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Die Genussscheine von Roche kleben auch weiterhin hartnäckig an den Mehrjahrestiefstkursen. Rückblickend gingen weder vom milliardenschweren Wiedereinstieg ins Geschäft mit Stoffwechselmedikamenten, noch vom letztjährigen Ergebnis die erhofften Kursimpulse aus.

Ganz im Gegenteil: Mit dem Zahlenkranz schrammte das Pharma-Urgestein aus Basel selbst an den pessimistischsten Analystenschätzungen vorbei. Ich kommentierte das Ergebnis und den Ausblick kürzlich denn auch mit folgenden Worten:

...und...

Gerade im Wissen, dass das letztjährige Ergebnis ja um einiges tiefer als erwartet ausfiel und die Ausgangslage fürs laufende Jahr dadurch eine tiefere ist, sind diese Finanzziele umso enttäuschender.

Kursentwicklung der Bons von Roche über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)

Dennoch versucht sich ein viel gelesener Anlegerbrief aus Deutschland – in hiesigen Börsenkreisen auch liebevoll "Düsseldorfer" oder "Düdo" genannt - nochmals an den Genussscheinen von Roche. Wie ich der aktuellen Ausgabe entnehme, raten die Autoren zum Einstieg.

Nun stehe der Ausbau der Forschung im eigenen Haus sowie der Kauf von Spezialisten auf verschiedenen Pharmagebieten im Vordergrund, um den Anschluss zu finden, wie die Autoren schreiben. Sie geben die Finanzreserven für dieses Unterfangen mit 60 bis 65 Milliarden Franken und die Einarbeitungszeit des neuen Firmenchefs Thomas Schinecker mit 12 Monaten an. Man investiere neu, nachdem man sich zurückgezogen habe.

Wirklich viel Fleisch am Knochen scheint mir an diesen Kaufargumenten nicht zu sein. Neugierig wie ich bin, habe ich mich übrigens ein bisschen schlau gemacht: Im Anlegerbrief wurden die Genussscheine von Roche im April 2022 schon einmal zum Kauf angepriesen, als Kurse von 390 Franken und mehr bezahlt wurden. Zu den jetzigen Kursen erscheint mir ein Einstieg um einiges vernünftiger. Zuletzt machte der besagte Anlegerbrief übrigens mit ziemlich abenteuerlichen Spekulationen zur Übernahmepolitik der Basler von sich reden.

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Was die Genussscheine von Roche bei knapp 400 Franken, sind momentan die Aktien der VAT Group. Alleine schon die Hoffnung, dass die Auftragsentwicklung beim Vakuumventilehersteller aus dem Rheintal die Talsohle durchschritten haben dürfte, liess die Kurse kräftig nach oben schiessen.

Am Freitag stiegen die Valoren des Halbleiterausrüsters im Zuge eines erfreulichen Quartalsergebnisses und eines nicht weniger erspriesslichen Ausblicks bei Applied Materials bei etwas mehr als 440 Franken auf den höchsten Stand seit gut zwei Jahren. Es gilt nämlich als ein offenes Geheimnis, dass die Amerikaner zum erlauchten Kundenkreis der Rheintaler zählen.

Die Aktien der VAT Group kennen kein Halten (Quelle: www.cash.ch)

Nun richtet sich die für Jefferies tätige Analystin Olivia Honychurch in einem weiteren Kommentar an ihre Anlagekundinnen und -kunden. Angesichts der starken Stellung der VAT Group im Ausrüstungsgeschäft für die Hersteller von Speicherchips fühlt sie sich in ihrer Kaufempfehlung für diese Aktien bestärkt. Ihren Schätzungen zufolge winkt dem Vakuumventilhersteller über die nächsten zwei Jahre nahezu eine Gewinnverdoppelung.

Zur Erinnerung: Das laufende Börsenjahr war erst wenige Tage alt, als die Jefferies-Analystin die Valoren von "Hold" auf "Buy" heraufstufte und ein Kursziel von 585 (zuvor 370) Franken veranschlagte. Dieses Kursziel reicht so hoch, dass sich mit Blick darauf selbst jetzt noch ein Aufwärtspotenzial von knapp 40 Prozent errechnet. Und unter den bestmöglichen Annahmen kommt man bei der amerikanischen Investmentbank sogar auf einen fairen Aktienkurs von 735 Franken (!!!).

Bei solchen Kurszielen werden bei mir Erinnerungen an die Kursziele von bis zu 800 Franken für die Valoren der Versandapotheke DocMorris (Jefferies, Bank of America), von fast 1000 Franken für jene des Pharmazulieferers Lonza (SocGen) oder von mehr als 400 Franken bei den Genussscheinen von Roche (Goldman Sachs) wach. In allen drei Fällen kam bekanntlich alles ganz anders. Sprich: Solchen Kursziele ist stets mit einer gesunden Portion Skepsis zu begegnen.

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