Gemischte Signale gab es von der Preisentwicklung. Die hohe Inflation in der Eurozone schwächte sich im Dezember zwar den zweiten Monat in Folge ab. Die Verbraucherpreise erhöhten sich zum Vorjahresmonat um 9,2 Prozent. Im November hatte die Inflationsrate 10,1 Prozent betragen. Die schwankungsärmere Kerninflation (ohne Energie und Lebensmittel) stieg allerdings von 5,0 auf 5,2 Prozent und erreichte damit den höchsten Wert seit Einführung des Euro.
"Es ist noch zu früh, das Thema 'Inflation' vollends von der Agenda zu streichen", merkte Marktexperte Andreas Lipkow dazu an. "Insbesondere die Auswirkungen bei den Gewinnentwicklungen der Unternehmen können noch beachtlich werden." Auch Chris Iggo, Anlagechef bei Axa Investment Managers, wertete die Daten als Warnsignal. "Sollten die monatlichen Kerninflationszahlen für das erste Quartal 2023 nur um 0,1 Prozent pro Monat über dem historischen Durchschnitt liegen, wird die jährliche Inflationsrate deutlich über fünf Prozent bleiben."
Aus Branchensicht standen die zinssensiblen Immobilienwerte europaweit mit am stärksten unter Verkaufsdruck. Grund dafür waren Aussagen aus den Reihen der Europäischen Zentralbank (EZB). So wies deren Ratsmitglied, Francois Villeroy de Galhau, jüngste Marktspekulationen über eine mögliche Zinserhöhung um nur noch 0,25 Prozentpunkte im März zurück. Es sei noch zu früh, um über die Zinsentscheidung im März zu spekulieren, sagte Villeroy de Galhau dem Fernsehsender Bloomberg TV.
Zudem belasteten pessimistische Aussagen der US-Investmentbank Bank of America (BofA). Deren Analysten bleiben "nach dem apokalyptischen Jahr 2022" auch 2023 vorsichtig für die Immobilienbranche. Die Auswirkungen höherer Zinsen und steigender Schuldendienste dürften schwerer sein und länger belasten, als viele glauben, schrieben die Experten.
Unter den Einzelwerten stachen Renault mit einem Kursabschlag von 2,0 Prozent hervor. Der französische Autobauer hatte im vergangenen Jahr dem Teilemangel Tribut zollen müssen und wie viele Konkurrenten auch weniger Autos und kleine Nutzfahrzeuge verkauft. Das Auftragsbuch der Franzosen ist aber gut gefüllt.
Gute Nachrichten gab es aus dem Luxusgütersektor. Der Schmuck- und Uhrenkonzern Richemont wuchs im Weihnachtsquartal erneut. Treiber waren vor allem die Märkte USA, Europa und Japan. Das verhalf der Aktie zu einem Plus von 0,7 Prozent.
Die Papiere von Just Eat Takeaway verteuerten sich um 4,6 Prozent. Der Essenslieferdienst hat im Jahr 2022 nach der Einführung von höheren Gebühren zulasten seiner Partner und Kunden operativ wieder schwarze Zahlen geschrieben. Im laufenden Jahr dürfte sich die positive Entwicklung fortsetzen./edh/mis
(AWP)