"Etwas Unterstützung kommt aus den USA, wo mit Waller und Bullard zwei Notenbanker gestern genau das sagten, was der Markt nach den überraschend starken Inflationsdaten hören wollte", begründete Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets die Gewinne. "Eine Rezession sei wegen des starken Arbeitsmarkts unwahrscheinlich und die Inflation müsse zwar bekämpft werden, aber nicht mit einer Anhebung des Leitzinses von 100 Basispunkten."

Am Nachmittag könnten die US-Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion des Monats Juni neue Impulse geben. "Beide dürften gestiegen sein, was insbesondere bei den Einzelhandelsumsätzen aber nicht überinterpretiert werden sollte", merkten die Volkswirte der Helaba dazu an. "Es handelt sich um nominale Daten und diese werden von den derzeit starken Preisanstiegen nach oben verzerrt." Die US-Notenbank stehe derzeit vor dem Dilemma, einerseits die Inflation bekämpfen zu müssen, andererseits aber zu riskieren, durch Zinserhöhungen die "getrübte Konsumlaune" weiter zu dämpfen.

Die volatilen Autowerte erholten sich mit dem anziehenden Gesamtmarkt. So kletterten Renault um 5,8 Prozent. Auch der Chemiesektor, der zuletzt den tiefsten Stand seit Ende 2020 markiert hatte, gehörte zu den Gewinnern. Am Ende des Feldes lagen dagegen die Rohstoffwerte. "Die Preise an den Industriemetallmärkten haben - gemessen am Londoner Metallpreisindex - seit ihrem Jahreshoch um 35 Prozent nachgegeben", merkten die Rohstoffanalysten der Commerzbank dazu an. "Inzwischen sind alle Preise seit Jahresbeginn im Minus." Anders als am Ölmarkt gebe hier die Angebotsseite kaum Unterstützung. So verloren Rio Tinto 2,8 Prozent.

Die Zahlen des Schweizer Luxusgüterherstellers Richemont stiessen auf wenig Gegenliebe. Zwar hatte das Unternehmen im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2022/23 den Umsatz stärker als erwartet um 20 Prozent gesteigert. Doch Aussagen zum Chinageschäft und dem nicht richtig in Fahrt kommenden Onlinegeschäft belasteten laut Händlern. Richemont fielen um fünf Prozent. Angesichts der Bedeutung des chinesischen Marktes für Luxusartikel blieben auch andere Werte des Sektors nicht verschont. So gaben etwa LVMH um 1,6 Prozent nach.

Unter den kleineren Werten fielen Aktien des Limonadenherstellers Fevertree auf. Die Aktie brach nach einer Gewinnwarnung um knapp 30 Prozent ein. Die Analysten von RBC bezeichneten die Warnung als erheblich. Der Broker Liberum machte Logistikprobleme und Inflationsdruck für die schlechten Nachrichten verantwortlich./mf/men

(AWP)