Die Aktienkursschwäche der letzten Tage hatte es bereits angekündigt: Mit einem Quartalsumsatz von etwas mehr als 424 Millionen Franken schrammt die Versandapotheke Zur Rose an den Erwartungen vorbei. Analysten hatten im Vorfeld durchschnittlich mit einem Gruppenumsatz von 428 Millionen gerechnet.

Anhaltspunkte für Marktanteilsverluste in Deutschland

Dass das Unternehmen insbesondere im Heimmarkt Schweiz ein prozentual zweistelliges Wachstum erzielen und die Markterwartungen übertreffen konnte, ist bitter. Denn wie seit Anfang Februar bekannt ist, soll das Schweizer Geschäft noch vor Mitte Jahr an den Detailhandelsriesen Migros verkauft werden.

Was dann noch bleibt, ist vor allem das Deutschland-Geschäft. Und dort hat Zur Rose im zurückliegenden ersten Quartal im Jahresvergleich einen Einbruch beim Umsatz von mehr als 25 Prozent auf 232,4 Millionen Franken zu beklagen. Das liegt unter den von Analysten erhofften 238,1 Millionen Franken. Zum Vergleich: Die Rivalin Shop Apotheke konnte den Umsatz um 23 Prozent steigern.

Experten zufolge hat einerseits der starke Franken Spuren in der Umsatzentwicklung hinterlassen. Andererseits dürfte die Versandapotheke in Deutschland allerdings Marktanteile an die Erzrivalin Shop Apotheke verloren haben. Darauf lassen auch das starke Abschneiden der Niederländer im ersten Quartal schliessen. Man erklärt sich diese Marktanteilsverluste unter anderem mit der deutlich stärkeren Bilanz von Shop Apotheke, welche der Rivalin grosszügigere Marketingausgaben zulässt.

Analystenkommentare fallen versöhnlich aus

Dass die Zur-Rose-Aktie nach einem frühen Rücksetzer in die Nähe von 36 Franken zur Stunde nur noch 0,4 Prozent auf 37,42 Franken nachgibt, lässt sich nicht zuletzt mit dem satten Minus von 5 Prozent vom gestrigen Mittwoch erklären. Ausserdem hätten gewisse Marktkreise in den letzten Wochen bereits auf eine mögliche Enttäuschung hin spekuliert, wie aus Börsenkreisen verlautet. Man spielt damit auf die umfangreichen Wetten der Leerverkäufer gegen die Versandapotheke an. Der Beratungsfirma IHS Markit zufolge setzen die Leerverkäufer momentan mit fast 40 Prozent aller ausstehenden Titel auf rückläufige Kurse. Angeblich wurden die Wetten in den letzten Tagen sogar noch ausgebaut.

Wie die Zürcher Kantonalbank schreibt, sieht sie mittelfristig zwar grosses Potenzial für Zur Rose. Die Liste der bestehenden und aus Unternehmenssicht nicht kontrollierbaren Risiken für den erfolgreichen Start des elektronischen Medikamentenrezepts in Deutschland bleibt ihres Erachtens jedoch lang. Für die Zürcher Kantonalbank kommen die Marktanteilsverluste in Deutschland nicht überraschend. Sie stuft die Aktie wie bis anhin mit "Marktgewichten" ein.

Auch bei Jefferies wird der durchwachsene Zwischenbericht in einem Kommentar heruntergespielt. Die US-Investmentbank macht Sparmassnahmen für die Marktanteilsverluste und den Umsatzrückgang verantwortlich. Das erste Quartal sei erwartungsgemäss das schwächste des ganzen Jahres, wie Jefferies schreibt. Dass die diesjährigen Finanzziele und das mittelfristige Margenziel bestätigt werden, begrüssen die Amerikaner. Sie preisen die Aktie wie bis anhin mit "Buy" und einem Kursziel von 60 Franken zum Kauf an.

Bei der Credit Suisse heisst es hingegen, dass sich der Zwischenbericht fürs erste Quartal mehr oder weniger im Rahmen der Erwartungen bewegt. Grössere Überraschungen seien ausgeblieben. In den Handelsräumen der Grossbank ist man trotz der "Underperform" lautenden Verkaufsempfehlung des zuständigen Analysten aus taktischen Gründen zuversichtlich für die Aktie.