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Noch vor wenigen Wochen sah alles danach aus, als ob die Aktien von AMS Osram wieder Kurs auf die Marke von 10 Franken nehmen würden. Der Hype rund um die Fortschritte bei der generativen künstlichen Intelligenz verlieh auch den Valoren des Sensorenherstellers aus Unterpremstätten etwas Rückenwind. Doch die Flut, sie hebt nicht länger alle Boote - zumindest nicht die Ollen.

Gut möglich, dass die zermürbende Kursschwäche der letzten Tage ein Ergebnis von Verleiderverkäufen ist. Auch Positionsglattstellungen auf das Quartalsende hin möchte ich nicht ausschliessen. Doch diese Erklärungen greifen nicht weit genug.

Nach zwei enttäuschenden Quartalsausblicken in Folge kann ich gut nachvollziehen, wenn im Hinblick auf die anstehende Ergebnisveröffentlichung von Ende Juli eine gewisse Grundnervosität um sich greift. Das gebrannte Kind scheut bekanntlich das Feuer. Aus dem Dunstkreis führender Smartphonehersteller ist denn auch zu hören, dass die Geschäfte auch schon besser liefen.

Kurszerfall bei den Aktien von AMS Osram in den letzten Wochen (Quelle: www.cash.ch)

Dass es sich bei der Kursschwäche der Valoren von AMS Osram nicht um ein firmenspezifisches Phänomen handelt, lassen die jüngsten Kursverluste bei Branchennachbarn wie Sensirion oder U-blox erahnen. Anders als jene des Sensorenherstellers hatten diese beiden Aktien jüngst sogar neue Jahrestiefststände zu beklagen. Letztere gingen nach einer Reduktion des 12-Monats-Kursziels auf 111 (zuvor 136) Franken durch die Credit Suisse in den freien Fall über.

Wie Analyst Serge Rotzer festhält, bleibt die erhoffte Belebung in China bislang aus. Gleichzeitig berichtet er von Anhaltspunkten für eine Nachfrageverlangsamung in Europa.

Diese Aussagen setzten auch anderen Halbleiteraktien aus der Schweiz zu. Ob zurecht wird sich für die nicht gerade erfolgsverwöhnten Aktionärinnen und Aktionäre von AMS Osram Ende Juli zeigen.

Noch ist mir jedenfalls nicht von Gewinnschätzungsreduktionen aus der Analystengemeinde zu Ohren gekommen. Ganz im Gegenteil: Kürzlich setzte der amerikanische Broker Stifel die in Analystenkreisen nicht unumstrittenen Aktien des Sensorenherstellers mit einem Kursziel von 13,50 Franken auf die Liste der "Best Ideas from our Swiss Universe". Ganz schön mutig.

Noch wurde dieser Mut nicht belohnt. Aber harren wir mal der Dinge, die da noch kommen mögen...

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Bleiben wir bei den hiesigen Unternehmen aus der Halbleiterindustrie. Wenn die Bank of America eine Verkaufsempfehlung ausspricht, bleibt das für gewöhnlich nicht ohne Folgen für die Kursentwicklung der betroffenen Aktien.

Auf die Erstabdeckung der Valoren von Inficon mit "Underperform" und einem Kursziel von gerade mal 900 Franken reagiert die Börse allerdings überraschend gelassen. Das erstaunt insofern, als dass der mir nicht namentlich bekannte Analyst mit seinen Gewinnschätzungen für den Halbleiterausrüster um bis zu 10 Prozent unter den durchschnittlichen Annahmen seiner Berufskollegen bei anderen Banken liegt. Das ist schon allerhand.

Kursentwicklung der Inficon-Aktien im bisherigen Tagesverlauf (Quelle: www.cash.ch)

Wie der Analyst schreibt, dürfte das Unternehmen nur unterdurchschnittlich von einem neuen Branchenzyklus profitieren. Schuld seien die nicht zum Kerngeschäft gehörenden Aktivitäten. Ausserdem ist ihm die vergleichsweise stolze Bewertung der Aktien ein Dorn im Auge.

Jene von Inficon sind übrigens nicht die einzigen Halbleiteraktien, bei welchen die Bank of America zum Verkauf rät. Ende März nahm die Investmentbank schon bei Comet die Erstabdeckung mit "Underperform" und einem Kursziel von 199 Franken auf. Und wie bei Comet stemmen sich die Amerikaner diesmal auch bei Inficon wieder gegen ein Gros der anderen Banken. Das macht die Bank of America zur Wiederholungstäterin.

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