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Die Analysten von Keefe, Bruyette & Woods (KBW) sind auf Finanzwerte spezialisiert. Gerade in Londoner Börsenkreisen hat ihr Wort Gewicht.

Erst kürzlich sorgten die Finanzwertespezialisten hierzulande für einen Aufschrei, als sie bei ihrem Kursziel für die Aktien der UBS den Korrekturstift ansetzten und damit ihrer Verkaufsempfehlung noch einmal Nachdruck verliehen.

Er habe sich von den Zinserträgen im Wealth Management mehr erhofft, so der zuständige Thomas Hallett. Ausserdem äussert er die Befürchtung, dass man sich die erfreuliche Nettoneugeldentwicklung bei der alten Credit Suisse mit grosszügigen Konditionen teuer erkauft haben könnte.

Die Aktien der UBS sind übrigens nicht die einzigen aus der Schweiz, für welche die KBW-Analysten eine Verkaufsempfehlung ausstehend haben. Auch für jene von Swiss Re finden sie keine wohlwollenden Worte. Darius Satkauskas nimmt den Zahlenkranz für das zurückliegende dritte Quartal zum Anlass, um die Gewinnschätzungen für die kommenden Jahre um bis zu 4 Prozent zu senken. Am 85 Franken lautenden Kursziel ändert sich dadurch nichts.

Wie Satkauskas schreibt, steht Swiss Re bei den Reserven schwächer da als andere Rückversicherer. Dadurch sinkt nicht nur die Wahrscheinlichkeit gewinnwirksamer Reserveauflösungen, es drohen künftig gerade im Personen-Rückversicherungsgeschäft sogar schmerzhafte Nachreservierungen. Für den Analysten bleiben die Valoren deshalb ein Verkauf mit "Underperform".

Sein Abteilungskollege William Hawkins hat sich hingegen an den dividendenstarken Aktien von Zurich Insurance festgebissen. Er stuft diese wie bis anhin mit "Underperform" ein. Vom Kursziel von 345 Franken lässt sich auf ein Rückschlagspotenzial von ziemlich genau 20 Prozent schliessen.

Die Aktien von Zurich Insurance seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Dem Analysten zufolge wird die Schwankungsanfälligkeit des Tagesgeschäfts grundlegend unterschätzt. Er warnt deshalb vor möglichen Ergebnisenttäuschungen. Nicht mehr ganz so pessimistisch wie bisher ist Hawkins für Farmers. Die amerikanische Tochter scheine die Talsohle durchschritten zu haben. Von seiner Verkaufsempfehlung will er jedoch partout nicht abweichen.

Vor zwei Wochen berichtete ich von Erhebungen der Bank Julius Bär, wonach die Aktien von Zurich Insurance mit Beginn des Monats November in die beste Zeit des Jahres übergeht. Wie der Markttechnikexperte Mensur Pocinci vorrechnet, schneiden die Valoren der Versicherungsgruppe zwischen November und April substanziell besser als in der übrigen Zeit des Jahres ab.

Er unterlegt diese Aussage mit geradezu beeindruckendem Zahlenmaterial. Wäre man seit 1990 immer nur zwischen Anfang November und Ende April in die Zurich-Aktien investiert gewesen, hätte man aus einem investierten Franken 16,39 Franken gemacht. Wäre man stattdessen immer nur zwischen Anfang Mai und Ende Oktober investiert gewesen, wären vom besagten Franken heute nur noch 58 Rappen übrig. Und auch wenn es der Julius-Bär-Experte nicht explizit schreibt, dann liegt der Grund für diese gewaltige Diskrepanz nicht zuletzt in der üppigen Dividende. Diese kommt bekanntlich jeweils im April zur Auszahlung.

Gerade im Wissen um diese saisonalen Gegebenheiten können die Aktionärinnen und Aktionäre von Zurich Insurance der Verkaufsempfehlung aus dem Hause KBW entspannt begegnen...

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AMS Osram drückt bei der Bilanzsanierung aufs Gaspedal. Nur wenige Tage, nachdem der hochverschuldete Sensorenhersteller nachrangige Anleihen im Gesamtbetrag von einer Milliarden Euro bei Investoren platzieren konnte, legt er mit konkreten Informationen zur geplanten Kapitalerhöhung nach.

Allerdings lässt sich der neue Firmenchef Aldo Kamper die Bilanzsanierung – man kann es nicht anders sagen – ganz schön was kosten. Da wären zum einen die Coupons der nachrangigen Anleihen in Höhe von 10 ½ Prozent für die 625-Millionen-Euro-Tranche und von 12 ¼ Prozent für die 400-Millionen-Euro-Tranche. Lange Rede, kurzer Sinn: Die Emission dieser beiden Anleihen geht künftig mit hohen Zinskosten einher.

Kursentwicklung der Aktien von AMS Osram im bisherigen Tagesverlauf (Quelle: www.cash.ch)

Und was die geplante Kapitalerhöhung anbetrifft, müssen die Aktionärinnen und Aktionäre dem schlechten Geld einmal mehr eine ganze Menge gutes hinterherwerfen. Für jeweils vier bestehende Aktien müssen sie ganze elf neue Aktien zeichnen, wollen sie denn einer Verwässerung aus dem Weg gehen. Dass der Bezugspreis mit 1,07 Franken je Stück weit unter dem Schlusskurs vom Freitag liegt, dürfte der Festübernahme der Kapitalerhöhung durch ein Bankenkonsortium geschuldet sein. Dass das Unternehmen selbst kein Risiko eingehen will, ist verständlich. Doch auch das erkauft es sich teuer.

Vontobel-Analyst Mark Diethelm setzt seinerseits den dicken Korrekturstift an. Er streicht das Kursziel im Hinblick auf die Kapitalerhöhung auf 4,20 (zuvor 12) Franken zusammen. Seines Erachtens können die Aktionärinnen und Aktionäre von AMS Osram nun getrost nach vorn schauen. In Anbetracht der intakten längerfristigen Wachstumsaussichten preist Diethelm die Aktien weiterhin zum Kauf an.

Ich bin jetzt schon neugierig, was für ein Kursziel das Bewertungsmodell seines Berufskollegen Jürgen Wagner bei Stifel ausspuckt. Er riet zuletzt nämlich sogar mit einem Kursziel von 13 Franken zum Einstieg.

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