Klein und mittelgross kapitalisierte Firmen an der Schweizer Börse sind häufig hochspezialisierte Industrie- und Technologieunternehmen. Fonds, die auf dieses Segment spezialisiert sind, halten grundsätzlich an diesen Titeln fest. Wie eine Umfrage von cash.ch zeigt, richten sie sich aber stark nach der Qualität. 

Daneben spielen auch Finanz-Aktien eine wichtige Rolle, wenn es um Zukäufe in den vergangenen Wochen und Monaten geht. Aber auch hier findet ein "Stock Picking" statt und Banken und Versicherer werden sehr gezielt auf Wachstumschancen abgeklopft. 

Drei von vier Fonds haben auf Anfrage von cash.ch auch von Verkäufen berichtet. So beispielsweise sagte Matthias Müller von der St. Galler Kantonalbank, dass sich Hoffungen bei der Aktie von Stadler Rail nicht in die Realität umgesetzt hätten: 

Matthias Müller, Co-Fondsmanager "SGKB Aktien Schweiz"

Verkauft haben Experten der St. Galler Kantonalbank Stadler Rail: "Die Story hat sich für uns nicht erfüllt", sagt Matthias Müller, Co-Manager des Fonds "SGKB Aktien Schweiz": "Wir haben uns auch von Valora getrennt, weil das Umfeld trotz Reopening unsicher ist, sowie auch vom zyklischen Konsumtitel Richemont. Ebenfalls verkauft haben wir SoftwareOne und DKSH." 

Anfang Jahr haben die Fondsmanager dafür Finanz-Aktien stärker gewichtet: "Wir glauben, dass der Markt die Zinserwartungen noch nicht eingepreist hat", sagt Müller. Bei den Banken hat die Fondsleitung die Waadtländer Kantonalbank BCV neu aufgebaut. Das Gewicht erhöht hat sie auch bei den Versicherern Bâloise, Helvetia und Swiss Life - diese würden vom Zinsumfeld am stärksten profitieren.

"Ansonsten sind wir stärker defensiv gewichtet, mit ausgebauten Gesundheits-Positionen bei Alcon, Novartis sowie Sonova und Siegfried" so Müller. Letztere sei günstiger bewertet als der teurere Branchen-Peer Lonza. Bei Industrietiteln sieht die SGKB Kühne+Nagel und Bucher für das aktuelle Umfeld gut aufgestellt.

Marc Possa, VV Vermögensverwaltung "SaraSelect"

Die Märkte und das Umfeld sind für Marc Possa aktuell ziemlich herausfordernd. "Nicht nur lasten potenziell höhere Zinsen auf den Bewertungen, auch der Ukraine Konflikt, die erneuten Schliessungen in Shanghai und damit einhergehenden Lieferketten-Sorgen belasten die Kurse", sagt er gegenüber cash.ch. Trotzdem gebe es keine Alternative zu Aktien. Dies gelte insbesondere für innovative Unternehmen, die von einem strukturellen Wachstum profitieren. Da sich die Inflation im zweiten Halbjahr reduzieren werde, geht Possa von volatilen, aber nicht total einbrechenden Märkten aus.

Die Schweiz mit ihren gut positionierten, hoch innovativen Firmen sollte laut Possa aber besser durch die Krise kommen, zumal auch der Klimawandel über technologischen Fortschritt gelöst werden wird. Wegen des hohen Cashbestands von 10 Prozent hat Possa in den letzten Wochen keine Verkäufe getätigt, sondern zugekauft. Dazu gehören die Aktien der Ems-Chemie: "Es gibt fast keine besser geführte Firma als die Ems-Chemie. Hier wird eindrücklich aufgezeigt, wie wichtig die Interessensangleichung der Aktionäre mit dem Management ist." Bei der Ems-Chemie werde sachlich entschieden und umgesetzt, "wie es sich eigentlich gehört".

