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Wenn Grossunternehmen aus dem Swiss Market Index (SMI) einmal im Jahr zur Generalversammlung laden, reisen schnell einmal 1000 Aktionäre oder mehr aus aller Welt an. So auch am vergangenen Freitag, als der Pharmakonzern Novartis nach Basel in die St. Jakobshalle lud.

Beinahe hätte der Bundesrat in letzter Minute alles auf den Kopf gestellt. Fast gleichzeitig mit dem Eintreffen der ersten Aktionäre sprach dieser zwecks Eindämmung des Coronavirus bekanntlich ein Verbot für Grossveranstaltungen mit mehr als 1000 Personen aus.

Hätten die Aktionäre am Freitag die Jahresdividende nicht durchwinken können, wären die Aktien von Novartis am gestrigen Dienstag vermutlich auch nicht wie geplant ohne Dividende gehandelt worden.

Das Verbot für Grossveranstaltungen soll erst einmal bis zum 15. März laufen. Auf Anfrage lässt die Investors Relations Abteilung von Roche allerdings durchblicken, dass man die Situation genauestens im Auge behält. Beim ebenfalls in Basel beheimateten Pharma- und Diagnostikkonzern ist die diesjährige Generalversammlung zwar erst für den 17. März angesetzt. Was aber, sollte das Verbot verlängert werden? Roche selbst will in der Woche vom 9. März einen definitiven Entscheid fällen und diesen dann auch umgehend kommunizieren. Mit dem Fleischverarbeiter Bell hat ein kleineres Unternehmen das für denselben Tag angekündigte Aktionärstreffen abgesagt.

Die Genussscheine von Roche machen wieder etwas Boden gut (Quelle: www.cash.ch)

Am Hauptsitz von Schindler in Hergiswil gibt man sich im Hinblick auf die zwei Tage später stattfindende Generalversammlung bisweilen noch entspannt. Für gewöhnlich würden nur deren 500 bis 600 Aktionärinnen und Aktionäre daran teilnehmen, so lässt man mir gegenüber durchblicken.

Bis Ende März wollen aus dem SMI auch noch der Warenprüfkonzern SGS, der Aromen- und Duftstoffhersteller Givaudan sowie der Industriekonzern ABB ihre Generalversammlungen abhalten. Wie genau es sich bei diesen Unternehmen mit den Teilnehmerzahlen verhält, ist mir nicht näher bekannt.

Nicht auszudenken was wäre, würde sich der Bundesrat gar zu einer Verschärfung des Verbots für Grossveranstaltungen durchringen. Wahrscheinlich müssten die Aktionärinnen und Aktionäre dieser Unternehmen dann etwas länger auf die Dividende warten - oder auf dem schriftlichen Weg abstimmen.

Keine Frage: Die Milliarden von Franken werden fliessen. Die Frage lautet denn auch nicht ob, sondern vielmehr wann die betroffenen Unternehmen ihre Dividende ausschütten...

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Nach den schmerzhaften Kursverlusten von letzter Woche setzten am gestrigen Dienstag auch die Aktien von Kudelski zu einer kräftigen Gegenbewegung an - angepeitscht von der Hoffnung auf eine orchestrierte Leitzinsreduktion durch die Zentralbanken führender Wirtschaftsnationen.

Allerdings zeigen sich Händler nach der Jahresergebnisveröffentlichung von vor wenigen Tagen zusehends beunruhigt. Das gilt weniger für die Kursentwicklung der Aktien, als vielmehr für jene der beiden ausstehenden Anleihen des Lausanner Technologieunternehmens. Die im August 2022 zur Rückzahlung kommende Anleihe wird mit weniger als 90 Rappen für jeden Franken gehandelt und weist bis dahin eine Rendite auf Verfall von jährlich fast 7 Prozent auf.

Kursentwicklung der Aktien von Kudelski über die letzten fünf Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Mehr als einmal musste die Firma sich und ihr Geschäftsmodell in den letzten zwei Jahrzehnten neu erfinden. Das wiederum war stets mit hohen Vorabinvestitionen verbunden, was tiefe Spuren in der Aktienkursentwicklung hinterliess.

Die Aktien von Kudelski sind und bleiben mit hohen Risiken verbunden. Aktionären des Lausanner Technologieunternehmens rate ich dazu, immer mal wieder einen Blick auf die Kurse der beiden Anleihen zu wagen.

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Was macht ein Analyst, wenn eine Aktie seit seiner Kaufempfehlung bereits kräftig gestiegen ist, er aber nicht davon abweichen will? Richtig: Er zaubert mal schnell Gründe aus dem Hut, die noch viel höhere Kurse rechtfertigen.

Das dachte sich wohl auch der für die MainFirst Bank tätige Analyst Daniel Grigat, als er am gestrigen Dienstag sein Kursziel für die Aktien von Zur Rose kräftig auf 291 (zuvor 159) Franken erhöhte.

Er geht sogar noch einen Schritt weiter und sieht die Papiere der Online-Apotheke gegebenenfalls bis auf 655 Franken steigen, sollte sie sich mit der deutschen Rivalin Shop Apotheke zusammenschliessen.

Spekulationsbedingter Kurssprung bei den Aktien von Zur Rose (Quelle: www.cash.ch)

Ich muss zugeben: Völlig abwegig ist ein solcher Zusammenschluss nicht. Und auch über dessen betriebswirtschaftlichen Nutzen brauchen wir uns nicht zu streiten. Wenn der Kurs einer Aktie aufgrund blosser Planspiele einfach mal schnell um 10 Prozent nach oben springt, lässt mich das aber schon ein bisschen sprachlos zurück.

Das macht die Planspiele des Analysten zu einem jener Griffe in die Effektkiste, die ich schon Mitte Dezember anprangerte.

 

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