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Die amerikanische Investmentbank Morgan Stanley lud am gestrigen Mittwochmorgen zu einer Branchenkonferenz nach London. Und selbst auf die Gefahr hin, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, folgten unzählige Kundinnen und Kunden dieser Einladung, um den Worten von Branchenvertretern wie dem UBS-Finanzchef Kirt Gardner zu lauschen.

Anlässlich seiner Rede war Gardner denn auch sichtlich um Schadensbegrenzung bemüht, kosteten die Aktien seines Arbeitgebers zuletzt doch sogar weniger als zum Höhepunkt der Finanzkrise im März 2009. Das Tagesgeschäft laufe bisweilen ohne grössere Unterbrüche, so liess er die Anwesenden wissen. Ausserdem strich Gardner hervor, dass die Grossbank dank der starken Kapitalposition auch ein schweres Stress-Szenario bestehen würde.

Allerdings entfaltete diese Beruhigungspille an der Börse nur kurzzeitig ihre Wirkung. Nach einem frühen Vorstoss auf über 8 Franken, geriet der Kurs der Aktien im weiteren Handelsverlauf wieder ins Rutschen - von Spekulationen begleitet, wonach die Finma von den hiesigen Banken angesichts der düsteren Nachrichtenlage Abstriche bei den Dividendenabsichten verlangen könnte.

Ausgerechnet der Sensorenhersteller AMS steht stellvertretend für die Schwierigkeiten, denen die UBS im Tagesgeschäft begegnet. Gemeinsam mit Merrill Lynch und HSBC gehört die Grossbank zum Konsortium des Überbrückungskredits für die Übernahme von Osram Licht. Unnötig zu erwähnen, dass sie zusammen mit HSBC auch mit der 1,65 Milliarden schweren Kapitalerhöhung betraut wurde. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Festübernahme. Das heisst soviel wie: Werden Bezugsrechte nicht ausgeübt, müssen die beiden Banken einspringen und die nicht gezeichneten Aktien übernehmen.

Die AMS-Aktien stürzten in den letzten drei Wochen regelrecht ab (Quelle: www.cash.ch)

Solange der Aktienkurs des Sensorenherstellers unter dem Bezugspreis von 9,20 Franken verharrt, wird es für alle Beteiligten etwas ungemütlich. Dann nämlich macht es für die Aktionäre keinen Sinn, ihre Bezugsrechte auszuüben. Die mit der Kapitalerhöhung betrauten UBS und HSBC müssten in die Presche springen. Ihnen drohen dann gegebenenfalls sogar Verluste in Millionenhöhe - von den möglichen Folgen für den Überbrückungskredit gar nicht erst zu sprechen. Mal schauen, ob die beiden Banken mit einem blauen Auge davonkommen...

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Schon am letzten Freitag wurden Spekulationen laut, wonach Firmenpatron Peter Spuhler zuletzt bei Stadler Rail wieder Aktien zukaufte. Und tatsächlich wurden der Schweizer Börse SIX in den letzten Tagen gleich zwei Transaktionen einer nahestehenden juristischen Person mit einem Marktwert von insgesamt rund drei Millionen Franken gemeldet.

Dass es sich bei der besagten juristischen Person um die PCS Holding - und damit um das Beteiligungsvehikel Spuhlers - handelt, gilt als sehr wahrscheinlich.

Aktienkursentwicklung bei Stadler Rail seit dem Börsengang vom April letzten Jahres (Quelle: www.cash.ch)

Schon im September letzten Jahres nutzte Spuhler die damals rückläufigen Kurse, um sich mit Aktien im Gegenwert von fast sieben Millionen Franken einzudecken. Ich wäre alles andere als überrascht, würden der SIX in den kommenden Tagen weitere Titelkäufe gemeldet. Denn rückblickend flossen dem Firmenpatron aus dem Börsengang von Stadler Rail geschätzte 1,4 Milliarden Franken zu. Und die wollen angelegt sein. Spuhler ist sogar bereit, höhere Kurse zu bezahlen als die 38 Franken, die er im April letzten Jahres löste.

Stadler Rail ist übrigens nicht die einzige Schweizer Publikumsgesellschaft, bei der Ankeraktionäre den Börseneinbruch nutzen, um günstig an Aktien zu kommen. Es ist doch beruhigend zu sehen, dass die Weltuntergangsstimmung wenigstens sie noch nicht erreicht hat.

 

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