Die Märkte reagierten damit auf die leicht steigenden US-Futures. Vor der US-Zinsentscheidung am Abend war aber erneut Vorsicht angesagt. "Im Vorfeld stehen die meisten Marktteilnehmer eher an der Seitenlinie und positionieren sich nicht neu", beschrieb Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect die Lage. Unsicherheit herrscht sowohl über die Grösse des Zinsschritts als auch über die Prognosen der US-Notenbank.
Im Raum steht die Möglichkeit eines grossen Zinsschritts von 75 Basispunkten. "Sollten die US-Währungshüter tatsächlich einen solchen Schritt vollziehen und damit noch aggressiver gegen den Preisdruck vorgehen, würde die Wahrscheinlichkeit einer Rezession der grössten Volkswirtschaft weiter steigen", warnte Kapitalmarktstratege Ulrich Stephan von der Postbank. Aber auch wenn sich die US-Notenbank mit einem kleineren Zinsschritt begnügt, könnte der begleitende Kommentar belasten. "Neben der Leitzinsentscheidung sind besonders die aktualisierten ökonomischen Projektionen der Fed von Bedeutung. Diese werden unter anderem zeigen, wo die FOMC-Mitglieder die Leitzinsen Ende 2022, 2023 und 2024 sehen", so Stephan.
Zu der Unsicherheit an den Märkten tragen auch die Verwerfungen an den europäischen Staatsanleihemärkten bei. Die Europäische Zentralbank ist daher zu einer Sondersitzung zusammen gekommen. Angesichts des Renditeanstiegs bei Staatsanleihen von Ländern wie Griechenland und Italien spricht Fondsmanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners von einem "gefährlichen Drahtseilakt" der EZB: "Einerseits muss sie die Inflation bekämpfen. Andererseits muss sie schauen, wie viel sie den schwächeren Staaten zumuten will und kann."
Die Erwartung steigender Zinsen spiegelte sich einmal mehr in der Entwicklung der Einzelbranchen wider. An der Spitze lagen erneut die Banken und die Versicherer, die als Zinsprofiteure gelten. Gefragt waren zudem die Autowerte. Sie profitierten von Signalen einer Wirtschaftserholung in China. Die chinesische Wirtschaft scheint sich etwas von den Belastungen durch die jüngsten Corona-Ausbrüche zu erholen. Darauf deuteten zur Wochenmitte mehrere neue Konjunkturdaten wie die Industrieproduktion und der Einzelhandel hin. China ist für die konjunktursensiblen deutschen Autobauer ein zentraler Markt.
Der Einzelhandelssektor litt dagegen unter neuen Nachrichten zu Hennes & Mauritz . Der Modekonzern steigerte seine Umsätze im zweiten Quartal zwar, aber zugleich belasteten die Unsicherheit wegen der Margen-Aussichten sowie der anhaltende Kostendruck. Die Aktie gab um 3,8 Prozent nach.
Unter den Einzelwerten überzeugten Clariant mit neuen Quartalszahlen. Der Schweizer Chemiekonzern habe die Konsensschätzungen übertroffen und eine solide Geschäftsentwicklung für das zweite Quartal und das Halbjahr in Aussicht gestellt, schrieb Analystin Georgina Fraser von Goldman Sachs . Clariant zogen um 3,2 Prozent an.
Dagegen brachen Getinge nach einer Umsatzwarnung des Medizintechnikunternehmens ein. JPMorgan -Analyst Craig McDowell reagierte mit einer Abstufung auf "Neutral" auf die nur noch stabil erwarteten Umsätze für das Gesamtjahr. Auch die Marge sei bislang höher signalisiert worden./mf/stk
(AWP)