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Die Aktionärinnen und Aktionäre von Idorsia dürften aufatmen – zumindest fürs Erste. Eine weltweite Lizenzvereinbarung mit der amerikanischen Viatris für die beiden Wirkstoffe Selatogrel und Cenerimod spült 350 Millionen Dollar in die Kasse der Baselbieter.

Der Befreiungsschlag auf den alle gehofft hatten kommt damit zwar spät, aber er kommt. Mit der Vereinbarung erkauft sich Firmenchef und Ankeraktionär Jean-Paul Clozel wertvolle Zeit. Dass das Geld noch vor Ende März fliessen soll zeigt, wie sehr die Angelegenheit eilt.

In den sauren Apfel einer weiteren Kapitalerhöhung wird man wohl dennoch irgendwann beissen müssen, hat sich Idorsia doch dazu verpflichtet, über die nächsten drei Jahre bis zu 200 Millionen Dollar zur Entwicklung von Selatogrel und Cenerimod beizusteuern.

Nach einem frühen Vorstoss bis auf 3,70 Franken gewinnen die Aktien des Pharmaunternehmens noch 11 Prozent auf 3,17 Franken. Damit hat sich ihr Kurs im Wochenvergleich mehr als verdoppelt.

Höhenflug der Idorsia-Aktien der letzten Tage (Quelle: www.cash.ch)

Das dürfte vor allem den Fondsriesen Fidelity freuen. Ende Januar war bekannt geworden, dass sich die Amerikaner kurz zuvor mit gut 3 Prozent bei Idorsia eingenistet hatten – und zwar zu Kursen um die 1,50 Franken je Aktie. Sprich: Vermutlich haben sie ihren Einsatz mehr als verdoppelt.

Der Vereinbarung mit Viatris war in den letzten Tagen ein von aggressiven Deckungskäufen und stark anschwellenden Handelsumsätzen begleitetes Kursfeuerwerk vorausgegangen – als ob gewisse Leerverkäufer den Befreiungsschlag erahnt hätten. Wie Erhebungen von S&P Global Markets zeigen, liefen zuletzt noch Wetten in Höhe von gut 23 Prozent der ausstehenden Titel gegen die Baselbieter. Das sind sechs Prozent weniger als noch vor einer Woche.

Auch bei den Amerikanern gingen zuletzt übrigens mehr Aktien als üblich um. Das könnte aber auch damit zu tun haben, dass dort heute Mittwoch die Quartalszahlen zur Veröffentlichung anstehen.

Auch wenn die Kursverdoppelung bei Idorsia für den Fondsriesen Fidelity alleine schon seiner schieren Grösse wegen vernachlässigbar ist, so zeigt sich einmal mehr, dass Mut manchmal auch an der Börse belohnt wird. Ich selber bin nun neugierig, ob die Baselbieter mit weiteren Erfolgsmeldungen nachlegen und eine weitere Kapitalerhöhung elegant umschiffen können. Zu gönnen wäre es ihnen jedenfalls...

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Das Börsenjahr 2024 war erst wenige Tage alt, als der für die Berenberg Bank tätige Michael Huttner die Aktien von Zurich Insurance von "Buy" auf "Hold" herunterstufte. Ich zeigte mich damals ziemlich überrascht, liess sich vom 508,90 Franken lautenden Kursziel doch ein Aufwärtspotenzial von gut 16 Prozent ableiten – den nahenden Dividendenabgang von Anfang April noch gar nicht mit aufgerechnet.

Ausserdem hatte der als profunder Branchenkenner geltende Versicherungsanalyst nur wenige Wochen zuvor Anlagekunden die Valoren noch wärmstens ans Herz gelegt. Damals wartete der amerikanische Rivale Progressive mit einem erfreulichen Zwischenbericht auf. Dieser veranlasste den Berenberg-Analysten zur Aussage, dass die dortige Zurich-Tochter Farmers rascher als gedacht wieder Tritt fassen könnte.

Nun scheint es sich der gebürtige Schweizer anders überlegt zu haben. Aus der Finanzmetropole Frankfurt wird mir eine Unternehmensstudie aus der Feder Huttners zugespielt, in der er diesen Schritt wieder rückgängig macht. Er geht von "Hold" auf "Buy" herauf und veranschlagt neuerdings sogar ein Kursziel von 529 Franken. Es ist das höchste mir bekannte Kursziel für die dividendenstarken Valoren.

Kursentwicklung der Zurich-Aktien über die letzten drei Monate (Quelle: www.cash.ch)

Der Analyst begründet seine wiedergewonnene Zuversicht mit der weiterhin sehr hohen Prämiengestaltungsmacht in Nordamerika, insbesondere bei Farmers. Im Zuge dessen fiel die Combined Ratio bei der amerikanischen Tochter ziemlich genau ein Jahr früher als ursprünglich geplant unter den wichtigen Schwellenwert von 100 Prozent.

Im Januar kommentierte die Herabstufung wie folgt:

...und weiter...

Vielleicht kam der Berenberg-Analyst rückblickend ja zum selben Urteil.

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