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Es gibt kaum eine Bank, die ihre Aktienmarktprognosen in den letzten Tagen und Wochen nicht unter positiven Vorzeichen überarbeitet hat. Ziemlich weit lehnt sich dabei vor allem Chefdenker Andrew Garthwaite von der Credit Suisse aus dem Fenster. Er sieht den Weltaktienindex von MSCI bis Ende nächsten Jahres noch einmal um 12 Prozent steigen. In Dollar und nicht in Franken gerechnet, versteht sich. Und dies, obwohl das viel beachtete Börsenbarometer alleine seit Jahresbeginn mit fast 17 Prozent im Plus steht.

Mit etwas mehr als 18 Prozent schnitt der Stoxx Europe 600 Index – er steht für die Aktienkursentwicklung der 600 wichtigsten europäischen Publikumsgesellschaften - sogar noch besser ab.

Doch hier kommt nun der für die Bank of America tätige Stratege Sebastian Rädler ins Spiel. Er geht davon aus, dass das Börsenbarometer im Laufe des Septembers in etwa bei 470 Punkten verharrt – nur um dann bis Ende Dezember auf 420 Punkte zurückzufallen. Das entspräche aus heutiger Sicht einem Rücksetzer von fast 12 Prozent.

Rädler sieht die vorauseilenden Konjunkturindikatoren in Europa im Schlussquartal nach unten drehen. Gleichzeitig rechnet er damit, dass einige der führenden Zentralbanken ihre Wertpapierkäufe zurückfahren werden.

Ganz uneigennützig ist diese Schreckensprognose allerdings nicht, stufte der Stratege die europäischen Aktienmärkte doch erst kürzlich von "Positive" auf "Neutral" herunter.

Die Bank of America sieht den Stoxx Europe 600 Index auf 420 Punkte zurückfallen (Quelle: www.cash.ch)

Nachts weiterhin ruhig schlafen darf, wer den Finanzwerten im Aktienportefeuille ein überdurchschnittlich hohes Gewicht beimisst. Denn in Erwartung steigender Anleihenrenditen geht Rädler bei europäischen Versicherungsaktien im weiteren Jahresverlauf von einer um 6 Prozent besseren Kursentwicklung aus. Bankaktien sieht er sogar um 11 Prozent besser abschneiden.

Kein gutes Haar lässt der Stratege übrigens an den Aktien aus der Pharmaindustrie und sieht diese ins erste Quartal nächsten Jahres hinein um 8 Prozent schlechter als der Stoxx Europe 600 Index abschneiden.

Unnötig zu erwähnen, dass man bei der Bank of America deshalb auch einen grossen Bogen um den Schweizer Aktienmarkt mit seinen beiden Schwergewichten Roche und Novartis macht. Das wiederum mutet etwas inkonsequent an, erweisen sich diese Valoren doch gerade in turbulenten Märkten oft als "Fels in der Brandung"...

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In den letzten Wochen berichtete ich mehr als einmal von millionenschweren Titelverkäufen aus der Teppichetage von Lindt&Sprüngli.

Allerdings sind da weitere Unternehmen aus der Schweiz, bei denen die Firmenlenker Kasse machen – darunter der Luxusgüterkonzern Richemont. Wie Offenlegungsmeldungen an die Schweizer Börsenbetreiberin SIX zeigen, haben sich Verwaltungsräte oder Mitglieder der Geschäftsleitung des Unternehmens alleine seit Mitte Juli von Aktien und Optionen mit einem Marktwert von fast 16 Millionen Franken getrennt.

Mehrere dieser Verkaufstransaktionen betreffen den einst zur Aktionärsbindung ausgegebene Call-Warrant CFRAO und wurden von einer einem Verwaltungsrat nahestehenden juristischen Person abgeschlossen. Das wiederum lässt die Vermutung zu, dass niemand geringerer als der südafrikanische Milliardär und Verwaltungsratspräsident Johan Rupert höchst persönlich dahinter stecken könnte.

Zur Erinnerung: Angeblich war er es, der zwischen dem 27. November und dem 1. Dezember 2020 insgesamt gut 50 Millionen Aktionärs-Optionsscheine im Gesamtwert von fast 10 Millionen Franken über den offenen Markt erwarb. Damals kostete ein Warrant rund 20 Rappen.

Die Richemont-Aktien hatten in den letzten zwei, drei Wochen einen schweren Stand (Quelle: www.cash.ch)

Sieben Monate später trennte er sich zu Kursen um die 60 Rappen von 16 Millionen Optionsscheinen. Seit Mitte Juli kommt eine weitere Million veräusserter Scheine hinzu.

Noch vor wenigen Wochen wurden für die Namenaktien von Richemont in der Spitze Kurse von 119 Franken bezahlt. Zu diesem Zeitpunkt waren die Valoren des Luxusgüterkonzerns weit oben auf der diesjährigen SMI-Gewinnerliste zu finden. Dass die Aktien zuletzt sichtlich Mühe bekundeten, dürfte vor allem mit der Angst vor einer weiteren Pandemiewelle zu tun haben – eventuell aber eben schon auch mit den Titelverkäufen aus dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung.

 

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