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Börsenwoche im Schnelldurchlauf

Schweizer Aktien: Zweistellige Kursverwerfungen sind beinahe an der Tagesordnung

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Der cash Insider kommentiert die wichtigsten Börsenereignisse. Diese Woche unter anderem: Die SNB und der Ameisenhaufen, Julius Bär und die Aktien der UBS - Und: Grössere Kursbewegungen bei Zur Rose und Meyer Burger.

24.03.2023   12:05
Von cash Insider
Szene aus dem Film «Master and Commander» mit Hauptdarsteller Russell Crowe.

Szene aus dem Film «Master and Commander» mit Hauptdarsteller Russell Crowe.

Quelle: imago images / United Archives

Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

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Die neue Woche begann an den Aktienmärkten, wie die alte Woche endete: Ziemlich turbulent. Mit der Credit Suisse war hierzulande auch die Hauptakteurin dieselbe.

Als ich am vergangenen Freitag darüber berichtete, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihre schützende Hand über die krisengeplagte Grossbank halte, war mir nicht bewusst, dass sich die Ereignisse übers Wochenende überschlagen würden. Am Sonntagabend dann waren die Tage der Credit Suisse als eigenständiges Unternehmen gezählt, wird die Grossbank doch mit ihrer übermächtigen Erzrivalin UBS zwangsverheiratet.

Während die Aktionärinnen und Aktionäre der Credit Suisse mit Aktien der UBS abgegolten werden sollen, gehen die Gläubiger der nachrangigen AT1-Pflichtwandelanleihen – zumindest aus heutiger Sicht – gleich ganz leer aus. Letzteres könnte allerdings Futter für die Juristen werden.

Wurden die Valoren der UBS am Montagmorgen kurz nach Sitzungsbeginn noch mit einem Minus von bis zu 16 Prozent abgestraft, setzten sie im weiteren Wochenverlauf zu einer kräftigen Gegenbewegung an. In der Spitze wurden dann zeitweise sogar Kurse von 20 Franken und mehr bezahlt.

Das Nachsehen hatte, wer am Montag im frühen Handel den Abstufungen aus der Analystengemeinde folgte und sich von seinen Aktien trennte. So gingen Julius Bär und Société Générale etwa von "Buy" auf "Hold". Der Finanzwertespezialist Keefe Bruyette & Woods watschte die Valoren sogar von "Market Perform" auf "Underperform" ab und auch die französische Investmentbank Oddo ging ohne mit der Wimper zu zucken von "Neutral" auf "Underperform". Einmal mehr zeigte sich rückblickend jedoch, dass Panik an der Börse in der Regel ein eher schlechter Ratgeber ist.

Interessanterweise wiesen die Aktien der Credit Suisse am Montagabend bei Sitzungsende auf Basis des Umtauschverhältnisses einen Aufschlag von sieben Prozent gegenüber jenen der UBS auf – als ob einige Marktakteure auf eine Offertnachbesserung oder eine Gegenofferte spekuliert hätten.

Ich kommentierte die Situation wie folgt:

Und tatsächlich haben Arbitragetransaktionen mittlerweile dazu geführt, dass sich die Aktien der beiden Grossbanken einander rechnerisch angenähert haben.

Wie ich gestern Donnerstag berichtete, macht Mensur Pocinci von der Bank Julius Bär bei den Valoren der UBS eine langfristige Kaufgelegenheit aus, wie es sie nur einmal im Laufe einer Generation gibt. Der bekannte Charttechniker rechnet auf kurze Sicht mit einem Vorstoss bis auf 23,50 Franken.

Kursentwicklung der UBS-Aktien seit Freitag (Quelle: www.cash.ch)

Ganz uneigennützig sind diese Aussagen vermutlich nicht, preist Pocinci die Aktien doch schon seit November zum Kauf an. Was mir gestern Donnerstag noch nicht bewusst war ist, dass der Charttechniker am Montag bei 15 Franken unglücklich aus dem Sattel geworfen wurde und die Titel nun bei 19 Franken wieder zurückgekauft hat. Nachdem die Nachrichtenagentur Bloomberg von einer Untersuchung des amerikanischen Justizministeriums gegen die beiden Grossbanken wegen möglicher Verstösse gegen die Russland-Sanktionen berichtet, kratzen die Valoren der UBS mittlerweile bereits wieder an der Stop-Loss-Limite des Julius-Bär-Experten bei 16,50 Franken.

Angesichts der Diskussionen in Wirtschaft und Politik – weit über die Landesgrenzen hinaus – kommt mir das beinahe so vor, als seien der Bundesrat, die SNB und die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht gemeinsam in einen Ameisenhaufen getreten. Was in der Natur gilt, gilt auch für die Börse: Es wird dauern, bis sich die Dinge etwas beruhigen.

