Die Volatilität an den Obligationenmärkten nimmt keine Ende. Kletterten die Rendite im letzten Jahr in Rekordtempo auf undenkbare Höhen, so erfolgt nun die Korrektur innert Tagen in schwindelerregendem Tempo. So sind die Rendite für 2-jährige US-Staatsanleihen in den letzten drei Tagen von 5,10 auf 4,16 Prozent um ein knappes Prozent gesunken. Alleine am Montagmorgen betrug der Rückgang 0,5 Prozent, was den stärksten Tagesrückgang seit dem Börsencrash 1987 darstellt. 

Dem Abwärtssog bei den Renditen konnten sich auch die länger laufenden Obligationen nicht entziehen. Die Renditen für 10-jährige Treasury Bonds sanken in den letzten drei Tagen um 0,60 Prozent auf 3,40 Prozent, deutsche Staatsanleihen um 0,58 Prozent auf 2,18 Prozent und auch die Rendite für 10-jährige Eidgenossen rasselte in den Keller: Von 1,55 auf 1,13 Prozent.

Der stärkste Einbruch am Schweizer Markt war bei den 3-jährigen Papieren zu verzeichnen, wo die Rendite innert 3 Handelstagen von 1,64 auf 1,05 Prozent um rekordverdächtige 0,59 Prozent zurückging. Zwar sind die Kursschwankungen gerade bei den kurzlaufenden Schweizer Obligationen und Geldmarktanlagen hoch. Trotzdem sind sie ein guter Indikator, in welche Richtung und welcher Geschwindigkeit sich die Zinsen und Renditeerwartungen bewegen. 

Gerade der Renditerückgang beim 3-jährigen "Eidgenossen" signalisiert, dass mittelfristig auch beim Franken Zinssenkungen eingepreist werden. Allerdings dürfte die jüngste Entwicklung die Schweizerische Nationalbank (SNB) nicht davon abhalten, die Leitzinsen im März zu erhöhen. Die Ökonomen von Credit Suisse und UBS halten an ihren Prognosen für die Entwicklung des SNB-Leitzinses gemäss Anfrage der AWP fest. Sollte die US-Notenbank Fed wegen der Turbulenzen im US-Finanzsystem weniger stark an der Zinsschraube drehen als bislang erwartet, müsse dies nicht eins zu eins auf die hiesige Geldpolitik durchschlagen, meinen die beiden Grossbanken.

Saron dürfte steigen, Festhypotheken kurzfristig wieder günstiger

Die Credit Suisse prognostiziert bis im Juni einen Anstieg des Schweizer Leitzinsen auf 2,25 Prozent, die UBS einen Anstieg auf 1,75 Prozent wie cash hier berichtete. UBS-Ökonom Alessandro Bee meinte gegenüber der AWP, dass etwa ein Auslassen eines Zinsschrittes durch die Fed das Verhalten der SNB kaum gross verändern dürfte.

"Da die SNB nur einmal im Quartal einen Zinsentscheid fällt, dürfte sie weniger auf einzelne Events reagieren, sondern eher versuchen, eine stetige Politik zu verfolgen", so Bee gegenüber AWP.

Hinzu komme, dass für die SNB vor allem die Geldpolitik der EZB von Bedeutung sei und weniger die Geldpolitik des Fed. Allerdings: "Wenn sich beim Fed nun eine frühe Trendwende andeutet, weil die aktuellen Turbulenzen sich als schwerwiegender herausstellen als gedacht, wäre das dann natürlich eine andere Ausgangslage", so Bee gegenüber der Nachrichtenagentur weiter.

Dies würde bedeuten, dass der Saron bis Ende Juni weiter steigen würde. Da die langfristigen Obligationenrenditen stark gesunken sind, dürfte sich bei den langlaufenden Festhypotheken dagegen eine kurzfristige Entspannung abzeichnen. Dies unter der Voraussetzung, dass sich die Zinsen auf dem aktuellen Niveau stabilisieren respektive einpendeln.  

(cash)