Um die Altersvorsorge in der Schweiz war es auch schon besser bestellt. Die Unsicherheit, was mit der ersten oder zweiten Säule passiert, ist gross. Immer häufiger empfehlen Experten daher den Blick ins Ausland. Nach Schweden zum Beispiel, dessen Vorsorgesystem als besonders fair für alle Generationen gilt. Oder auch nach Singapur, wo jeder Arbeitnehmer für sich selber 37 Prozent des Bruttolohnes muss, um ein Jahr künftige Rente zu finanzieren. Ganz so radikal muss die Zukunft hierzulande sicher nicht gestaltet werden. Aber um eine grössere Reform dürfte die Schweiz mittelfristig wohl nichtherumkommen.

Wachstum erwartet

Anlegern, die eigenverantwortlich vorsorgen möchten, bleibt vorerst hauptsächlich das steuerbegünstigte Sparen über die sogenannten 3a-Vorsorgefonds. 6826 Franken dürfen Arbeitnehmer dieses Jahr in eine 3a-Lösung einzahlen. Seit 2013 bereitet die Hochschule für Wirtschaft in Freiburg eine Übersicht über die besten 3a-Produkte für die «Handelszeitung» zweimal jährlich auf. Damit die Resultate über die Zeit gut vergleichbar bleiben, ist die Methodik unverändert. 

Natürlich kommen laufend neue Fonds dazu, da einige Anbieter ihre Produktpalette ständig erweitern. Doch erst wenn sich diese Produkte drei Jahre am Markt behauptet haben, werden sie in den Vergleich aufgenommen. «Der Zuwachs zeigt, dass die Branche in diesem Bereich Wachstum erwartet», folgert Studienleiter Thomas Schudel. 

Im Vergleich zu den Ergebnissen vor gut sechs Monaten gibt es in der aktuellen Auswertung einige Verschiebungen: Neun Fonds haben sich um eine Stufe verbessert, sechs Fonds haben sich um einen Rang verschlechtert. (Zu allen Ergebnissen, siehe unten). Bei den Fondshäusern bleibt der Anbieter IST Investmentstiftung auf Platz eins. Die Non-Profit-Organisation mit Sitz in Zürich und Lausanne verwaltet für über 500 private und öffentlich- rechtliche Vorsorgeeinrichtungen in der ganzen Schweiz Gelder von mittlerweile 8,5 Milliarden Franken.

Privatanleger können leider nur eingeschränkt am Erfolg von IST partizipieren. Ansonsten sind nur in der Schweiz domizilierte steuerbefreite Vorsorgeeinrichtungen der zweiten Säule und der Säule 3a sowie patronale Wohlfahrtsfonds als Anleger in die Anlagegruppen von IST zugelassen.

IST, Baloise und GAM auf dem Podest

Erstmals haben neben IST auch Baloise und GAM den Sprung auf das Podest geschafft. Versicherer Baloise erreichte Platz zwei. GAM rückte auf Platz drei vor. Swisscanto und Axa Winterthur wurden dadurch auf die Plätze vier und fünf verdrängt. Verbessert haben sich auch Mobiliar, Swiss Life und Zurich. Verschlechtert haben sich dagegen die Anbieter Sarasin, UBS, Pictet und Raiffeisen.

Bei den festverzinslichen Fonds ohne Aktienanteil haben der CSA Mixta-BVG Basic und GAM Institutional – CHF Domestic Bond – A1 wiederum am besten abgeschnitten, bei den defensiven Fonds (10 bis 35 Prozent Aktienanteil) erneut der IST Mixta Optima 25 I und neu auch der IST Optima 15 I und auch der IST Optima 35 I. Bei den ausgewogenen Produkten mit einem Aktienanteil von 40 bis 50 Prozent steht wie bei der Auswertung zuvor der Swisscanto BVG 3 Index 45 AT vorn. Er liegt mit dem Swisscanto Vorsorge Fonds 45 Passiv VT CHF praktisch gleich auf. Neu dazugekommen als Testsieger in dieser Anlageklasse ist der AWI BVG Vivace.