Ebenfalls zugekauft wurde beim Gebäudetechniker Poenina und dem Nahrungsmittelproduzenten Bell. Bei Poenina entstehe nach der beabsichtigten Fusion mit Burkhalter der einzig grosse, privatrechtlich aufgestellte Anbieter vieler Lösungen zur Erreichung der Nachhaltigkeitsstrategie 2050 des Bundes. Bell wiederum sei gut aufgestellt, exzellent geführt und defensiv positioniert, was "gerade im aktuellen Umfeld eine Aufstockung wert ist". Die Vorteile und Synergien des Ökosystems mit Coop würden vom Markt noch nicht wirklich erkannt. "Daraus ergibt sich mittelfristig einiges an Potential", so Possa.

Martin Lehmann, 3V Invest "Swiss Small + Mid Cap Fonds"

Wegen den höheren Energie- und Rohstoffpreise rechnet Martin Lehmann mit einem weiteren Anstieg der Inflation. Er setze deshalb auf Unternehmen, die über eine starke Preissetzungsmacht verfügen. Dazu zählt Lehmann auch den Hörgerätehersteller Sonova, bei dem die Position erhöht wurde. "Sonova gewinnt laufend Marktanteile, da die Firma über eines der besten Hörsysteme-Portfolios im Markt verfügt", sagt Lehmann auf Anfrage von cash.ch. Zudem erlaube das Geschäftsmodell von Sonova wegen des hohen freien Cashflows, ein Aktienrückkaufprogramm von bis zu 1,5 Milliarden Franken aufzulegen.

Ebenfalls zugegriffen hat Lehmann beim IT-Dienstleister SoftwareOne. Zwar habe das Unternehmen wie im Vorjahr die Erwartungen verfehlt und das Investorenvertrauen sei am Boden. Doch "der Investment Case ist für uns nach wie vor intakt und die Bewertung nach dem jüngsten Kurssturz sehr attraktiv." Zudem habe das Unternehmen aus Stans eine starke Bilanz, wachse zweistellig und biete eine attraktive Profitabilität von rund 25 Prozent. Lehmann setzt auch darauf, dass mit dem neuen Finanzchef die Kommunikation verbessert wird und so das Vertrauen zurückkommt.

Ganz getrennt hat sich Lehmann, der in den letzten Wochen nicht sehr aktiv am Markt war, hingegen von Vifor Pharma. Dies, nachdem die Übernahme durch die australische CSL für erfolgreich erklärt wurde und der Unterschied zum Angebotspreis nochmals kleiner wurde.

Adrian Wildhaber, Co-Fondsmanager "Baumann Aktien Schweiz Small & Mid Caps": 

"Bei Huber+Suhner haben wir dieses Jahr und schon 2021 kontinuierlich aufgebaut, und das ist jetzt unsere grösste Position", sagt Adrian Wildhaber von der Privatbank Baumann & Cie. Spannend sei dabei das Thema Kommunikation und 5G. Zudem sollte Huber + Suhner von den weltweit steigenden Verteidigungsausgaben profitieren.

Auch bei Burckhardt Compression hat der Fonds aufgestockt, weil die Fondsmanager die Bewertung schon länger interessant finden. "Einerseits herrscht relativ breiter Konsens, dass Erdgas als Übergangslösung in der Energiewende notwendig ist", erklärt Wildhaber. "Andererseits ist die Nachfrage nach Flüssiggas und der entsprechenden Infrastruktur sehr hoch." Vor dem Hintergrund der Bewertung bei gleichzeitig sehr guten Wachstumsaussichten seien die Aktien von Swissquote sehr spannend. Die Position sei seit Anfang Jahr weiter aufgestockt worden. "Auch den Pharmazulieferer Siegfried finden wir spannend."

Reduziert hat man bei Baumann & Cie hingegen Bestände bei Dätwyler. Das Unternehmen werde, wie viele andere Industriefirmen auch, die deutlich gestiegenen Rohstoffpreise zu spüren bekommen. "Weiter ist die Bewertung nach wie vor relativ sportlich", sagt Co-Fondsmanager Wildhaber. 

ManuelBoeck
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