Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat für 2023 zwar erneut die Lancierung des elektronischen Rezepts in ganz Deutschland angekündigt. Diesbezügliche Erwartungen könnten aber zu hoch sein. Analysten zumindest sehen die Umsetzung erneut in Gefahr.

Bis um 10.25 Uhr verlieren Zur Rose -2,5 Prozent auf 30,22 Franken, während der Gesamtmarkt (SPI) 0,3 Prozent im Minus. Dabei hatte sich in den letzten Tagen eine deutliche Erholungstendenz abgezeichnet. Bis am Mittwoch hatten die Titel im laufenden Jahr gut 20 Prozent zugelegt. Es könnten als auch Gewinnmittnahmen eine Rolle spielen. Die anfangs 2021 erreichten Kurse bei über 500 Franken wirken aber so oder so längst nur noch wie ein ferner Traum.

Der deutsche Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach drängte zuletzt immer wieder auf eine schnelle Umsetzung des elektronischen Ärzterezepts. "Wir müssen das jetzt schnell ausrollen", sagte er im August 2022. Und zum Jahresende kam dann die Ankündigung, dass das E-Rezept Mitte 2023 endgültig kommen werde. Es ist der dritte Versuch, das E-Rezept in Deutschland zu etablieren.

Diesbezügliche Erwartungen könnten aber zu hoch sein. Analysten hegen Zweifel und warnen vor einer weiteren Enttäuschung. Die Deutsche Bank etwa senkte am Mittwoch das Kursziel für Zur Rose auf 22 von 24 Franken und bestätigte das Rating "Sell". Noch immer fehle ein klarer Umsetzungsplan, monierte der zuständige Analyst.

Der Experte der Deutschen Bank sieht nicht nur weiterhin technische Probleme bei der Umsetzung, auch in Bezug auf die Motivation der Ärzte hegt er Zweifel. Aus seiner Sicht dürfte der Nachrichtenfluss zum E-Rezept in den kommenden Monaten nicht abbrechen und damit auch die Aktienkurse von Zur Rose und Shop Apotheke volatil bleiben.

Am (heutigen) Donnerstag legt nun die britische Bank HSBC nach. Der zuständige Analyst halbiert das Kursziel auf 33 von 66 Franken und bestätigt das Rating "Hold". Auch er warnt vor überzogenen Erwartungen. Seiner Ansicht nach könnte 2023 ein weiteres verlorenes Jahr für das E-Rezept werden. Er verweist auf Aussagen von Karl Lauterbach, wonach Ärzte im Falle eines Verzichts auf das E-Rezepts keine Sanktionen drohen.

Und ein Gesetz, das nicht angewendet werde, führe dazu, dass die Leute es als Option und nicht als Pflicht wahrnähme, was für die Umsetzung des E-Rezepts ein grosses Problem darstelle, so der HSBC-Experte. Alles in allem erachtet er die von Lauterbach angekündigte Lancierung des E-Rezepts für 2023 damit als eher wirkungslos. Für Zur Rose sähe es damit düster aus.

(AWP)