Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büsste am Mittag 2,47 Prozent auf 3445,20 Punkte ein und notiert damit weiter auf dem tiefsten Niveau seit Anfang März. Für den französischen Cac 40 ging es um 2,07 Prozent auf 5905,17 Punkte bergab. In Zürich büsste der Swiss Market Index (SMI ) über zweieinhalb Prozent ein, was den tiefsten Stand seit Dezember 2020 bedeutete. Der britische FTSE 100 verlor 2,11 Prozent auf 7120,30 Punkte.
Mit ihrer geldpolitischen Straffung wollen die US-Währungshüter die hohe Inflation bekämpfen, schüren aber auch die Angst vor einer Rezession. Fed-Chef Jerome Powell betonte zwar, dass ein so hoher Zinsschritt "natürlich ungewöhnlich" und nicht üblich sei. Gleichzeitig stellte er für Ende Juli eine erneute Anhebung um 0,5 oder 0,75 Punkte in Aussicht. Für die Fed ist es ein Drahtseilakt, die hohe Inflation zu dämpfen und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum nicht zu sehr auszubremsen.
Die Schweizer Notenbank hob die Leitzinsen um 0,50 Punkten an. Kaum ein Ökonom hatte dies erwartet. Die straffere Geldpolitik soll verhindern, dass die Inflation in der Schweiz breiter auf Waren und Dienstleistungen übergreift. Die SNB betonte zudem ihre Absicht, bei Bedarf weiterhin am Devisenmarkt zu intervenieren. Der Druck auf die bisher eher zögerliche Europäische Zentralbank (EZB) wächst. Sie hat für Juli eine erste kleine Zinserhöhung um 0,25 Punkte signalisiert.
Auch bei der Bank of England werde wegen der Inflation mit einer Zinsanhebung um 0,25 Punkte gerechnet, schrieben die Experten der Landesbank Helaba.
Im europäischen Branchenvergleich gab es zuletzt nur Verlierer. Am heftigsten traf es Einzelhandelstitel, nachdem die britischen Online-Modehändler Asos und Boohoo mit dem Ausblick beziehungsweise Quartalszahlen enttäuscht hatten: Der Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 sackte um 4,8 Prozent auf den niedrigsten Stand seit März 2020 ab. In London büssten Asos und Boohoo 26 und 14 Prozent an Wert ein.
Abschläge von jeweils dreieinhalb Prozent verzeichneten zudem die Indizes der konjunktursensiblen Chemie- sowie der Technologiebranche - letztere ist zur Finanzierung ihres Wachstums auf Kredite angewiesen, die sich mit steigenden Zinsen verteuern.
Noch am besten hielten sich im schwachen Marktumfeld die üblichen Verdächtigen aus den Branchen Telekommunikation , Medizin und Nahrungsmittel - diese gelten als vergleichsweise widerstandsfähig gegen einen Wirtschaftsabschwung.
Derweil büssten Roche-Titel gegen den Branchentrend 1,4 Prozent ein, nachdem eine Studie mit dem Alzheimer-Antikörper Crenezumab des Pharmakonzerns die Ziele verfehlt hatte. Zuletzt hatten schon Krebs-Studien enttäuscht. Roche-Aktien sind seit dem Rekord bei gut 404 Franken Mitte April zuletzt um ein Viertel eingebrochen auf das tiefste Niveau seit Mai 2021./gl/jha/
(AWP)