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Eigentlich hatte ich mir meinen ersten Arbeitstag nach den Sommerferien etwas anders vorgestellt. Nach einer ziemlich kurzen Nacht – aufgrund technischer Probleme traf unser Mallorca-Flug erst nach Mitternacht am Flughafen Bern-Belpmoos ein – halten mich die Analysten ganz schön auf Trab.

Als Reaktion auf die Gewinnenttäuschung in der ersten Jahreshälfte und der überraschend vorsichtigen neuen Margenvorgaben zögert der für die Zürcher Kantonalbank tätige Analyst Richard Frei nicht lange und stuft die Valoren von Dätwyler von "Übergewichten" auf "Marktgewichten" herunter. Er will seine Gewinnschätzungen deutlich senken, was auch einschneidende Folgen für den rechnerischen fairen Aktienkurs haben dürfte.

In die andere Richtung geht es hingegen für die Valoren von Flughafen Zürich. In einer 49 Seiten starken Studie zu den europäischen Flughafengesellschaften gehen die Autoren um den Barclays-Analysten Andrew Lobbenberg von "Equal Weight" auf "Overweight". Nach einer Erhöhung der Gewinnerwartungen um bis zu 12 Prozent wird das Kursziel neuerdings mit 210 (zuvor 174) Franken angegeben. Lobbenberg und seine Mitautoren halten den Flughafen Zürich von seinem Einzugsgebiet und dem regulatorischen Umfeld her für vergleichsweise gut aufgestellt.

Mit einer Kaufempfehlung für die Aktien von DKSH geht die französische BNP Paribas ins Rennen. Ihr Analyst Andrew Grobler – er war früher übrigens für die Credit Suisse tätig – stuft die Valoren des Marktentwicklungsspezialisten mit einem Kursziel von 82 (zuvor 79) Franken von "Neutral" auf "Outperform" herauf. Grobler traut dem Unternehmen über die nächsten Jahre ein prozentual zweistelliges Gewinnwachstum zu und liegt mit seinen Annahmen um bis zu 7 Prozent über jenen seiner Berufskollegen bei anderen Banken. Der Analyst macht nicht weniger als fünf mögliche Kurstreiber aus, darunter etwa die starke Marktstellung im hochmargigen Gesundheitsbereich oder die grundsolide Bilanz.

Kursentwicklung der Aktien von DKSH seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Die Kursausschläge bei den betroffenen Aktien zeigen, dass den drei genannten Umstufungen auch Folge geleistet wird. Vermutlich wird die Ergebnisfülle der nächsten Tage weitere Umstufungen nach sich ziehen – stehen im weiteren Wochenverlauf doch Zahlenkränze von nicht weniger als 35 Publikumsgesellschaften aus der Schweiz zur Veröffentlichung an – von "A" wie Also bis "Z" wie Zehnder. Mit grösseren Überraschungen ist insbesondere bei Logitech, AMS Osram und Comet zu rechnen. Bei diesen Aktien erscheinen mir Umstufungen aus der Analystengemeinde deshalb ganz besonders wahrscheinlich.

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Für die Aktionärinnen und Aktionäre von Meyer Burger beginnt die neue Woche mit einer kalten Dusche: Nachdem der aufstrebende Solarhersteller in der ersten Jahreshälfte auf Stufe EBITDA rund 42 Millionen Franken in den Sand gesetzt hat, kassiert er die diesjährigen Gewinnvorgaben. Analysten waren durchschnittlich von einem Fehlbetrag in Höhe von 8 Millionen Franken ausgegangen.

Einerseits begründet das Unternehmen diesen Schritt mit den noch nicht quantifizierbaren Kosten für den Bau einer Solarzellenfabrik im amerikanischen Colorado Springs. Andererseits berichtet es allerdings auch von einem chinesischen Überangebot, welches jüngst für Preisdruck sorgte.

In Analystenkreisen gibt man sich gewohnt entspannt. So räumt der für Mirabaud Securities tätige Dani König in einem Kommentar zwar ein, dass er die Aussetzung der diesjährigen Gewinnvorgaben negativ beurteile. Seines Erachtens dürften sich die Absatzpreise in Europa aber schon bald wieder normalisieren. Er hält deshalb sowohl an seiner Kaufempfehlung als auch am 89 Rappen lautenden Kursziel fest.

Kursentwicklung der Meyer-Burger-Aktien im Tagesverlauf (Quelle: www.cash.ch)

Sein Berufskollege Alexander Koller beim amerikanischen Broker Stifel sieht die Zukunft Meyer Burgers denn auch ganz klar in Übersee, herrsche in der dortigen Solarindustrie doch Goldgräberstimmung. Er preist die Aktien wie bis anhin mit "Buy" und einem Kursziel von 75 Rappen zum Kauf an. Koller will jedoch verstanden wissen, dass ein Engagement aus Anlegersicht eine hohe Risikotoleranz voraussetzt.

Einzig der für die Zürcher Kantonalbank tätige Analyst Richard Frei stellt die Preissetzungsmacht des hiesigen Solarherstellers in Frage. Doch selbst er bleibt bei seinem "Übergewichten" lautenden Anlageurteil.

Etwas anders verhält es sich in Börsenkreisen. Insbesondere die Aussage des Unternehmens selber, wonach in der ersten Jahreshälfte Wertminderungen auf Lagerbeständen aufs Ergebnis gedrückt hätten, lässt Zweifel an der Premium-Strategie Meyer Burgers laut werden. Bisher hiess es stets, dass die chinesische Konkurrenz dem Solarhersteller nichts anhaben könne. Seit dem heutigen Montag wissen wir, dass dem wohl nicht so ist...

...interessant ist übrigens, dass sich bereits am Freitag Neuigkeiten angekündigt hatten. Mit gut 34 Millionen gehandelten Aktien war das Handelsvolumen nämlich ein Mehrfaches des Üblichen.

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