"Das pessimistische Sentiment hat bei den aktuellen Kursniveaus bereits sehr viel eingepreist und selbst ein potenzielles Rezessionsszenario kann nun nicht mehr schocken", begründete Marktexperte Andreas Lipkow die Entwicklung. Hinzu kamen die jüngsten Aussagen von US-Notenbankchef Powell. "Die Fed rudert wieder etwas zurück und hat verbal etwas den Fuss vom Gaspedal genommen", so Lipkow. An den Märkten wird derzeit spekuliert, eine Eintrübung der Konjunktur könnte die US-Währungshüter dazu bringen, ihren Zinserhöhungskurs schneller als erwartet zu beenden.

Enttäuschende Konjunkturdaten wie das deutsche Ifo-Geschäftsklima belasteten daher nicht. Im Monatsvergleich kühlte sich der Index um 0,7 Punkte auf 92,3 Zähler ab. Analysten hatten zwar mit einer Eintrübung gerechnet, allerdings nur mit einer leichten auf 92,8 Punkte. Die schwachen Zahlen haben zudem auch positive Effekte. "Bei den längerfristigen Zinserwartungen könnte es eine Korrektur geben, die gestern bereits nach den enttäuschenden Einkaufsmanagerindizes eingesetzt hat", merkte Volkswirt Ulrich Wortberg von der Helaba an.

Zu den Gewinnern gehörten die Technologiewerte. Starke Vorgaben aus den USA liessen den volatilen Sektor steigen. Das Schwergewicht ASML zog um 2,1 Prozent an. Die Aktie war im Zuge der Marktkorrektur von über 750 Euro im November auf rund 450 Euro im Juni gefallen.

Ansonsten dominierte aber Vorsicht. Gefragt waren defensive Werte, wie sich am Anstieg von Nahrungsmittel- und Pharmatitel ablesen lässt. Im Chemiesektor bevorzugten Käufer weniger zyklische Werte wie die den Industriegaseproduzenten Air Liquide .

Am Ende des Feldes lagen die Einzelhandelswerte. Für den Rücksetzer war der Onlinehändeler Zalando verantwortlich. Das Unternehmen strich seine Ziele für das laufende Jahr drastisch zusammen. Analysten waren überrascht über das Ausmass. Die Hiobsbotschaft liess selbst Schwergewichte wie die Aktie von Inditex straucheln. Gegen den Gesamtmarkt gab der Wert um 0,6 Prozent nach.

Unter den Einzelwerten fielen die Aktien von Zurich auf. Sie legten am Schweizer Aktienmarkt mit drei Prozent Aufschlag überdurchschnittlich zu. Der Versicherungskonzern will sich von mehreren hunderttausend Lebensversicherungsverträgen in Deutschland trennen. Rund 720 000 Verträge der Konzerntochter Zurich Deutscher Herold werden an den Abwickler Viridium übertragen. Analyst Philip Kett von Jefferies begrüsste den Schritt./mf/stk

(AWP)