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Noch ist das Börsenjahr 2024 zwar keine drei Monate alt. Allerdings stehen die Aktien von Lonza seit Januar bereits mit ziemlich genau 50 Prozent im Plus. Damit führt ausgerechnet das letztjährige Schlusslicht aus dem Swiss Market Index (SMI) die Gewinnerliste an – und das mit einem ziemlich komfortablen Abstand zu den beiden Verfolgern Swiss Re (+23 Prozent) und Holcim (+22 Prozent).

Allerdings hält der Höhenflug der letzten Wochen den für BNP Paribas tätigen Analysten Gary Steventon nicht davon ab, eine Kaufempfehlung für Lonza auszusprechen. In einer 64 Seiten starken Unternehmensstudie nimmt er die Abdeckung der Aktien mit "Outperform" und einem Kursziel von 600 Franken auf – getreu dem Motto: Besser spät als nie.

Seit Dezember befinden sich die Lonza-Aktien in einem Höhenflug (Quelle: www.cash.ch)

Er hält den Marktführer aus Basel für gut aufgestellt, um aus dem künftigen Wachstum in der 120 Milliarden Dollar schweren Pharmazulieferindustrie Profit zu schlagen. Ausserdem wähnt der Analyst Lonza technologisch betrachtet in der Vorreiterrolle und traut ihm auf Jahre hinaus ein hohes Wachstum zu.

In seiner Kaufempfehlung stützt sich Steventon auch auf die erst kürzlich erhöhten Mittelfristziele ab. Und auch in der Suche nach einem neuen Firmenchef sieht er einen möglichen Kurstreiber für die Valoren. Wirklich neue Erkenntnisse sucht man vergeblich.

Wie schnell sich Lonza an der Börse vom Sorgenkind zum Musterknaben gemausert hat, verblüfft selbst mich, der die Aktien nunmehr schon seit Mitte September bei Kursen von um die 430 Franken zu seinen Schweizer Aktienfavoriten zählt. Dass die Valoren heute Montag trotz der neuen Kaufempfehlung aus Frankreich unter Gewinnmitnahmen ächzen, dürfte übrigens den politischen Wirren in Washington rund um die Ausschreibung öffentlicher Pharmazulieferverträge geschuldet sein.

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Als DocMorris am frühen Donnerstagmorgen das letztjährige Ergebnis kommunizierte, dürfte der für die UBS tätige Analyst Sebastian Vogel den Zahlenkranz mit einer gewissen Genugtuung kommentiert haben. Einerseits fiel der bereinigte operative Verlust (EBITDA) mit knapp 35 Millionen Franken etwas höher als von seinen Berufskollegen bei anderen Banken gedacht aus. Und zum anderen wartete die Versandapotheke mit eher vorsichtigen Vorgaben fürs laufende Jahr auf.

Für 2024 wird seitens des Unternehmens mit einem Umsatzwachstum von mindestens 10 Prozent gerechnet. Das liegt weit unter den durchschnittlich bei 19 Prozent liegenden Schätzungen der Analysten. Nur dem Umstand, dass beim operativen Ergebnis (EBITDA) die Gewinnschwelle erreicht werden könnte, dürfte es zu verdanken gewesen sein, dass den Aktien an diesem Tag ein kleineres Kursdebakel erspart blieb.

Vogel ist der Einzige und Letzte seiner Berufsgilde, der eisern an seiner Verkaufsempfehlung für die Valoren der früheren Zur Rose festhält. Mit 29 Franken liegt das 12-Monats-Kursziel wie bis anhin deutlich unter den am Freitag bezahlten 82 Franken.

Aufstieg und Fall der DocMorris-Aktien über die letzten drei Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Seine Berufskollegen bei HSBC, Deutsche Bank oder Warburg Research haben ihre Kursziele rund um die Ergebnisveröffentlichung herum teilweise kräftig erhöht. Jener der britischen HSBC traut den Aktien gar Kurse von bis zu 115 Franken zu.

Ob der UBS-Analyst nachziehen oder seine Verkaufsempfehlung überdenken wird, bleibt abzuwarten. Eilig haben dürfte er es jedenfalls nicht, geht seine Verkaufsempfehlung doch auf Ende Februar 2021 zurück. Wer sich damals von Aktien trennte, löste noch mehr als 400 Franken je Stück.

Nicht zuletzt auch deshalb, weil in angelsächsischen Analystenkreisen einst mit Kurszielen von 700 Franken und mehr herumjonglierte wurde, kam die Verkaufsempfehlung der UBS im Februar 2021 einem Tabubruch gleich. Das wiederum könnte die momentane Gelassenheit Vogels erklären...

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