Was musste sich Zur Rose in den letzten Wochen nicht alles gefallen lassen. Erst war aus Deutschland unentwegt von Verzögerungen bei der Einführung elektronischer Medikamentenrezepte zu hören, dann wurde ihre Aktie an der Börse auch noch für eine Umsatzwarnung durch Shop Apotheke in Sippenhaft genommen (cash berichtete).

Rückblickend dürfte die Umsatzwarnung bei der Konkurrentin allerdings auf firmenspezifische Gründe zurückzuführen gewesen sein, hat sich das Wachstumstempo bei Zur Rose im zweiten Quartal doch sogar beschleunigt. Mit einem Halbjahresumsatz von 998 Millionen Franken übertrifft die Versandapotheke die bei 993 Millionen Franken liegenden Analystenschätzungen denn auch. Im Jahresvergleich entspricht das einem satten Plus von 23 Prozent.

Ausgeglichenes Ergebnis beim operativen Gewinn nicht vor Ende 2022

So weit, so gut - wäre da nicht der operative Verlust (EBITDA) in Höhe von knapp 50 Millionen Franken. Analysten waren von einem Fehlbetrag von etwas mehr als 38 Millionen Franken ausgegangen.

Zur Rose selber rechnet auf Stufe EBITDA wie bisher frühestens per Ende 2022 mit einem ausgeglichenen Ergebnis. Nach dem hohen Halbjahresverlust müssen einige Analysten vermutlich aber den dicken Rotstift bei ihren zu optimistischen Schätzungen ansetzen. Das Warten auf schwarze Zahlen werde immer mehr zu einer Geduldsprobe, so verlautet aus den Handelsräumen hiesiger Banken.

Wie die Zürcher Kantonalbank festhält, sind die hohen Investitionen ins Marketing so etwas wie ein notwendiges Übel. Dieses "Brandbuilding" sei kostspielig, aber durchaus erforderlich. Die Zürcher Bank geht davon aus, dass solche Investitionen das Ergebnis auch in der zweiten Jahreshälfte belasten werden. Sie stuft die Aktie deshalb wie bis anhin nur mit "Marktgewichten" ein.

Börse reagiert unterkühlt

Bei anderen Banken wird darauf hingewiesen, dass Zur Rose die Einführung elektronischer Medikamentenrezepte in Deutschland auf Kurs wähnt. In den letzten Wochen wurden immer wieder Stimmen laut, die von Verzögerungen wissen wollten. Morgan Stanley zufolge gibt es sogar Anhaltspunkte, wonach Zur Rose der Rivalin Shop Apotheke im deutschen Markt für verschreibungspflichtige Medikamente Marktanteile abjagen konnte.

Nach einem Rücksetzer bis auf 338,50 Franken wird die Zur-Rose-Aktie zur Stunde noch mit einem Minus von 5 Prozent auf 348 Franken abgestraft.

Die Kursverluste dürften vor allem die Leerverkäufer freuen, laufen an der Börse doch noch immer Wetten im Umfang von gut 15 Prozent der ausstehenden Titel gegen das Unternehmen. Das besagen zumindest aktuelle Schätzungen aus dem Handel. Gut einem Drittel der leerverkauften Aktien liegen angeblich Absicherungstransaktionen im Zusammenhang mit ausstehenden Wandelanleihen zugrunde.