Gestern Donnerstag gehörte die Bühne wenigstens für ein paar wenige Stunden dem Solarhersteller Meyer Burger und der Versandapotheke Zur Rose. Von beiden Unternehmen weiss ich, dass sie und ihre Aktien bei unseren Leserinnen und Lesern auf besonders grosses Interesse stossen.

Wie am Montag bei den Valoren von UBS und Credit Suisse kam es auch bei jenen von Meyer Burger und Zur Rose zu zweistelligen Kursverwerfungen. Die Aktien von Meyer Burger gingen am Donnerstag um knapp 17 Prozent höher aus dem Handel, nachdem das Solarunternehmen den operativen Verlust im vergangenen Jahr deutlicher eingrenzen konnte als von Analysten gedacht. Ausserdem liessen sich zwei neue Abnahmevereinbarungen inklusive Vorauszahlungen mit amerikanischen Versorgern präsentieren.

Über den einzigen Makel, nämlich dass die Aktionärinnen und Aktionäre in Sachen Umsatz- und Gewinnentwicklung vorerst noch im Dunkeln gelassen werden, scheint die Börse vorerst grosszügig hinwegzuschauen. Am Ziel eines positiven Jahresergebnisses auf Stufe EBITDA hält das Unternehmen indes fest.

Kursentwicklung der Aktien von Meyer Burger seit Januar (Quelle: www.cash.ch)

Nach zwei Produktionskürzungen in Folge darf sich Meyer Burger nun keine weiteren Ausrutscher mehr leisten, baut die Investmentthese doch auf eine gehörige Portion Zukunftsmusik auf. Ich für meinen Teil traue Firmenchef Gunter Erfurt und seiner hochmotivierten Belegschaft weiterhin zu, die Transformation zum Erfolg zu führen – so umstritten sie am Anfang auch gewesen sein dürfte.

Unter die Räder gerieten hingegen die Aktien von Zur Rose, nachdem die Versandapotheke das vergangene Jahr einen Verlust in dreistelliger Millionenhöhe erlitten hatte. Mit 171 Millionen Franken überragte der Verlust selbst die pessimistischsten Analystenschätzungen. Und auch die Finanzziele fürs neue Jahr sorgten eher für enttäuschte Gesichter, dürfte der Umsatz nach dem Verkauf der Schweizer Geschäftsaktivitäten an die Migros doch geringer und der operative Verlust (EBITDA) höher als gedacht ausfallen.

Da half auch es nicht, dass das Unternehmen auf die Einführung des elektronischen Medikamentenrezepts in Deutschland ab dem nächsten Jahr vertröstet. Ja, mit dem Verkauf der Schweizer Geschäftsaktivitäten hat man sich zwar Zeit erkauft. Doch ob das elektronische Medikamentenrezept diesmal wie geplant eingeführt werden kann, bleibt fraglich. Schliesslich sind unsere deutschen Nachbarn nicht gerade für ihre digitale Affinität bekannt.

Mal schauen, ob sich die Aktienmärkte kommende Woche wieder fangen können. Sollten weitere Hiobsbotschaften aus dem Bankensektor ausbleiben, erscheint mit dies durchaus möglich. Mehr dazu am nächsten Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

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3 Kommentare

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markus

Es ist noch nicht ausgestanden. In London haben diverse Hedgefonds mit Banken beschlossen den Industrie- und Finanzplatz Schweiz nachhaltig zu schwächen und zu zerschlagen...... es gibt Anzeichen über massive Leerverkäufe bei Industrietiteln. Das ist erst der Anfang. Nach den Banken und Versicherungen kommen jetzt die Industrietitel unter die Räder der Leerverkäufer.....Marlene Amstad von der Finanzmarktaufsicht muss intervenieren und Leerverkäufe verbieten sonst passiert dasselbe wie bei der CS. Gerüchte verbreiten - und dann der Kurssturz......

thebigshort

Es ist wichtig, dass der Druck auf den Finanzplatz Schweiz aus dem Ausland hochgehalten wird.
Laut dem Schweizer US- Botschafter Scott Miller kann die Schweiz bis zu $100 Mrd. an Russischen Oligarchen Gelder blockieren.
Ausserdem ist die Schweiz noch immer kein Mitglied der Task-Force «Russian Elites, Proxies and Oligarchs» wo solche Sanktionen und Blockaden von Geldern international koordiniert werden.

chnueppeli

Genau, sage ich schon lange. Die Leerverkäufe ab sofort verbieten..!!

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