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Man kann von der Berufsgruppe der Aktienanalysten halten was man will – Passivität kann man ihr in diesen Tagen jedenfalls nicht vorwerfen. Auch heute Mittwoch treffen bei uns am Schweizer Aktienmarkt gleich mehrere geradezu spektakulär anmutende Umstufungen ein.

Auf Echo stösst vor allem die neuste Unternehmensstudie der UBS in Sachen BKW. Darin stuft Autorin Barbora Blaha die Valoren des Stromherstellers von "Sell" auf "Buy" herauf. Das 12-Monats-Kursziel lautet neuerdings 151 (zuvor 150) Franken - obwohl die Analystin ihre Gewinnschätzungen um nicht weniger als 11 Prozent nach oben nimmt.

Im vergangenen Frühsommer ging ein lauter Aufschrei durch hiesige Börsenkreise, nachdem ihr Vorgänger Bosco Ojeda die Aktien – für Beobachter überraschend – von "Buy" auf "Sell" abgewatscht hatte. Alleine an jenem verhängnisvollen Tag gingen die Valoren der BKW um mehr als 10 Prozent tiefer aus dem Handel.

Blaha begründet ihre neugewonnene Zuversicht übrigens damit, dass sich weder die kürzlich angekündigte Restrukturierung im Dienstleistungsbereich, noch die stabile Entwicklung im Energiegeschäft in der Kursentwicklung der letzten Wochen widerspiegelt.

Die Aktien der BKW heben am Mittwoch ab (Quelle: www.cash.ch)

An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Grossbank die Aktien im Auftrag des Stromherstellers selbst mitverfolgt und von diesem vermutlich für ihre Dienste bezahlt wird. Das war schon im Juni letzten Jahres so, was mich damals zu folgender Aussage verleitete:

Auch für die Valoren von Rieter geht eine Kaufempfehlung der UBS ein. Der zuständige Analyst Sebastian Vogel geht von "Neutral" auf "Buy" mit einem 12-Monats-Kursziel von 155 (zuvor 93) Franken. Dass der Kurs der Aktien seit den ersten März-Tagen bereits um fast 30 Prozent gestiegen ist, scheint den Analysten nicht abzuschrecken.

Vogel geht beim Textilmaschinenhersteller ab dem kommenden Jahr von einer kräftigen Belebung des Tagesgeschäfts aus. Darauf abgestützt erhöht er seine Gewinnschätzungen um bis zu 61 Prozent.

Seine Berufskollegin Amira Manal bei der französischen Investmentbank Oddo scheint diese Meinung zu teilen. Sie nimmt die Erstabdeckung der Rieter-Aktien mit "Outperform" und einem Kursziel von 150 Franken vor. Manal glaubt, dass der Branchenzyklus die Talsohle im laufenden Jahr durchschreiten und ab dann wieder anziehen wird. Ausserdem werde das "Next Level"-Programm künftig für geringere Ergebnisschwankungen sorgen, wie sie weiter schreibt.

Auch für die Valoren von Straumann geht eine Erstabdeckung ein. Die mächtige amerikanische Investmentbank Goldman Sachs stuft diese neuerdings mit "Buy" und einem 12-Monats-Kursziel von 170 Franken ein.

Kursentwicklung der Straumann-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Analyst Richard Felton traut dem Dentalimplantatehersteller auf Jahre hinaus ein prozentual zweistelliges Umsatz- und Gewinnwachstum zu. Er sieht den Weltmarktführer aus Basel anderen Mitbewerbern weitere Marktanteile abluchsen – nicht nur bei den Premiumimplantaten, sondern auch im Billigsegment.

Zur Erinnerung: Die Vorgängerin Feltons – sie ist mittlerweile als Medizinaltechnikanalystin für die Citigroup tätig – riet bei den Aktien von Straumann über Jahre hinweg mit Kurszielen von 100 Franken und weniger zum Verkauf.

Gestern Dienstag sorgte Goldman Sachs schon einmal für eine dicke Überraschung, als die zuständige Analystin Georgina Fraser die Wiederabdeckung von Givaudan mit "Buy" und einem 12-Monats-Kursziel von 4600 Franken bekanntgab. Sie glaubt, dass der Aromen- und Duftstoffhersteller wieder die weltweite Marktführerschaft übernehmen wird. Die Preisgestaltungsmacht der Genfer bleibe hoch.

Wenn Banken bei Aktien nach einem guten Lauf und nahe an den Mehrjahreshöchstkursen von Verkaufen auf Kaufen gehen, hinterlässt das schon einen etwas fahlen Nachgeschmack. Es macht dann jeweils ganz den Anschein, als ob der Druck auf die jeweilige Analystin oder den jeweiligen Analysten zu gross wurde, an der Verkaufsempfehlung festzuhalten. Ein Analystenwechsel kommt da nicht selten gerade sehr gelegen...

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