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Auf den ersten Blick haben der Pumpenspezialist Sulzer, der Dentalimplantatehersteller Straumann und der Bauchemiekonzern Sika wenig gemeinsam. Und dennoch zieht sich etwas wie ein roter Faden durch die von ihnen in den letzten Tagen versandten Medienmitteilungen: Alle drei Unternehmen warnten darin vor möglichen Auswirkungen des Coronavirus-Ausbruchs in China auf das Tagesgeschäft.

Das kommt nicht von ungefähr, ist China für viele Schweizer Firmen in all den Jahren doch zu einem unverzichtbaren Absatzmarkt geworden. Auch produziert wird - auf Geheiss der Zentralregierung in Peking - vor Ort und eng verzahnt mit lokalen Zulieferern.

Man braucht kein Diplom in Betriebsökonomie gemacht zu haben, um zu erahnen, dass Produktionsunterbrüche noch eine ganze Weile an der Tagesordnung sein werden. Sei es nun um die dortige Belegschaft zu schützen, oder aber weil die Verfügbarkeit von Komponenten und Materialen eingeschränkt ist.

Die Aktien von Sika reagierten letztendlich sogar mit Kursavancen auf den vorsichtigen Ausblick (Quelle: www.cash.ch)

Sulzer, Straumann und Sika erzielen zwischen 8 und 12 Prozent des Jahresumsatzes in China. Mit konkreten Zahlen, was der Coronavirus-Ausbruch denn nun für finanzielle Folgen haben könnte, wartet einzig Straumann auf. Der Dentalimplantatehersteller schätzt, dass ein Geschäftsvolumen von bis zu 30 Millionen Franken verlorengehen könnte. Soviel kann der Weltmarktführer aus Basel bei einem geschätzten Jahresumsatz von mehr als 1,7 Milliarden Franken zwar locker wegstecken. Dennoch überrascht, dass er die besagten 30 Millionen Franken nicht gleich in die diesjährigen Zielvorgaben "mit-hinein-verpackt" sondern stattdessen "separat" serviert.

Wenn die Jahresberichterstattung am Schweizer Aktienmarkt in den kommenden Tagen ihren Höhepunkt erreicht, dürfte eines so sicher wie das Amen in der Kirche sein: Man wird - wie könnte es auch anders sein - lautstark vor möglichen Auswirkungen des Coronavirus-Ausbruchs in China auf das Tagesgeschäft warnen.

Einigen Unternehmen kommt das nicht ungelegen, sehen sie sich doch mit (zu) hohen Erwartungen konfrontiert. (Zu) hoch nicht zuletzt deshalb, weil die vorauseilenden Wirtschaftsindikatoren auch in anderen Teilen dieser Welt nach unten zeigen und der Franken stärker und stärker wird.

So muss der Coronavirus-Ausbruch als willkommene Entschuldigung für vorsichtig abgefasste Jahresvorgaben herhalten - so makaber das im Wissen um das viele menschliche Leid auch anmuten mag.

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Die Börse verzeiht momentan fast alles, ich kann mich nur wiederholen. Das zeigte sich auch am Freitag wieder, als sich den erfolgsverwöhnten Aktionären von Sika ein ungewohntes Bild bot: Der operative Jahresgewinn verfehlte selbst die vorsichtigsten Analystenschätzungen. Und als ob das nicht schon genug der Schmach wäre, wartete der Bauchemiehersteller auch gleich noch mit überraschend vorsichtig abgefassten Zielvorgaben für das neue Jahr auf.

Dennoch waren die frühen Abgaben nach weniger als einer Stunde überwunden. Ab dann zog der Kurs der Aktien von Sika kräftig an.

Auch Nestlé hat sich nach den jüngsten Hiobsbotschaften überraschend schnell wieder bei der Investorengemeinde rehabilitiert. Der Nahrungsmittelkonzern aus Vevey wartete einerseits mit einem enttäuschenden Zahlenkranz für das Schlussquartal auf und liess andererseits durchblicken, dass die Aktionäre im laufenden Jahr eher kleine Brötchen backen müssen.

Selbst der für die Credit Suisse tätige Alan Erskine legt seinen Pessimismus ab und stuft das Indexschwergewicht von "Underperform" auf "Neutral" herauf.

Kursentwicklung der Nestlé-Aktien seit September 2018 (Quelle: www.cash.ch)

Der Analyst begründet diesen Schritt mit den mittelfristig etwas besseren Wachstumsaussichten sowie mit dem höheren Verkehrswert der an der französischen L'Oréal gehaltenen Beteiligung. Das rechnerische Abwärtspotenzial zum neuerdings 103 (zuvor 93) Franken lautenden Kursziel rechtfertige nicht länger eine Verkaufsempfehlung, so schreibt er weiter.

Zur Erinnerung: Die Verkaufsempfehlung geht auf den vorderen September zurück, als die Aktien von Nestlé keine 80 Franken kosteten...

 

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