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Mir werden gleich zwei Strategiepapiere aus den Londoner Büroräumen der UBS zugespielt. In beiden Papieren warten die Autoren mit taktischen Aktienempfehlungen auf. Ich staune immer wieder, wie fleissig die dortigen Anlagestrategen doch sind.
Wie jenem aus der Feder von Chefdenker Gerry Fowler entnommen werden kann, notiert der Stoxx Europe 600 Index schon heute in etwa dort, wo er diesen eigentlich erst Ende Dezember stehen sah. Der Stratege rät seiner Anlagekundschaft deshalb zu einem selektiveren Ansatz bei europäischen Aktien.
Ganz anders verhält es sich bei der Liste von europäischen Aktien, um welche man als Anleger in den kommenden Wochen und Monaten besser einen grossen Bogen macht – oder diese gar leerverkauft. Auf dieser Liste ist die Schweiz mit dem Schwergewicht Nestlé prominent vertreten. Auch die Swatch Group wird von Fowler und seinen Mitautoren zu den «Least Favoured Stocks» gezählt. Auf der Liste der 20 unattraktivsten Aktien sucht man die Valoren des Uhrenherstellers aus Biel dann aber vergeblich.
Kurszerfall bei den Swatch-Inhaberaktien in den letzten Jahren (Quelle: www.cash.ch)
Der Abteilungskollege Sean Simonds wartet in seinem Strategiepapier immerhin noch mit 19 Aktien weltweit auf, welche man aus Anlegersicht unbedingt im Portefeuille haben muss, sowie mit 19 Aktien, welche es zu meiden gilt. Auf der Liste der Kaufempfehlungen fällt die Ausbeute aus Schweizer Sicht ebenfalls ernüchternd aus. Es findet sich keine einzige Aktie aus der Heimat der Grossbank. Daumen runter heisst es hingegen auch hier für die Valoren der Swatch Group.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass sich die Autoren beider Strategiepapiere bei ihren Einschätzungen auf quantitative Modelle abstützen. Mit anderen Worten: Man lässt Zahlen und Statistiken sprechen.
Die Inhaberaktien der Swatch Group werden von der hauseigenen Analystin Zuzanna Pusz seit Ende September mit «Sell» eingestuft. Wenige Wochen später hob sie ihr Zwölf-Monats-Kursziel allerdings auf 140 (zuvor 127) Franken an. Mich überrascht deshalb nicht, dass der Uhrenhersteller in beiden Strategiepapieren aus London schlecht wegkommt. Anders verhält es sich bei Nestlé, stuft der Berufskollege Guillaume Delmas die Valoren des Nahrungsmittelmultis doch mit «Neutral» und einem Zwölf-Monats-Kursziel von 80 Franken ein.
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Eigentlich wollte Julius Bär ihren Zwischenbericht für die ersten vier Monate ja erst morgen Donnerstag vorlegen. Nun ergriff die Zürcher Bank allerdings die Flucht nach vorn und veröffentlichte den besagten Bericht schon am gestrigen Dienstagabend nach Börsenschluss. Das wiederum dürfte nicht zuletzt einem erneuten Abschreiber auf dem Kreditbuch geschuldet sein. Weitere 130 Millionen Franken muss sich das Unternehmen ans Bein streichen, wobei es unmissverständlich klarmacht, dass dieser überraschende Abschreiber nicht in Verbindung mit dem österreichischen Bauunternehmer René Benko steht. Verständlicherweise ein Reizwort für die Zürcher.
An der Börse verlieren die Aktien von Julius Bär zeitweise denn auch mehr als sieben Prozent. Glück im Unglück hatte der für die Deutsche Bank tätige Analyst Benjamin Goy. Er stuft die Valoren zwar wie bis anhin mit «Buy» und einem Kursziel von 61 Franken ein, strich die Zürcher Bank jedoch keine 24 Stunden zuvor von seiner «European Banks Top Picks List».
Die Aktien von Julius Bär geraten am Mittwochmorgen unter die Räder (Quelle: www.cash.ch)
Dennoch schlägt Goy versöhnliche Töne an. Seines Erachtens weiss der Zwischenbericht für die ersten vier Monate nämlich zu überzeugen. Er spielt damit sowohl auf die höher als erwartet ausgefallene Bruttomarge, als auch auf die erfreulichen Fortschritte beim viel beachteten Kosten-Ertrags-Verhältnis an. Will man dem Analysten Glauben schenken, dann dürfte der erneute Abschreiber auf dem Kreditbuch bei Julius Bär wohl die letzte von einer ganzen Serie an Enttäuschungen sein. Und selbst wenn er es nicht explizit schreibt, lässt er zumindest durchblicken, dass die Nachrichtenlage unter dem neuen Firmenchef Stefan Bollinger nun besser werden sollte.
Harren wir folglich doch der Dinge, die da künftig kommen mögen...
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2 Kommentare
Zum Vorgehen der UBS-Analysten kann man nur sagen: Buy high, sell low
Bei der UBS geht mein Daumen auch runter!