Wegen verschärfter US-Auflagen für Technologie-Exporte in die Volksrepublik intensivieren chinesische Firmen ihre Entwicklung von Spezialchips für Künstliche Intelligenz (KI). Sie wollen dem Weltmarktführer Nvidia Marktanteile abjagen, der Experten zufolge seinerseits mit eigens für China entwickelten Prozessoren den neuen Vorgaben gerecht werden will.

Einer der chinesischen Nvidia-Konkurrenten ist der vor allem als Telekom-Ausrüster sowie Smartphone-Anbieter bekannte Konzern Huawei. Das in westlichen Ländern umstrittene Unternehmen erhielt Insidern zufolge unlängst einen umgerechnet knapp 58 Millionen Euro schweren Auftrag zur Lieferung von 1600 KI-Spezialchips an Baidu. Der Google-Rivale hat mit «Ernie» einen aussichtsreichen Kandidaten im Rennen, um der KI-Software ChatGPT der US-Firma OpenAI Konkurrenz zu machen.

Nachfolgend einige Informationen zum Huawei-Prozessor «Ascend AI 910B», der gegen den «A100» von Nvidia antritt:

Warum ist Huawei ins Geschäft mit KI-Chips eingestiegen?

Huawei hatte seine Pläne für einen KI-Chip bereits 2018 bekannt gegeben und den ersten Chip im Jahr darauf offiziell vorgestellt. Zur gleichen Zeit kam der Konzern wegen möglicher Spionage für die chinesische Regierung auf eine Schwarze Liste der USA.

Nach Angaben von Huawei war der 2019 vorgestellte «Ascend AI 910» der damals leistungsstärkste KI-Chip der Welt. Dabei verbrauche er weniger Strom als zunächst angepeilt. An der Marktdominanz von Nvidia sowohl innerhalb als auch ausserhalb Chinas änderte sich dennoch wenig. Experten zufolge beherrscht der US-Konzern etwa 80 Prozent des Weltmarkts mit seinen Chips «A100» und «H100», die 2020 beziehungsweise 2022 auf den Markt kamen. Ein Grund hierfür sei, dass viele KI-Entwickler bei ihrer Arbeit auf das bereits bestehende Software-Ökosystem von Nvidia zurückgriffen. Die entsprechenden Programme von Huawei hinkten technologisch hinterher.

Was ist neu am Chip «910B»?

Offiziell vorgestellt hat Huawei die neueste Version des KI-Chips, den «910B», bislang nicht. Allerdings gelangten einige Details durch Aussagen chinesischer Firmen oder Forscher sowie durch technische Informationen auf der Huawei-Internetseite an die Öffentlichkeit.

So sagte der Chef des chinesischen KI-Spezialisten iFlyTek im August 2023, die neuen Huawei-Prozessoren seien technologisch auf Augenhöhe mit dem «A100» von Nvidia. Nach Ansicht von Analysten und Insidern stimmt dies zwar bei der reinen Rechenpower, nicht jedoch bei der Gesamtleistung. Der «910B» sei aber der beste in China verfügbare KI-Chip.

Warum engagiert sich Huawei im Bereich KI-Chips?

Experten trauen dem chinesischen Markt für KI-Prozessoren ein Volumen von sieben Milliarden Dollar zu. Huawei will sich nach eigenen Aussagen von diesem Kuchen ein möglichst grosses Stück abschneiden und ausserdem Kunden weltweit eine Alternative zu den Nvidia-Produkten liefern. Analysten gehen davon aus, dass Huawei dank milliardenschwerer staatlicher Förderprogramme bald den technologischen Rückstand zur westlichen Konkurrenz aufholen kann.

(Reuters)