Die Verhandlungen erweisen sich an allen Ecken und Enden schwierig, und eine Einigung vor Ende dieser Woche ist unwahrscheinlich, berichten mit den Gesprächen vertraute Personen. Die Gewerkschaft Verdi stellt sich gegen Vorstellungen der finnischen Mehrheitseigentümerin und der Uniper geht das Geld aus. Währenddessen steigen die Zinsen, was den Zugang zu staatlich geförderten Krediten erschwert.
Der Gegenwind weckt Erinnerungen an die Rettung der Lufthansa nach dem Einbruch des Flugverkehrs zu Beginn der Pandemie. Jenes Unterfangen stand vor allem aufgrund von Streit um die Beteiligung der betroffenen Länder und des Einflusses der Politik auf der Kippe. Am Ende erhielt die Fluglinie einen Hilfsrahmen von etwa 9 Milliarden Euro, ein ähnlicher Betrag, wie ihn auch Uniper anstrebt.
"Es liegen mehrere Optionen auf dem Tisch, aber es bleibt noch viel zu tun", sagte die finnische Europaministerin Tytti Tuppurainen, die letzte Woche ohne formelle Einladung zu - wie sie es nannte - "konstruktiven" Gesprächen in Berlin war. "Es muss sehr bald eine Lösung gefunden werden, wir sprechen von ein paar Tagen oder höchstens ein paar Wochen."
Die Bundesregierung steht unter Druck, bald eine Lösung zu finden. Uniper hat bereits damit begonnen, seine Kunden mit Gas zu versorgen, welches eigentlich für den Winter gespeichert war, um nicht mehr auf dem teuren Spotmarkt zukaufen zu müssen. Das Anzapfen der Reserven verschafft dem Düsseldorfer Konzern dringend benötigte Liquidität.
In den Diskussionen über das Stopfen des 9-Milliarden-Euro-Lochs zeichnen sich auch Spannungen mit dem finnischen Mutterkonzern Fortum Oyj ab. Der möchte, dass sich der Bund nur an dem Teil von Uniper beteiligt, der für die Versorgungssicherheit entscheidend ist. Dagegen wendet sich Verdi, deren Vorstandsmitglied Christoph Schmitz argumentierte, dass dies einer Zerschlagung des Unternehmens gleichkäme und Arbeitsplätze bedrohe.
"Ich habe den Eindruck, dass Fortum versucht, nur die Risiken im laufenden Geschäft auf den Bund zu übertragen und alle Zukunftsperspektiven für sich zu behalten", so Schmitz. "Das würde die Zerschlagung von Uniper bedeuten und vor allem Arbeitsplätze gefährden."
Die finnische Regierung hat signalisiert, dass sie kein Geld zur Rettung von Uniper bereitstellen will, während Fortum betont, bereits Anfang des Jahres einen 8-Milliarden-Euro-Kredit gewährt zu haben. Die Muttergesellschaft will keine wesentliche Verwässerung ihres 75 Prozent-Anteils, aber auch kein frisches Geld bereitstellen.
Es wird erwartet, dass die Gespräche diese Woche einen kritischen Punkt erreichen, wenn klar wird, ob Russland die Lieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 wieder aufzunehmen gedenkt. Die ist derzeit wegen planmäßiger Wartungsarbeiten nicht in Betrieb. Sollten die Lieferungen nach deren Ende nicht wieder aufgenommen werden, könnte Uniper vor noch größeren Schwierigkeiten stehen.
(Bloomberg)