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In den ersten September-Tagen letzten Jahres galt Nestlé noch als das Mass aller Dinge. Wer den Valoren des Nahrungsmittelkonzerns aus Vevey bis dahin nur ein geringes Gewicht im Aktienportefeuille beimass oder ihnen sogar ganz aus dem Weg ging, hinkte dem Swiss Market Index (SMI) weit hinterher.

Wer sich damals trotz oder gerade wegen dem satten Plus von 40 Prozent innerhalb weniger Monate zum Einstieg verleiten liess, der musste fast ein geschlagenes Jahr warten, bis das Schwergewicht wieder zu Kursen von 110 Franken und mehr zurückfindet. Schlimmer noch: Er musste zusehen, wie andere ähnlich gelagerte Aktien – etwa jene des Genfer Aromen- und Duftstoffherstellers Givaudan – von einem Rekord zum nächsten kletterten.

Am 2. September schrieb ich...

...und weiter...

Als ich diese Zeilen schrieb, ahnte ich noch nicht, dass die Aktien von Nestlé ab dann tatsächlich innerhalb nur weniger Wochen in die Nähe von 100 Franken zurückfallen und während fast eines ganzen Jahres "totes Geld" sein würden, wie man dem im Händlerjargon auch gerne sagt.

Seit wenigen Tagen tummeln sich plötzlich wieder ausländische Momentum-Investoren in diesem Schwergewicht. Das zumindest berichten mir mehrere voneinander unabhängige Quellen. Ob und wie ernst es diesen Investoren ist, lässt sich nur schwer abschätzen. Dass Nestlé in weniger als 24 Stunden mit dem Zahlenkranz für die erste Jahreshälfte aufwarten wird, dürfte aber wohl kaum ein Zufall sein.

Fast ein Jahr mussten Anleger warten, bis die Nestlé-Aktien zum Rekordhoch von Anfang September 2019 aufschliessen konnten (Quelle: www.cash.ch)

Zur Erinnerung: In den ersten drei Monaten profitierte der Nahrungsmittelkonzern von pandemiebedingten Hamsterkäufen. Ob und wie nachhaltig diese waren, zeigt sich nun am morgigen Donnerstag. Dasselbe gilt für die damals fürs Erste beibehaltenen Wachstumsvorgaben (organisches Umsatzwachstum über Vorjahr und damit von mehr als 3,5 Prozent).

Für die ersten sechs Monate gehen die Analysten durchschnittlich noch von einem organischen Umsatzwachstum in Höhe von 2,3 Prozent aus. Sehr hoch scheint mir diese Messlatte nicht gesteckt zu sein. Auch wenn ich es den ausländischen Momentum-Investoren nicht gönne, so schliesse ich nicht aus, dass die Halbjahreszahlen bei den Aktien von Nestlé den Startschuss für einen weiteren Kursspurt geben – und steige im Rahmen meiner Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2020 mit 10'000 Franken beim Traditionsunternehmen aus Vevey ein.

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Nestlé ist übrigens nicht das einzige SMI-Schwergewicht, bei dem sich mächtige ausländische Grossinvestoren einen Schlagabtausch liefern. bei den Genussscheinen von Roche berichten mir Londoner Quellen gar von einem "Kampf der Titanen" – derart finanzstark müssen diese Investoren sein.

Streitpunkt dürfte einmal mehr die Umsatzerosion bei Herceptin, Avastin und Rituxan sein. Im zweiten Quartal verkauften sich diese drei Schlüsselmedikamente schlechter als Analysten befürchtet hatten. Von den einen Grossinvestoren als blosse Folge der Covid-19-Pandemie abgetan, steckt für ihre Gegenspieler sehr viel mehr dahinter. Letztere sehen den Pharma- und Diagnostikkonzern im lukrativen Geschäft mit Krebsmedikamenten weitere Marktanteile an günstigere Nachahmerpräparate verlieren.

Seit Wochen liefern sich mächtige Grossinvestoren bei Roche einen Schlagabtausch nach dem anderen (Quelle: www.cash.ch)

Erste wichtige Erkenntnisse erhoffe ich mir von den Umsatzzahlen für das dritte Quartal. Bis Roche diese Mitte Oktober vorlegt, dauert es allerdings noch eine ganze Weile. Zeit genug für die "Titanen", sich auch weiterhin ausgiebig auszutoben. Alle anderen Aktionäre – insbesondere jene mit einem etwas längeren Anlagehorizont – schauen am Besten einfach weg.

 

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