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Novartis scheint den Bieterstreit um MorphoSys für sich entschieden zu haben. Um andere Interessenten auszustechen, müssen die Basler ganz schön tief in die Tasche greifen. Umgerechnet fast 3 Milliarden Dollar in bar lässt sich Firmenchef Vas Narasimhan die Übernahme kosten. Die gebotenen 68 Euro je Aktie entsprechen nahezu dem Doppelten des Durchschnittskurses der vergangenen 30 Tage.

Seit dem späten Dienstagnachmittag gibt der Kurs der MorphoSys-Aktien allerdings wieder nach. Aus London kommend, werden denn auch Zweifel am Zustandekommen der Übernahme laut. Wie das dort ansässige Branchenportal StatNews schreibt, werde Novartis eher früher als später vom Angebot zurücktreten und das deutsche Unternehmen wohl mit einer kleinen Entschädigungszahlung abspeisen.

Der Aktienkurs von MorphoSys schiesst nach oben (Quelle: www.cash.ch)

Der Autor ist sich nämlich sicher, dass MorphoSys bei der Marktzulassung des wichtigsten Wirkstoffs Pelabresib am Widerstand der Zulassungsbehörden scheitert. Und genau an diesem Wirkstoff ist Novartis eigentlich interessiert, bestehen doch kommerzielle Synergien zum Krebsmittel Jakavi der Basler. Bei diesen Aussagen stützt man sich bei StatNews übrigens auf die jüngsten Studienergebnisse zu Pelabresib ab. Diese Ergebnisse überzeugten eher mässig. Interessant ist übrigens, dass die Deutschen diesen Wirkstoff einst selber mittels einer Firmenübernahme von Extern "eingekauft" haben.

 
 
 
 
 
 
 

Es kommt einem Spiel mit dem Feuer gleich, auf welches sich Narasimhan da einlässt. Das Ganze ähnelt fast ein bisschen den beiden ebenfalls kritisierten Milliardenzukäufen bei Roche. Anders als beim Platzrivalen dürften sich die Aktionärinnen und Aktionäre von Novartis jedoch nicht über die Aktienkursentwicklung der letzten zwei Jahre dürfen sich die Aktionärinnen und Aktionäre beklagen.

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Seit der Abspaltung vom einstigen Mutterhaus Sulzer fristet das Medizinaltechnikunternehmen Medmix an der Börse so etwas wie ein Mauerblümchen-Dasein. Gestern Dienstag näherten sich die Valoren bis auf weniger als einen Franken den Tiefstkursen vom Dezember vor einem Jahr.

Eine Offenlegungsmeldung an die SIX Swiss Exchange, welcher entnommen werden konnte, dass die Fondstochter der UBS ihr Beteiligungspaket auf unter drei Prozent reduziert habe, zog Verleiderverkäufe nach sich. Und das nicht ohne Grund, war die Grossbank nebst der Credit Suisse einst doch die Hauptverantwortliche für den Börsengang.

Kursentwicklung der Aktien von Medmix seit dem Börsengang (Quelle: www.cash.ch)

Ausserdem hat der hauseigene Analyst Patrick Rafaisz erst kürzlich seine Kaufempfehlung bestätigt – wenn auch mit einem etwas tieferen 12-Monats-Kursziel von 31 (zuvor 33) Franken. Im Wissen, dass Rafaisz bei seinen Gewinnschätzungen den dicken Korrekturstift ansetzte und diese um bis zu 35 Prozent zusammenstrich, mutet diese Kurszielanpassung schon beinahe homöopathisch an.

Zur Erinnerung: Die Credit Suisse nahm die Erstabdeckung keine zwei Wochen nach dem Börsengang mit "Outperform" und einem Kursziel von 50 Franken auf. Zeitnah sprach damals auch die UBS eine Kaufempfehlung mit einem 12-Monats-Kursziel von 52 Franken aus.

Wer sich damals – wie die Fondstochter der UBS – im Zuge des Börsengangs Aktien von Medmix ins Depot legte, dem dürfte das Lachen schon eine ganze Weile vergangen sein. Entgegen den Liebesbekundungen der beiden Schweizer Grossbanken und anderer Analysten sind die Valoren mittlerweile für einen Bruchteil des seinerzeitigen Ausgabepreises von 45 Franken zu haben.

Dass die Fonds-Manager der UBS ausgerechnet jetzt die Reissleine ziehen, überrascht schon sehr. Denn schliesslich rechnet der hauseigene Analyst im Zuliefergeschäft für Zahnarztpraxen in den nächsten Monaten eigenen Aussagen zufolge mit einem Ende des Lagerabbaus in den Vertriebskanälen und damit verbunden mit einer Belebung.

Ich bleibe im Rahmen meiner Schweizer Aktienfavoriten für 2024 jedenfalls weiterhin engagiert.

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