Der Abwärtstrend, der bereits Mitte August erneut einsetzte, wurde vergangenen Freitag verstärkt. Da hatte US-Notenbankchef Jerome Powell die Märkte auf eine weiterhin straffe Geldpolitik der Fed im Kampf gegen die Inflation eingestimmt und damit Rezessionssorgen ausgelöst. Auch in Europa wird - insbesondere nach den tags zuvor bekannt gegebenen rekordhohen Inflationsdaten für August - inzwischen eine deutliche Anhebung des Leitzinses im September erwartet.

Der EuroStoxx 50 büsste am späten Vormittag 1,34 Prozent auf 3470,26 Punkte ein. Der französische Cac 40 gab um 1,46 Prozent auf 6035,85 Punkte nach. In London sank der FTSE 100 um 1,40 Prozent auf 7182,52 Zähler.

Sämtliche Branchen gaben nach. Besonders deutlich verlor der Rohstoff- und Bergbausektor mit minus 3,7 Prozent. Dagegen hielt sich die als defensiv und damit weniger konjunkturabhängig geltende Telekombranche am stabilsten mit minus 0,6 Prozent.

Unter den Einzelwerten stachen Zur Rose , Reckitt und Pernod heraus. Die Anteile der Online-Apotheke Zur Rose büssten zum Handelsstart mehr als elf Prozent ein und sackten auf ein Rekordtief. Sie erholten sich dann aber deutlich. Zuletzt stand ein Minus von 1,9 Prozent zu Buche. Zur Rose beschaffte sich frisches Geld über eine Kapitalerhöhung und begab zudem eine Wandelanleihe. Dabei nahm der Konkurrent der Shop Apotheke allerdings weniger Geld ein als erhofft.

Für die Aktien von Reckitt ging es im währungsgemischten Stoxx 50 um Prozent abwärts. Der britische Konsumgüterkonzern muss sich einen neuen Chef suchen. Konzernchef Laxman Narasimhan kündigte überraschend seinen Abgang zum Monatsende an. Angesichts der Verbesserungen, die Narasimhan angestossen habe, sei der aus persönlichen Gründen erfolgende Rücktritt enttäuschend, kommentierte RBC-Analyst James Edwardes Jones.

Der französische Spirituosenhersteller Pernod Ricard gab Geschäftsjahreszahlen bekannt. Er profitierte 2021/22 von einer hohen Nachfrage in allen Regionen und steigerte Umsatz und operatives Ergebnis deutlicher als erwartet.

Der Index-Anbieter FTSE Russell gab zudem am Vorabend die am 19. September in Kraft tretenden Veränderungen für den FTSE 100 bekannt. Wie erwartet müssen ABRDN , Hika Pharma, und Howden Joinery den Index verlassen. Aufsteigen werden wie erwartet Convatec und F&C Investment Trust. Überraschend wurde dagegen bekannt gegeben, dass nicht Frasers Group ebenfalls aufsteigt, sondern Harbour Energy. Während Frasers Group zuletzt um 0,6 Prozent nachgaben, legten die Anteile von Harbour Energy um 0,9 Prozent zu.

Ausserdem bewegten Umstufungen den Markt. So strich die britische Bank HSBC ihre Kaufempfehlungen für die Luxusgüterhersteller Hermes , LVMH und Richemont , die allesamt daraufhin zwischen drei und viereinhalb Prozent einbüssten./ck/mis

(AWP)