgabe der Zahlen - das Kursziel von 95 auf 26 Franken und reduziert sein Rating von "Buy" auf "Hold". Das Jefferies-Ziel liegt damit nur noch leicht über dem aktuellen Kurs von 24,62 Franken.
ZKB rät vom Kauf der Aktie ab
"Das e-Rezept in Deutschland kommt nur schleppend voran", schreibt auch die Zürcher Kantonalbank (ZKB). Risiken wie die Komplexität des Vorgangs, technische Herausforderungen oder eine mögliche Mobilisierung der Ärzte sind laut der ZKB nicht zu unterschätzen.
Das Deutschland-Geschäft von Zur Rose ist in den Sommermonaten um mehr als ein Fünftel zurückgegangen. Weiterhin setzt das Unternehmen auf Einsparungen bei den Kosten. Bestätigt worden ist allerdings, dass die Gewinnschwelle 2023 erreicht werden soll.
"Wir vermuten, dass Zur Rose aktuell noch einen monatlichen Cash-Burn von um die zehn Millionen Franken verzeichnet, welcher ab 2023 aufgrund starker Kostenmassnahmen reduziert wird", schreibt die ZKB. Im ersten Halbjahr habe Zur Rose noch eine Cashposition von etwa 200 Millionen Franken ausgewiesen.
Bei der ZKB sieht man mittelfristig Potenzial für Zur Rose, aber auch hohe Volatilität in den nächsten Monaten. Mit einem Rating "Marktgewichten" rät die ZKB von einem Kauf der Aktie weiterhin ab.
(cash/AWP)