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Seit Ende November steht fest, dass Julius Bär einem nicht namentlich genannten "europäischen Konglomerat" etwas mehr als 600 Millionen Franken geliehen hat. Dass damit die Signa-Gruppe des umstrittenen österreichischen Immobilienentwicklers René Benko gemeint ist, galt schon damals als so sicher wie das Amen in der Kirche. Im selben Atemzug räumte die Zürcher Bank damals einen ersten Abschreiber in Höhe von 70 Millionen Franken auf diesem Betrag ein – mit weitreichenden Folgen für die Aktienkursentwicklung.

Medienberichten zufolge droht ein noch viel grösserer Abschreiber. Weitere bis zu 400 Millionen Franken könnten hinzukommen, wenn man diesen Berichten Glauben schenken will. In weniger als 24 Stunden wird sich zeigen, wie tief die Zürcher tatsächlich in den Signa-Strudel hineingezogen worden sind.

Dann erfahren wir auch, ob die Berichterstattung das Tagesgeschäft beeinträchtigt hat. Besser schlechte Presse, als gar keine Presse – so will es der Volksmund. Mal schauen, ob das auch für Julius Bär gilt.

Zumindest im Grossaktionariat der Zürcher Bank scheint man sich vom medialen Gepolter nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Wie eine Offenlegungsmeldung an die SIX Swiss Exchange zeigt, hat der Vermögensverwalter T. Rowe Price kürzlich sogar Aktien zugekauft. Erstmals seit gut einem Jahr halten die Amerikaner wieder mehr als fünf Prozent am Unternehmen. T. Rowe Price ist bei den Zürchern schon seit 2016 mit an Bord und dürfte das Unternehmen deshalb in-und-auswendig kennen.

Kursentwicklung der Aktien von Julius Bär über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)

Ich frage mich, ob es sich bei den zugekauften Aktien nicht sogar um eine mutige Zahlen-Wette handelt. Denn schliesslich steht die Veröffentlichung des letztjährigen Ergebnisses ja unmittelbar bevor.

AWP zufolge gehen die Analysten durchschnittlich von einem leicht rückläufigen Betriebsertrag im Umfang von 3,71 Milliarden Franken aus. Der bereinigte Konzerngewinn soll hingegen bei 840 Millionen Franken zu liegen kommen. Interessant wird auch zu sehen sein, ob man bei Julius Bär an der Dividendenhöhe festhält – und wie es mit Aktienrückkäufen steht. Das alles dürfte morgen Donnerstag die Kurse bewegen und darüber entscheiden, ob die Zahlen-Wette des amerikanischen Grossaktionärs aufgeht...

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Bei hiesigen Fondsmanagern werden die Aktien von Mobilezone schon beinahe als so etwas wie einen Geheimtipp gehandelt. Das mag nicht zuletzt mit der grosszügigen Dividendenpolitik des Elektronikhändlers der letzten Jahre zu tun haben.

Gestern Dienstag hatten die dividendenstarken Valoren jedoch einen empfindlichen Rücksetzer zu beklagen. Für Beobachter wie mich überraschend, senkte der für Mirabaud Securities tätige Analyst Dani König sein Anlageurteil von "Buy" auf "Hold". Gleichzeitig strich er das Kursziel auf 15 (zuvor 18) Franken zusammen.

Der Mirabaud-Analyst trägt damit der geringen Konsumlust in Deutschland sowie dem schwachen Euro Rechnung. Er geht zwar davon aus, dass die firmeneigenen Ziele im vergangenen Jahr erfüllt werden konnten. Die Erwartungen vieler seiner Berufskollegen bei anderen Banken hält König allerdings für zu hoch. Er rät Anlegerinnen und Anlegern deshalb, an die Seitenlinie zu treten.

Die Herunterstufung setzt den Aktien von Mobilezone sichtlich zu (Quelle: www.cash.ch)

Ganz neu ist die Konsumflaute in Deutschland – dort erzielt Mobilezone gut zwei Drittel des Jahresumsatzes – nicht. Die Zürcher Kantonalbank zog bereits im Mai die Reissleine und stufte die Aktien damals mit einem Kursziel von 16,50 (zuvor 18) Franken von "Übergewichten" auf "Marktgewichten" herunter. Und auch bei Mirabaud Securities verwies man in den vergangenen Monaten immer wieder auf die schwierige Situation für das Unternehmen in Deutschland.

Durch die jüngsten Kursverluste ist die Dividendenrendite nochmals gestiegen. Mittlerweile liegt sie bei gut 7 Prozent – vorausgesetzt, der Elektronikhändler sieht sich nicht zu einer Dividendenkürzung gezwungen. So genau wissen wir das wohl erst am 8. März, wenn sich das Unternehmen zur letztjährigen Geschäftsentwicklung äussern wird.

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