Ärgernis Gebühren

Die grösste Unbekannte bei den 3a-Produkten bleiben für Privatanleger immer noch die teilweise hohen und versteckten Gebühren. Bei vielen Produkten sehen sie auf den ersten Blick oft tief aus, doch in Wahrheit fallen sie oft höher aus. So gibt es Anbieter, die einige Fees erst in ihrem Kleingedruckten ausweisen. Manchmal sind es zudem die Vertriebsfirmen, die auch noch Gebühren erheben.

Zunächst ist ein Blick auf die Total Expense Ratio (TER) ratsam. Anbieter wie Baloise haben die TER in den letzten Jahren konsequent gesenkt, was sich auch in der besseren Platzierung in dieser Auswertung gezeigt hat. Trotzdem bleiben gerade die grossen Fondshäuser träge. Konkurrenz bekommen sie von innovativen, heute noch kleinen Fintech-Startups wie dem Smartphone-basierten Anbieter Viac.

Viac ist gut eineinhalb Jahre am Markt und zählt mit mehr als 11 000 aktiven Kunden und 160 Millionen Franken verwaltetem Vorsorgevermögen gemäss eigenen Angaben zu den am schnellsten wachsenden Fintechs der Schweiz. Auch Studienleiter Thomas Schudel rechnet damit, dass immer mehr stark IT-gestützte 3a-Produkte auf den Markt kommen werden, was das Universum der Anlagefonds aber auf lange Sicht günstiger und kundenfreundlicher machen sollte.

 

Testsieger: Das sind die besten Produkte

Für Risikoscheue (0 Prozent Aktien)

Name (Anbieter)Gesamtnote
Institutional CHF Domestic Bond (GAM)2,38
CSA Mixta-BVG Basic (CS)2,78

 

Für Vorsichtige (bis zu 35 Prozent Aktien)

Name (Anbieter)Gesamtnote
IST Mixta Optima 25 I (IST)2,25
IST Optima 15 I (IST)2,78
IST Optima 35 I (IST)2,35

 

Für Risikofreudige (bis 50 Prozent Aktien)

Name (Anbieter)Gesamtnote
BVG 3 Index 45 AT (Swisscanto) 2,60
AWI BVG Vivace (Axa Winterthur)2,80

NOTEN: 1 HERVORRAGEND, 2 SEHR GUT, 3 GUT, 4 GENÜGEND, 5 UNGENÜGEND

QUELLEN: HEG-FR/SWISS PENSION PERFORMANCE INDEX 3A

 

Eine Gesamt-Übersicht des grossen «Handelszeitung»-3a-Checks finden Sie hier

 

Tipps für das richtige 3a-Sparen

Beiträge stets vor Jahresende: Die Einzahlung muss noch 2019 verbucht sein. Es ist daher ratsam, dass die Einzahlung mit Valuta einige Tage vor Jahresende in Auftrag gegeben wird, sodass die Zahlung noch rechtzeitig verbucht wird. Arbeitnehmer können dieses Jahr 6826 Franken in eine 3a-Lösung einzahlen.

Kleine Beträge gehen auch: Falls Sie den gesamten Betrag nicht auf einmal ein- zahlen möchten, richten Sie einen Dauerauftrag mit kleineren Beträgen bei Ihrer Bank ein, je nach Bud- get. Falls Sie ein Jahr mit den Zahlungen aussetzen, ist das langfristig für Ihre Sparziele kein Problem. Der Steuervorteil entfällt in diesem Jahr natürlich.

Keine Angst vor Aktien
3a-Produkte mit 25 Prozent Aktien haben in den letzten fünf Jahren eine jährliche Rendite von 2,6 Prozent erzielt, diejenigen mit 45 Prozent Aktien sogar von 4,1 Prozent. Das lohnt sich. Vor allem, wenn Sie bedenken, dass in der ersten und der zweiten Säule hohe Obligationenanteile vorhanden sind.

Viele Konten: Ab einem Betrag von 40 000 Franken lohnt es sich, ein neues 3a-Konto zu eröffnen. Theoretisch darf eine Person zehn verschiedene 3a-Konten führen. Mehr als fünf sind allerdings eher unüblich.

Unabhängige Plattformen: Hausbanken bieten meist nur eine eingeschränkte Auswahl an 3a-Produkten. Es lohnt sich ein Blick auf unabhängige Plattformen wie Liberty oder das Startup Viac.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der «Handelszeitung» unter dem Titel "Ohne 3a-Sparen geht nichts".