Die Hoffnung auf einen erfreulichen Start der US-Bilanzsaison könnte die weltweiten Indizes laut Börsianern in der neuen Handelswoche über Wasser halten. «Insgesamt dürften die US-Unternehmen den vielen Unsicherheiten erstaunlich erfolgreich die Stirn bieten,» prognostizieren die Analysten von Marcard, Stein & Co in ihrem Marktfokus.

Auch Jochen Stanzl von CMC Markets geht davon aus, dass die Konzerne allen Unkenrufen zum Trotz erneut starke Bilanzen vorlegen und den Anlegern zeigen, «dass sie das unsichere Zollumfeld umschiffen können». Eingeläutet wird die Berichtssaison traditionell von den US-Grossbanken.

Für neue Störfeuer könnte vor allem der ungewisse Ausgang der Zoll-Verhandlungen mit der EU sorgen. Die Erwartung eines akzeptablen Deals, die den Dax nach oben getrieben hatte, wurde durch die jüngsten Aussagen von US-Präsident Donald Trump wieder gedämpft.

Der EU drohen nun neue pauschale Strafzölle. Trump kündigte an, Abgaben von 15 oder 20 Prozent auf die meisten Handelspartner zu erheben. Hohe US-Zölle würden die exportorientierte deutsche Wirtschaft hart treffen, vor allem Autohersteller, Maschinenbauer und die Pharmabranche. Die Zölle blieben der grosse Unsicherheitsfaktor für die Börsen, konstatierte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.

Citgroup und JPMorgan machen den US-Bilanz-Auftakt

Eröffnet wird die US-Bilanzsaison am Dienstag mit den Grossbanken Citigroup und JP Morgan. Am Tag darauf folgen unter anderem Bank of America und Goldman Sachs. Marc Decker, Co-Leiter Aktien bei der Quintet Private Bank, erwartet, dass die sich abzeichnende Deregulierung zwar die Konjunkturabkühlung in den USA abfedert, doch die Flaute im Geschäft mit Fusionen und Übernahmen Bremsspuren bei den Finanzinstituten hinterlassen haben dürfte.

Den Auftakt bei den Technologiewerten bilden die Quartalsergebnisse des Streamingdienstes Netflix am Donnerstag. Hier richten Anleger ihre Aufmerksamkeit auf die Akzeptanz der zunehmenden Live-Übertragungen. Damit will Netflix die Nutzer der werbefinanzierten Angebote möglichst lange vor dem Bildschirm halten. Die Markterwartungen seien insgesamt recht niedrig, sagte Bruce Zaro, Geschäftsführer des Vermögensverwalters Granite. «Dessen ungeachtet werden vor allem die Technologiefirmen fantastische Ergebnisse vorlegen.»

Erste Schweizer Large Caps im Fokus

Am Dienstag teilt Partners Group die Höhe der verwalteten Vermögen mit. Richtig los geh es Mittwoch, wenn legt in der Schweiz der Luxusgüterkonzern Richemont seine Zahlen vor, gefolgt von ABB und Novartis am Donnerstag.

Gegen Ende Woche legen auch DKSH, BLKB, Rieter, Schindler, CPH und Mikron Ergebnisse vor. 

Konjunktur im Blick

Auf der Konjunkturseite richten Börsianer ihre Aufmerksamkeit auf die US-Konjunkturdaten, von denen sie sich nach den überraschend starken Beschäftigtendaten der vergangenen Woche zusätzliche Rückschlüsse auf die künftige Geldpolitik der US-Notenbank erhoffen.

Aktuell rechnen Analysten mit zwei weiteren Zinssenkungen der Fed. Highlight sind die US-Einzelhandelsumsätze am Donnerstag, da der private Konsum als Hauptstütze der weltgrössten Volkswirtschaft gilt. Analysten erwarten für Juni eine Stabilisierung nach einem Minus von knapp einem Prozent im Vormonat. Am Dienstag stehen die Inflationsdaten auf dem Programm. Diese sind im Monatsvergleich voraussichtlich auf 0,3 Prozent gestiegen.

Am selben Tag gibt der ZEW-Index Auskunft über die Stimmung der deutschen Börsenprofis im Juli. Zuletzt blickten diese angesichts positiver Konjunktursignale und sinkender Zinsen optimistischer auf die deutsche Wirtschaft. 

(Reuters/cash)