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Still und leise haben die Genussscheine von Roche zuletzt etwas Boden gutgemacht. Den Dividendenabgang von heute Donnerstag aufgerechnet, weist die Kursbilanz seit Jahresbeginn mittlerweile sogar positive Vorzeichen auf.

Dass sich die Valoren des Pharma-Urgesteins aus Basel zuletzt von den langjährigen Tiefstkursen vom Februar bei 223 Franken nach oben lösen konnten, dürfte gleich zwei Erklärungen haben.

Da wäre zum einen eine verkappte Kaufempfehlung durch die bekannte Pharmaanalystin Luisa Hector von der Berenberg Bank. Die früher in derselben Funktion für die Credit Suisse tätige Hector stuft die Genussscheine zwar weiterhin nur mit "Hold" und einem Kursziel von 265 Franken ein. Und auch die Herausforderungen, vor welchen Firmenchef Thomas Schinecker bei der Erforschung und Entwicklung neuartiger Wirkstoffe steht, spielt sie nicht herunter.

Allerdings weist sie darauf hin, dass Roche im Tagesgeschäft so viel freien Cashflow generiert wie kaum ein anderer europäischer Pharmahersteller. Sofern diese Gelder dem Tagesgeschäft sinnvoll zugeführt werden – etwa über Investitionen in die Forschung und Entwicklung oder ergänzende Übernahmen – sieht die Analystin darin einen entscheidenden Vorteil für Roche.

Die Genussscheine von Roche im mehrjährigen Kursvergleich. (Quelle: www.cash.ch)

Auch die Bewertung erachtet sie als attraktiv, errechnet Hector bei Roche doch ein Verhältnis vom Unternehmenswert zum rechnerischen Nettobarwert sämtlicher Produkte von 0,74. Das wiederum liegt weit unter dem Branchendurchschnitt von 1,06. Selbst wenn die Berenberg-Analystin vorerst nicht mit einer Neubeurteilung durch die Börse rechnet, so ist dieser Abschlag zur Konkurrenz dennoch nicht von der Hand zu weisen.

Und dann wäre da zum anderen noch das Pharma-Urgestein aus Basel selber, welches etwas mehr als ein Jahr nach dem Aus für den Hoffnungsträger Gantenerumab wieder die "Alzheimer-Karte" spielt. Anlässlich eines Neurologie-Tages stellte man den Anwesenden unter anderem vielversprechende Studienergebnisse zum Alzheimermittel Trontinemab vor.

Darauf abgestützt verdoppelt Pharmaanalyst Marcel Brand von der Zürcher Kantonalbank seine risikobereinigten Umsatzschätzungen für den Wirkstoff auf eine Milliarde Franken. Dass er diese Schätzungen nicht noch deutlicher erhöht, begründet Brand unter anderem mit möglichen unerwünschten Nebenwirkungen auf den Eisenstoffwechsel.

Der Dividendenabgang setzt den Genussscheinen von Roche heute Donnerstag sichtlich zu (Quelle: www.cash.ch)

An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Zürcher Kantonalbank eine der wenigen Banken ist, welche die Genussscheine von Roche überhaupt noch mit "Übergewichten" zum Kauf anpreisen. Sind die Kursverluste von heute Donnerstag dem Dividendenabgang geschuldet, geht jene von gestern Mittwoch auf das Konto von Oddo-Analyst Martial Descoutures.

In einer 62 Seiten starken Branchenstudie trimmte er einerseits sein Kursziel auf 220 (zuvor 250) Franken und bekräftigte andererseits die "Underperform" lautende Verkaufsempfehlung. Für ihn kommen die Genussscheine wie bis anhin an letzter Stelle unter den europäischen Pharmawerten.

So sehr ich es mir für meine Schweizer Aktienfavoriten für 2024 auch wünschen würde – den einstigen Umsatzerwartungen der Analysten für Gantenerumab wird das Alzheimermittel Trontinemab nie das Wasser reichen können. Es ist als wäre es gestern, als Gantenerumab in angelsächsischen Kreisen hinter vorgehaltener Hand ein jährlicher Spitzenumsatz von 10 oder noch mehr Milliarden Franken nachgesagt wurde.

Aber immerhin zeigt sich an Trontinemab, dass das Pharma-Urgestein aus Basel doch auch noch den einen oder anderen Wirkstoff aus der eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung hervorbringt. Ob damit die Diskussion um die schwindende Innovationskraft nun verstummt...?

Und wenn wir schon beim Thema Roche und die Dividende sind: Bei meinen Schweizer Aktienfavoriten für 2024 wurde die Nettodividende heute Donnerstag gleich zu Handelsbeginn in Genussscheine reinvestiert.

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