Vor der für den Abend erwartete Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed passierte erwartungsgemäss wenig. Die Grösse des Zinsschrittes und das weitere Vorgehen der US-Währungshüter sind mit Fragezeichen behaftet. "75 Basispunkte Leitzinserhöhung in den USA sind wohl das Beste, was dem Markt heute passieren kann", so Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. "Vielleicht noch der ganze Prozentpunkt, mit etwas weniger angekündigtem Tempo in den kommenden Monaten." Alles andere könnte dagegen "die Dämme endgültig brechen".

Stärkster Sektor waren die Ölwerte: Die Stabilisierung der Preise nach den vorherigen Verlusten stützte die Kurse. Die Aktien reagierten aber auch auf neue Nachrichten zum Ukraine-Konflikt: Knapp sieben Monate nach Beginn des Krieges hat Russland eine Teilmobilmachung der eigenen Streitkräfte angeordnet. Damit spitzt sich der Konflikt weiter zu, und Fragen der Energieexporte aus Russland gewinnen an Brisanz.

Auch die Versorger gehörten zu den Gewinnern. Hier ragten Papiere des finnischen Versorgers Fortum mit einem Kurssprung von 8,6 Prozent auf 13,14 Euro hervor. Sie reagierten damit auf die Nachricht der weitgehenden Verstaatlichung der angeschlagenen Uniper , deren Hauptaktionär die Finnen bislang sind.

Für den finnischen Versorger, der seinen Anteil an Uniper zum Nominalwert verkaufen wird, reduziere sich der Verlust auf die Beteiligung, stellte Analyst Vincent Ayral von JPMorgan fest. Die sonstigen Garantien und Verpflichtungen in Hinblick auf Uniper stellten hingegen keine Belastung mehr dar. Somit könne Fortum nun für sich alleinstehend bewertet werden. Ayral schätzt diesen Wert auf 16,20 Euro je Aktie.

Ansonsten hielten sich die Kursveränderungen in den meisten Sektoren in Grenzen. Die am Vortag stark gefallenen Immobilienwerte erholten sich etwas, während Technologiewerte angesichts der mässigen Vorgaben der Nasdaq schwächelten./mf/stw

(AWP)