Einen so starken Start ins Jahr wie 2022 gab es zuletzt 2020, als der Bitcoin-Preis am Vorabend der Corona-Pandemie 31 Prozent in die Höhe geschnellt war. Die Rally zu Beginn des neuen Jahres hat die Gesamtkapitalisierung des Kryptomarktes nach Daten von CoinGecko wieder über die Marke von 1 Billion Dollar geschoben, unter dies sie im November gefallen war, als die Börse FTX kollabiert war.

Am Montag stieg der Bitcoin-Preis um bis zu 2,5 Prozent auf zeitweise 21'426 Dollar und legte damit den 13. Tag in Folge zu. Auch andere Coins wie Ether und Cardano legten zu. Im asiatischen Handel waren auch die Aktien von Unternehmen aus dem Kryptobereich gesucht: Monex Group notierten ebenso höher wie Woori Technology Investment Co.

Die Krypto-Rally ist zum Teil eine Wette auf ein Ende der drastischen Zinserhöhungen, wie sie auch Aktien, Anleihen und Gold beflügelt. Der Aufwärtstrend wirft aber auch die Frage auf, ob der Anstieg zu rasant war. Schub sei auch aus einem Short Squeeze gekommen, der jedoch abklinge, schrieb Noelle Acheson ihrem Newsleter "Crypto Is Macro Now". Die im Marktjargon auch als FOMO — Fear Of Missing Out — bekannte Angst, Kursgewinne zu verpassen, dürfte auch die weitere Marktentwicklung beeinflussen.

Entscheidend ist zudem die Frage, welche weiteren Auswirkungen die FTX-Insolvenz haben wird und wie es im Prozess gegen Börsengründer Sam Bankman-Fried weitergeht. Das Krypto-Brokerhaus Genesis und seine Mutterfirma Digital Currency Group versuchen derzeit, ihre Schuldenprobleme zu lösen. Auch dies könnte neue Marktverwerfungen auslösen.

Die Charttechnik deutet darauf hin, dass das Potenzial der Bitcoin-Rally an seine Grenzen stösst. Der als Dynamikmass viel beachtete Relative-Stärke-Index hat auf 14-Tage-Basis den Wert von 90 erreicht. Schon Werte ab 70 signalisieren einen "überkauften" Markt. Einen RSI von 90 gab es zuvor seit rund zwei Jahren nicht mehr.

Stratege Matt Maley von Miller Tabak + Co. sieht die Rally als Zeichen für einen noch recht überschwänglichen Markt, an dem dem die Investoren noch immer weniger bärenhaft agierten als es ihre Worte erwarten liessen.

(Bloomberg)