Die Erwartungen der Anleger, dass die Leitzinsen in den USA in diesem Jahr doch noch sinken könnten, seien nach wie vor hoch, hiess es aus New York. Und das, obwohl der US-Notenbank-Chef Jerome Powell tags zuvor gesagt hatte, dass dies derzeit von den Währungshütern nicht gesehen werde. Vielmehr hatte er noch deutlich gemacht: Die Zinsen könnten, falls dies nötig werden sollte, auch über das erwartete Mass hinaus angehoben werden.

Laut Marktanalyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets ist es auch möglich, dass inzwischen Powells Worten mehr Beachtung geschenkt wird, dass die jüngsten Massnahmen der Fed, des Finanzministeriums und des US-Einlagensicherungsfonds zeigten, "dass alle Einlagen und das Bankensystem sicher sind".

Der EuroStoxx 50 beendete den Tag mit einem Plus von 0,27 Prozent auf 4207,14 Punkte. Der französische Cac 40 legte um 0,11 Prozent auf 7139,25 Punkte zu. In Grossbritannien gab der "Footsie" dagegen um 0,89 Prozent auf 7499,60 Zähler nach und in der Schweiz sank der Swiss Market Index (SMI) um 0,59 Prozent auf 10 718,54 Punkte. Während die Bank of England ihren Leitzins im elften Schritt um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent angehoben hatte, setzte die Schweizer Nationalbank (SNB) ihren Leitzins um 0,50 Punkte auf 1,50 Prozent hoch.

Unter den Branchen in Europa nahm der Bankensektor den letzten Platz ein, während der Technologiesektor den Vorgaben aus den USA folgte und am kräftigsten zulegte. Die Citigroup hatte den europäischen Bankensektor abgestuft und bewertet ihn nun mit "Neutral". Den europäischen Technologiesektor hatten sie auf "Overweight" hochgestuft. Die Aufmerksamkeit der Anleger dürfte sich verlagern, und zwar weg von höheren Zinsen und hin zu sich verschlechternden Fundamentaldaten, schrieben die Strategen der US-Bank.

Unternehmensnachrichten kamen unter anderem vom französischen Pharmakonzern Sanofi . Positive Studienergebnisse für seinen Kassenschlager Dupixent zur Behandlung der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung verhalfen den Aktien im Eurostoxx zu einem Kursplus von 5,5 Prozent.

Starke Zahlen der wichtigen chinesischen Prosus-Beteiligung Tencent führten zu einem Plus von 6,4 Prozent für die Papiere der Internet-Beteiligungsholding .

Die Aktien von Zur Rose büssten ausserhalb der grossen Indizes in der Schweiz 13,5 Prozent ein. Die Versandapotheke hatte ihre Jahreszahlen vorgelegt. Baader-Analyst Volker Bosse zeigte sich insbesondere vom Ausblick enttäuscht. Zur Rose werde voraussichtlich erst 2024 profitabel werden und damit ein Jahr später als bisher erwartet, schrieb er.

In London sahen die Aktien British American Tobacco mit einem Abschlag von 5,5 Prozent zwar besonders schwach aus. Sie wurden jedoch an diesem Tag ex Dividende gehandelt./ck/jha/

(AWP)