Marktanalyst Michael Hewson von CMC Markets warnt allerdings: "Die Jobdaten haben das Potenzial, die Stärke des US-Dollars und die Schwäche der Aktienmärkte weiter zu verstärken, falls die Zahlen erneut stark ausfallen." Dabei verwies er darauf, dass die Widerstandsfähigkeit des US-Arbeitsmarktes in diesem Jahr mit Blick auf die US-Wirtschaftsdaten insgesamt besonders bemerkenswert gewesen sei.

Der EuroStoxx 50 legte gegen Mittag um 0,58 Prozent auf 3476,87 Punkte zu, womit sich ein Wochenverlust von 3,5 Prozent abzeichnet. Der französische Cac 40 stieg am Freitag um 0,35 Prozent auf 6055,24 Punkte. In London gewann der FTSE 100 0,58 Prozent auf 7190,10 Zähler.

Sollten die US-Arbeitsmarktdaten stark ausfallen und zudem einen deutlichen Anstieg der Löhne zeigen, dürfte dies die US-Notenbank bestärken, die Leitzinsen weiter aggressiv anzuheben, um die hohe Inflation in den Griff zu bekommen. Das aber verschreckt die Anleger an den Aktienmärkten, denn steigende Zinsen machen andere Anlagen wie etwa Anleihen attraktiver. Und der US-Notenbankpräsident Jerome Powell hatte vor einer Woche auf der Notenbank-Konferenz in Jackson Hole keinen Zweifel daran gelassen, dass die Fed die Zinsen so lange anheben werde wie nötig. Seither, so Hewson, habe jeder weitere Vertreter der US-Notenbank dieselbe Botschaft verkündet, "inklusive des Nachsatzes, dass eine Senkung der Zinsen in absehbarer Zeit unwahrscheinlich ist, und schon gar nicht vor 2024".

Unter den einzelnen Branchen hatte die der Autobauer und -zulieferer am Freitag die Nase vorn mit plus 1,8 Prozent, während die als defensiv und damit wenig konjunkturabhängige Telekombranche mit minus 0,3 Prozent die schwächste in Europa war.

Nachrichten zu Einzelwerten waren dünn gesät. Die Papiere des Medizintechnikunternehmens Philips büssten als Schlusslicht im EuroStoxx 2,3 Prozent ein, die Anteile des Aufzugbauers Kone legten um unterdurchschnittliche 0,3 Prozent zu. Beide werden vom 19. September an nicht mehr im Leitindex der Eurozone vertreten sein. Dafür werden die Bank Nordea und der Netzwerkausrüster Nokia aufgenommen, hatte der Index-Anbieter Stoxx am Vorabend mitgeteilt. Nordea zogen um 2,2 Prozent an und Nokia um 0,6 Prozent.

Zwei Wechsel stehen zudem im währungsgemischten Stoxx Europe 50 an, der allerdings weit weniger Beachtung findet als der EuroStoxx. Dort werden der Luxusgüterhersteller Hermes und der Übertragungsnetzwerkbetreiber National Grid aufgenommen. Der Versicherer Prudential und die italienische Grossbank Intesa Sanpaolo werden herausgenommen. Die angekündigten Wechsel kamen nicht überraschend und bewegten auch nicht.

Ansonsten bewegten vor allem Umstufungen. So strich Goldman Sachs unter anderem die Kaufempfehlung von Air Liquide und empfiehlt zudem, die Givaudan -Aktie zu verkaufen. Während das Papier des Industriegaseherstellers Air Liquide 1,3 Prozent verlor, gab das Papier des Aromen- und Duftstoffherstellers Givaudan um 0,4 Prozent nach. Analystin Georgina Fraser zeigte sich in einer Branchenstudie pessimistischer hinsichtlich eines energiepreisbedingten Nachfrageeinbruchs bei europäischen Chemiekonzernen.

Die Bank of America hob die Aktie von Holcim auf "Buy". Der Verkauf des Indiengeschäfts führe zu einer geringeren Verschuldung und einem besseren Cash-Umlauf, begründete Analyst Arnaud Lehman seinen Schritt. Das Abstossen von Teilen des Zementgeschäfts sei richtig auf dem Weg hin zu einem spezialisierteren und weniger CO2-intensiven Bauzulieferer. Die Holcim-Aktie zog in Zürich um 3,7 Prozent an.

Shell stiegen um 2,0 Prozent und erholten sich so mit dem Gesamtmarkt. Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf zwei Quellen aus dem Ölkonzern berichtete, bereitet Vorstandstandschef Ben van Beurden seinen Rücktritt im kommenden Jahr vor. Er ist seit über 30 Jahren für den Konzern tätig und wurde 2014 Vorstandschef./ck/jha/

(AWP)