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Rund um die Ergebnisveröffentlichung von Ende Juli herum hob der Aktienkurs von AMS Osram regelrecht ab. Von 6,50 Franken ging es für die Valoren des Sensorenherstellers innerhalb von weniger als 48 Stunden auf knapp 8 Franken. Treibende Kraft hinter diesen Avancen waren aggressive Deckungskäufe durch ausländische Leerverkäufer, wie mir damals berichtet wurde.

Die von ihnen herbeigesehnten Enttäuschungen blieben denn auch aus. Der operative Gewinn übertraf im zurückliegenden zweiten Quartal selbst die kühnsten Analystenschätzungen und die Vorgaben für das laufende dritte Quartal bewegten sich zumindest im Rahmen der durchschnittlichen Erwartungen. Ausserdem gab das Unternehmen bekannt, sich einer grundlegenden Restrukturierung unterziehen zu wollen – wobei die Pläne in Börsenkreisen bis heute als durchaus glaubwürdig gelten.

Von den Kursgewinnen Ende Juli lässt sich das hingegen nicht behaupten, diese seien nachhaltig. Mit rund 6,50 Franken kosten die Aktien AMS Osram in etwa wieder gleich viel wie in den Tagen vor der Ergebnisveröffentlichung.

Auf und Ab der AMS-Aktien in den letzten vier Wochen (Quelle: www.cash.ch)

Alleine gestern Dienstag rauschten die Valoren zeitweise um mehr als fünf Prozent nach unten – ohne dass konkrete Gründe vorgelegen hätten. Neugierig wie ich bin, habe ich mich deshalb mal nach möglichen Erklärungen im Handel umgehört.

Gleich mehrfach war von charttechnisch bedingten Verkäufen die Rede. Diese Erklärung liegt insofern nahe, als dass die Aktien unter dem gleitenden 200-Tage-Durchschnitt notieren und im Laufe des Vormittags bei 6,60 Franken auch gleich noch unter die gleitenden Durchschnitte auf 20 und 50 Tage fielen.

Einige Händler verwiesen hingegen auf die ziemlich enttäuschende Handelsbilanz Chinas vom frühen Dienstagmorgen. Diese zeugt nämlich von einer rückläufigen Nachfrage aus dem Ausland sowie von weiterhin hohen Lagervorräten. Die Volksrepublik führte im Juli gut 12 Prozent weniger ein als noch im Jahr zuvor. Und die Ausfuhren waren im Jahresvergleich sogar um fast 15 Prozent rückläufig. In beiden Fällen wurden die Schätzungen von Ökonomen klar verfehlt. Da China für AMS Osram als wichtiger Absatzmarkt gilt, ist die Nervosität an der Börse durchaus nachvollziehbar.

Interessant ist übrigens, dass der Stimmenanteil der UBS ausgerechnet per Ende Juli unter den Schwellenwert von 3 Prozent gefallen ist. Das geht heute Mittwoch aus einer Offenlegungsmeldung an die SIX Swiss Exchange hervor. Vermutlich ist es bloss ein Zufall, dass die Kursentwicklung seither stark rückläufig war. Die Grossbank war im März vor drei Jahren über ein Derivatkonstrukt beim Sensorenhersteller eingestiegen, wie eine damalige Offenlegungsmeldung erahnen lässt. Ob auf eigene Rechnung oder auf die von Kunden ist nicht bekannt.

An dieser Stelle noch kurz ein paar Worte zu den Restrukturierungsplänen des Unternehmens. Meines Erachtens bietet sich dem neuen Firmenchef Aldo Kamper eine einmalige Gelegenheit: Lässt er auf Worte rasche Taten folgen, sollte sich das in einem deutlich höheren Aktienkurs bemerkbar machen. Das nicht zuletzt auch deshalb, weil es für die Valoren nach dem Kursfeuerwerk von Ende Juli zuletzt wieder "Zurück auf Start" hiess. Wichtig ist nun, dass die Spekulanten beim Sensorenhersteller aus dem Markt gespült werden...

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Auch die Aktien des Verpackungsmaschinenherstellers SIG Group bekundeten in den letzten Wochen sichtlich Mühe. Rückblickend hatten sich einige Analysten von der Veröffentlichung des Halbjahresergebnisses wohl mehr erhofft – nicht zuletzt auch eine Erhöhung der diesjährigen Ziele.

Kräftig Öl ins Feuer giesst nun der für die britische Barclays tätige Analyst Pallav Mittal. In einer 35 Seiten starken Unternehmensstudie nimmt er die Erstabdeckung der Valoren mit einer "Underweight" lautenden Verkaufsempfehlung und einem Kursziel von gerade einmal 19 Franken auf. Das kommt einem Tabubruch gleich, rät doch keine andere mir bekannte Bank bei der SIG Group zum Ausstieg.

Kursentwicklung der SIG-Aktien in den letzten Jahren  (Quelle: www.cash.ch)

Mittal stösst sich insbesondere an den Zukäufen der jüngeren Firmengeschichte. Nicht weniger als 1,5 Milliarden Euro hat der Verpackungsmaschinenhersteller alleine in den vergangenen drei Jahren für Übernahmen aufgeworfen und diese überzahlt, wenn man dem Barclays-Analysten Glauben schenken will.

Ausserdem ist ihm die vergleichsweise hohe Bewertung ein Dorn im Auge. Dies umso mehr, als dass die SIG Group die ausgewiesenen Gewinne jeweils um gleich mehrere Sonderfaktoren bereinigt.

Den Aktionärinnen und Aktionären der ersten Stunde dürfte das ziemlich egal sein. Auf den seinerzeitigen Ausgabepreis von 11,25 Franken je Stück von Ende September 2018 bezogen, hat sich der Aktienkurs mehr als verdoppelt – die seither ausbezahlten Dividenden noch gar nicht aufgerechnet.

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