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Die milliardenschweren Verluste aus dem Kollaps des Investmentvehikels Archegos und die Greensill-Affäre haben bei den Aktien der Credit Suisse tiefe Spuren hinterlassen. Mit einem Minus von fast 18 Prozent seit Jahresbeginn ist die Grossbank weiterhin das Schlusslicht bei den 20 Unternehmen aus dem Swiss Market Index (SMI). Alle übrigen Aktien weisen zumindest eine leicht positive Kursbilanz auf.

Und als ob das alleine nicht schon Schmach genug wäre, versetzt Kepler Cheuvreux den Papieren der Credit Suisse heute Dienstag gleich zwei Nadelstiche. Zum einen stuft der bekannte Stratege Chris Potts den europäischen Bankensektor von "Overweight" auf "Neutral" herunter und zum anderen setzt Analyst Jacques-Henri Gaulard die Aktien der Grossbank auf die "Least Preferred List". Am "Hold" lautenden Anlageurteil hält er hingegen genauso fest wie am Kursziel von 10,50 Franken.

Doch es kommt noch dicker für die Credit Suisse, zählt man bei Kepler Cheuvreux doch ausgerechnet die Valoren der Erzrivalin UBS mit "Buy" und einem Kursziel von 18 Franken zu den Favoriten im europäischen Bankensektor.

Kursentwicklung der Aktien der Credit Suisse seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Das dürfte vor allem die Leerverkäufer in New York freuen. Wie ich am letzten Donnerstag berichtet habe, wetten diese mit nicht weniger als 12 Millionen American Deposit Receipts, kurz ADRs, auf rückläufige Kurse. Das ist ziemlich genau ein Drittel mehr als bei der letzten Erhebung der New York Stock Exchange (NYSE) zwei Wochen zuvor und liegt weit über dem langjährigen Durchschnitt von 4 Millionen leerverkauften Titeln.

Ich kommentierte diese Entwicklung wie folgt:

...und...

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Die Versandapotheke Zur Rose gilt als einer der Börsenüberflieger der letzten Jahre. Wenn Deutschland ab diesem Sommer als erstes Land überhaupt das elektronische Medikamentenrezept einführt, dürfte das auch beim hiesigen Unternehmen die Kassen klingeln lassen. Spätestens dann, wenn das elektronische Medikamentenrezept ab Anfang nächsten Jahres obligatorisch wird. Denn bekanntlich erzielt man schon heute fast zwei Drittel des Jahresumsatzes im nördlichen Nachbarland.

cash-Interview mit Zur-Rose-CEO Walter Oberhänsli

Allerdings schwappt Zur Rose an der Börse noch immer eine ganze Menge Skepsis entgegen. Wie neuste Erhebungen von IHS Markit zeigen, wetten Leerverkäufer mit nicht weniger als 17 Prozent aller ausstehenden Aktien auf rückläufige Kurse. Das sind fast 10 Prozent mehr als noch vor vier Wochen. Die Beratungsfirma stützt sich dabei auf Statistiken rund um die Wertpapierleihe ab.

Zugegeben: Wie viele leerverkaufte Aktien als "Delta-Hedge" für die bis Ende März 2025 laufende Wandelanleihe herhalten müssen, ist nicht überliefert. Jefferies-Analyst Alexander Thiel schätzt, dass sich nur etwa ein Drittel der von IHS Markit gemeldeten 17 Prozent mit solchen Absicherungstransaktionen erklären lassen. Bleiben Wetten in Höhe von 30 durchschnittlichen Tagesumsätzen, die gegen Zur Rose laufen.

Kursentwicklung der Zur-Rose-Aktien über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)

Thiel sagt deshalb spätestens zu Beginn des vierten Quartals einen "Short-Squeeze" – sprich Kursfeuerwerk, ausgelöst durch kapitulierende Leerverkäufer – voraus. Ganz uneigennützig ist das nicht, preist er die Aktien der Versandapotheke doch schon seit einer gefühlten Ewigkeit mit "Buy" und einem Kursziel von 550 Franken zum Kauf an. Im Rahmen seines "Upside Scenario" hält der Jefferies-Analyst gar Kurse von bis zu 800 Franken für möglich.

Nach dem Investorentag von letzter Woche dürften erste Leerverkäufer wohl bereits das Handtuch geworfen haben. Je höher die Kurse jetzt noch steigen, desto grösser der Leidensdruck für diese nicht gerade sehr beliebte Spezies...

 

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