Der Vertriebskonzern Galenica geht nicht mehr länger von einem Umsatzwachstum von 2 Prozent aus, hält gleichzeitig aber am Ziel eines operativen Gewinns (EBIT) mindestens auf Vorjahreshöhe fest.
Anders der Kunststoffspezialist Gurit. Dieser kürzt die Zielbandbreite für die operative Marge. Der Betriebsgewinn (EBIT) soll nur noch 6,5 bis 7,5 Prozent des Umsatzes ausmachen. Ursprünglich war mit einer operativen Marge zwischen 8 bis 10 Prozent gerechnet worden.
Erwartungen an Gurit substanziell zu hoch
Die doch sehr unterschiedliche Reaktion der Börse lässt sich darauf zurückführen, dass die Galenica-Aktie bereits vor der Umsatzwarnung kräftig unter die Räder kam. Alleine seit Mitte August beläuft sich das Minus auf über 25 Prozent. Zum Vergleich: Die Aktie von Gurit notiert noch immer um fast 15 Prozent über dem Stand von damals.
Kommt hinzu, dass Analysten die Gewinnwarnung bei Gurit als einschneidender beurteilen. Dabei ist von einem Abwärtsanpassungsbedarf bei den operativen Gewinnschätzungen von 20 Prozent und mehr die Rede.
In einem Kommentar hält die Zürcher Kantonalbank zwar an der "Übergewichten" lautenden Kaufempfehlung für die Gurit-Aktie fest. Ihres Erachtens war die unbefriedigende Geschäftsentwicklung im Bereich der Verbundstoffe, geprägt von einem schwachen Bestellungseingang und anhaltenden Schwierigkeiten mit einem wichtigen italienischen Kunden, seit längerem bekannt. Dass hingegen die Verluste der kleinen Einheit Composite Components (Umsatzanteil 2017: 6 Prozent) so bedeutend sind, dass sie zu einer Gewinnwarnung auf Gruppenstufe führen, überrascht den Autor des Kommentars. Er begrüsst deshalb den Entscheid von Gurit, sich von diesem Bereich zu trennen.
Umsatzwarnung bei Galenica nicht unerwartet
Wie die Bank Vontobel schreibt, kommt die zuletzt etwas verhaltenere Umsatzentwicklung bei Galenica hingegen nicht überraschend. Spätestens nach den vom Bundesamt für Gesundheitswesen im November angekündigten Preisreduktionen auf Medikamenten seien die diesjährigen Umsatzvorgaben nicht mehr realistisch gewesen. Da vor allem teure Medikamente von den Reduktionen betroffen seien, würden sich die Auswirkungen auf den operativen Gewinn aber in Grenzen halten, so die Zürcher Bank. Sie will nur kleinere Schätzungsanpassungen vornehmen und hält sowohl am "Hold" lautenden Anlageurteil für die Galenica-Aktie als auch am Kursziel von 45 Franken fest.
Baader-Helvea sieht insbesondere bei den Annahmen für das laufende Jahr Handlungsbedarf. Beim operativen Gewinn sollen die bankeigenen Prognosen um bis zu 15 Prozent reduziert werden. Bei den Annahmen für die Jahre 2019 und danach liegt der Anpassungsbedarf bei weniger als 5 Prozent. Baader-Helvea stuft die Galenica-Aktie wie bis anhin mit "Hold" ein. Das Kursziel von 47 Franken dürfte mit dem Rotstift überarbeitet werden.
Anders als Baader-Helvea rechnet auch die UBS Investmentbank nur mit geringfügigen Veränderungen bei den Markterwartungen. Dabei verweist die Grossbank auf die intakten operativen Gewinn- und Dividendenaussichten. Das Anlageurteil "Neutral" wird bestätigt, das 54,50 Franken lautende 12-Monats-Kursziel jedoch einer Überprüfung unterzogen.