Angesichts der dies- wie jenseits des Atlantiks etwas nachlassenden Euphorie rettete der Leitindex der Eurozone bei 3986,83 Punkten ein Plus von 1,66 Prozent ins Ziel. Der französische Cac 40 verabschiedete sich 1,42 Prozent fester bei 6744,98 Punkten, und der britische FTSE 100 schloss mit einem Plus von lediglich 0,76 Prozent bei 7502,89 Zählern.
Die hohe Inflation in den USA hat sich im November stärker als erwartet abgeschwächt, wie die jüngsten Verbraucherpreisdaten zeigen. Es ist der fünfte Rückgang der Inflationsrate in Folge. An der allgemein erwarteten Leitzinsanhebung der US-Notenbank Fed an diesem Mittwoch wird das zwar kaum etwas ändern. Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank rechnet aber damit, "dass die US-Inflationsraten in den kommenden Monaten weiter merklich nachgeben werden" und so "Druck von der Fed nehmen, weiter deutlich an der Zinsschraube zu drehen".
Die Volkswirte der Commerzbank halten es für "nahezu sicher", dass die Fed den Leitzins nun nur um einen halben Prozentpunkt anheben wird nach zuletzt vier Erhöhungen um jeweils 0,75 Punkte. Für Dirk Chlench, Volkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg, ist selbst eine Anhebung um nur 0,25 Punkte "nun nicht mehr völlig ausgeschlossen."
Zudem steht am Donnerstag noch der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) an. Hier rechnen Experten mehrheitlich ebenfalls mit einer Anhebung um einen halben und nicht mehr wie zuletzt um 0,75 Punkte. Gleiches gilt für den für Donnerstag angekündigten Zinsentscheid der Bank of England.
Am Dienstag gab es aus europäischer Branchensicht nur Gewinner. Am stärksten im marktbreiten Stoxx Europe 600 schnitt der Subindex der Technologiewerte mit einem Plus von fast dreieinhalb Prozent ab. Er folgte der Entwicklung in New York, wo die Indizes der Technologiebörse Nasdaq deutlich besser abschnitten als die Standardwerte-Indizes.
Dagegen reichte es am Ende des Branchentableaus beim Telekomtitel-Index nur für ein minimales Plus. Der Sektor gilt als defensiv und ist eher in einem schwachen Marktumfeld gefragt.
Beim Triebwerksbauer Rolls-Royce mussten die Anteilseigner nach einem negativen Analystenkommentar einen Kursrückgang um über zweieinhalb Prozent verkraften. Die Experten der US-Bank JPMorgan vergaben für die Aktie in einem Ausblick für die Luftverkehrs- und Rüstungsbranche 2023 den Status "Negative Catalyst Watch" - ein Stempel für eine kurzfristig besonders grosse Skepsis für die Kursentwicklung. Aber auch generell stufen sie die Papiere mit "Underweight" negativ ein und kritisieren dabei insbesondere die "sehr schwache Bilanz".
Die Papiere von British American Tobacco verloren fast anderthalb Prozent, nachdem der Oberste Gerichtshof in den USA dem Bundesstaat Kalifornien den Weg für die Durchsetzung eines von den Wählern beschlossenen Verbots aromatisierter Tabakerzeugnisse geebnet hatte./gl/jha/
(AWP)