Der cash Insider ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv. Lesen Sie börsentäglich von weiteren brandaktuellen Beobachtungen am Schweizer Aktienmarkt.

+++

Die renditestarken Aktien von Sunrise Communications befinden sich in einem Stimmungs- und Kurstief. Daran ist die Nummer zwei im Schweizer Mobilfunkmarkt selber nicht ganz unschuldig. Die geplante Übernahme von UPC Schweiz lässt sich nämlich nur mit einer milliardenschweren Kapitalerhöhung stemmen.

Für gewöhnlich lässt sich bei der Finanzierung von Übernahmen dieser Grössenordnung der Verkäufer als Ankeraktionär mit ins Boot holen. Bei Liberty Global will man davon allerdings partout nichts wissen. Nur Bares ist Wahres, so signalisiert das amerikanische Mutterhaus von UPC Schweiz.

Müssen die Aktionäre von Sunrise Communications die Finanzierung alleine schultern, erfährt die Anzahl ausstehender Aktien mehr als eine Verdoppelung. Das wiederum macht das Unternehmen angreifbar und ruft ausländische Leerverkäufer auf den Plan. Sie bauen Wetten gegen die Papiere auf - mit der Absicht, diese mit Aktien aus der geplanten Kapitalerhöhung zu tieferen Kursen wieder schliessen zu können. Je stärker die Kurse im Vorfeld der Kapitalerhöhung purzeln, desto tiefer wird der Bezugspreis angesetzt. Man muss kein Profi sein, um zu ahnen, dass die Leerverkäufer eine verheerende Abwärtsspirale in Gang setzen könnten.

Erhebungen des Beratungsunternehmens IHS Markit zufolge laufen mittlerweile Wetten in Höhe von 5,7 Prozent der ausstehenden Aktien gegen Sunrise Communications. Die Beteiligung des deutschen Ankeraktionärs Freenet ausgeklammert, entspricht das sogar fast 8 Prozent der frei handelbaren Titel.

Zermürbende Aktienkursentwicklung bei Sunrise seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Bleibt zu hoffen, dass Analyst Stephane Beyazian von der MainFirst Bank mit seiner Einschätzung richtig liegt. Er nimmt am heutigen Mittwoch die Erstabdeckung der Aktien mit einer "Outperform" lautenden Kaufempfehlung und einem Kursziel von 80 Franken auf.

Beyanzian schätzt die Wahrscheinlichkeit, dass Sunrise Communications die Übernahme von UPC Schweiz quasi in letzter Minute noch absagen kann (der faire Aktienkurs würde dann bei 75 Franken liegen), auf 60 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit einer Neuaushandlung der Übernahmemodalitäten (der faire Aktienkurs würde dann bei 88 Franken liegen) schätzt er hingegen auf 25 Prozent.

Auf Basis dieser Wahrscheinlichkeits-Rechnungen müssten die ausländischen Leerverkäufer eigentlich auf verlorenem Posten stehen. Die Kursentwicklung spricht jedoch eine andere Sprache...

+++

Mit seinem Einstieg bei GAM überrumpelte der amerikanische Hedgefonds-Milliardär George Soros die Leerverkäufer in den letzten Tagen gehörig. Diese wähnten sich beim angeschlagenen Vermögensverwalter aus Zürich bisweilen fest im Sattel - den vorwiegend hausgemachten Problemen sei Dank.

Was genau Soros mit seinem 3-Prozent-Paket beabsichtigt und ob er weitere Aktien zukauft, darüber lässt sich zumindest vorerst bloss spekulieren. Allerdings entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet der als knallharter Leerverkäufer geltende Hedgefonds-Milliardär anderen Vertretern dieser Spezies das Leben schwermacht.

Soros kommt ursprünglich aus dem Devisenhandel. Bekanntheit erlangte er Anfang der Neunzigerjahre, als er mit einer Wette gegen das britische Pfund Milliarden verdiente.

Aus dem Devisenhandel kommt auch der Begriff "Spoofing". Von "Spoofing" spricht man, wenn ein Händler einen beängstigend grossen Kauf- oder Verkaufsauftrag ins Handelssystem eingibt - nur um den Auftrag vor dessen Ausführung wieder zu annullieren. Ziel ist es, andere Marktakteure zu verunsichern, dadurch zu Kurzschlusshandlungen zu verleiten und aus diesen Kurzschlusshandlungen letztendlich Profit zu schlagen.

Alteingesessene Händler befürchten, dass sich Soros bei GAM einer ganz ähnlichen Taktik bedient. Das Rezept ist denkbar einfach: Man gebe sich als bekannter Hedgefonds-Milliardär als Grossaktionär mit 3 Prozent der Stimmen zu erkennen - und warte darauf, dass sich der Kursanstieg im Zuge sich zurückziehender Leerverkäufer und aufspringender Trittbrettfahrer verselbständigt. Dann nutze man diesen Kursanstieg, um sich wieder mit Gewinn aus dem Aktionariat zurückzuziehen.

Die GAM-Aktien fallen bereits wieder von den Jahreshöchstkursen zurück (Quelle: www.cash.ch)

Soros wäre nicht der erste amerikanische Hedgefonds-Milliardär, der sich bei einem Schweizer Unternehmen eines solchen "Spitzbubentricks" bedient. Die Liste ist lang und reicht von Dan Och (Och-Ziff) über Paul Singer (Elliot) bis hin zu David Booth (Dimensional Fund Advisors).

Soros müsste seine Beteiligung schon auf mindestens 5 Prozent ausbauen, damit die alteingesessenen Händler ihre Bedenken beiseite räumen.

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.