Zinsängste, die im Vorjahr noch belasteten, sind nicht mehr dominant. "Für ein weiterhin robuste Wirtschaft nimmt der Aktienmarkt derzeit auch steigende Zinsen in Kauf", begründete Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets die anhaltende Stärke der Börsen. Offensichtlich seien erhöhte Zinsen den Marktteilnehmern lieber als eine Rezession. "Die Kapitalmärkte signalisieren uns, dass die Rally weitergehen kann, solange die Inflation insgesamt zurückgeht und das Wachstum solide beziehungsweise ein Soft Landing wahrscheinlich bleibt", fügten die Analysten der BayernLB hinzu.

Die Einzelsektoren standen ganz unter dem Eindruck der Unternehmenszahlen. Telekomwerte profitierten dabei von dem deutlichen Plus von Orange , die um 5,6 Prozent anzogen. Zahlen und der neue Strategieplan des französischen Mobilfunkunternehmens kamen damit offenkundig gut an. Auch Medienwerte waren gefragt. Der britische Konzern Relx will nach einem erfolgreichen Jahr die Dividende erhöhen und eigene Aktien zurückkaufen. Die Papiere stiegen in London zum Handelsstart auf ein Rekordhoch und gewannen zuletzt 1,1 Prozent.

Im Nahrungs- und Genussmittelsektor fielen Pernod Ricard mit 4,7 Prozent Gewinn auf. Der Spirituosenhersteller hatte in seinem ersten Geschäftshalbjahr Aufwind von höheren Preisen und dem schwachen Euro bekommen. Nicht ganz so gut sah es beim Branchenprimus Nestle aus. Der Nahrungsmittelkonzern war im vergangenen Jahr trotz teils kräftiger Preiserhöhungen nicht ganz so stark gewachsen wie erhofft. Das Umsatzwachstum fiel zwar etwas höher aus als vom Management avisiert, die Erwartungen der Analysten wurden aber verfehlt. Die Aktie hinkte mit einem Minus von einem Prozent dem Markt hinterher.

Ins Stottern kam auch die Aktie von Renault . Obwohl Analysten sich positiv zu dem Zahlenwerk des französischen Autobauers äusserten, verlor der Wert 0,7 Prozent. Allerdings war die Aktie in den Vormonaten deutlich gestiegen und hatte zuletzt ein neues Mehrjahreshoch erreicht.

Etwas besser sah es bei zwei anderen französischen Standardwerten aus. Air Liquide hatte im abgelaufenen Jahr von einer regen Nachfrage nach Industriegasen sowie nach Gasen für die Elektronikbranche profitiert. Im neuen Geschäftsjahr will der Linde-Konkurrent seine operative Marge verbessern und den Nettogewinn ohne Wechselkurseffekte gerechnet weiter steigern. Das honorierten die Anleger mit einem Plus von zwei Prozent.

Der Technologiekonzern Schneider Electric hatte unterdessen das vergangene Jahr mit Rekordwerten abgeschlossen. Zudem zeigte sich das Management für ein weiteres Umsatz- und Gewinnwachstum optimistisch. Die Aktie kletterte um ein Prozent./mf/jha/

(AWP)