Der Januar ist an der Börse eine extrem launische Diva. Mal schlagen Aktien nach oben aus, ein anderes Mal gehen sie drastisch zurück. Beispiele hierfür sind der Januar 2019, als der Swiss Market Index (SMI) 6,4 Prozent in die Höhe schoss, oder der Januar 2017, als der Schweizer Leitindex 5,7 Prozent einbüsste.

Der Jahresauftakt 2021 passt in keine der beiden Kategorien. Für den SMI steht aktuell ein Kursplus von 1,6 Prozent in den Büchern - nicht schlecht, aber auch nicht berauschend. Immerhin steht er besser da als die meisten seiner europäischen Pendants. Anleger tun sich im Moment schwer damit, die Corona-Lage einzuschätzen. Mit den Mutationen hat sich die Wette auf die Impfstoffe festgefahren. Und auch die Zahlensaison bringt nicht durchwegs positive Impulse, wie zuletzt noch gehofft wurde.

SMI - Geht der Abstieg bei Swiss Re weiter?

Zurückgehalten wird der SMI insbesondere von den Index-Schwergewichten Nestlé (-0,6 Prozent) und Novartis (+0,6 Prozent) - zusammen machen die Titel einen Anteil von knapp 40 Prozent des Index aus. Die zwar noch positive, aber dennoch schwache Monatsperformance bei Novartis ist den Jahreszahlen vom Montag geschuldet. Insbesondere der Ausblick hinterlässt bei den Analysten einen faden Nachgeschmack. Als Konsequenz drohen Abstriche bei den Kurszielen. Wer bis jetzt noch nicht eingestiegen ist, sollte es für den Moment auch lieber sein lassen.

Nestlé leidet, wie viele andere international ausgerichtete Schweizer Unternehmen, unter der anhaltenden Dollar-Schwäche. Doch die grossen Geschäftsbereiche wie Tiernahrung, Kaffee, Wasser und Gesundheitsprodukte wie auch viele Nahrungsmittel eignen sich bestens für den Megatrend Onlinehandel - hier besteht für die Zukunft Potenzial. Solange die Nestlé-Aktie nicht unter die psychologisch bedeutende 100-Franken-Marke zurückfällt, winken hier für Anleger 2021 Renditen.

Ein darbendes Mauerblümchen ist im Moment die Aktie von Swiss Re (-3,9 Prozent). Nach einem katastrophalen 2020 beginnt das neue Jahr nicht wirklich vielversprechender. Ein Hauptproblem: Das Direktgeschäft mit Grossunternehmen und Multis steht seit mehreren Jahren im Minus. Zudem bereitet dem Management der Klimawandel sorgen. Die Befürchtung von schweren Schäden 2021 und grossen Zahlungen steht im Raum. Anleger sollten bei diesem Titel Zurückhaltung wahren.

Eine negative Überraschung ist die Kursentwicklung bei der LafargeHolcim-Aktie. Nach einem starken Jahresstart liegt der Aktienkurs 0,7 Prozent tiefer als zu Jahresbeginn. Dies, obwohl die Analysten sehr positiv gegenüber LafargeHolcim eingestellt sind und der Konzern von Konjunkturprogrammen profitieren dürfte. Der Zykliker bleibt trotz Rücksetzer ein Kauf.

Performance des SMI seit Jahresbeginn (Quelle: Bloomberg).

Der auf Energie- und Automationstechnik spezialisierte Konzern ABB (+6,8 Prozent) überzeugt im Moment an der Börse. Die Aktie hat Anfang Januar die psychologisch wichtige Marke von 25 Franken durchbrochen und hält sich seither darüber. Das milliardenschwere Rückkaufprogramm stützt die Aktie zwar noch bis Ende März, und von der erwarteten konjunkturellen Erholung dürfte ABB sicherlich profitieren. Doch der starke Kursanstieg nimmt vieles vorweg.

Während Nestle und Novartis dem Gesamtmarkt hinterherlaufen, sind die Genussscheine von Roche (+3,6 Prozent) sehr gut ins neue Jahr gestartet. Dies, obwohl bereits seit geraumer Zeit die Angst vor Umsatzeinbussen infolge von Patentabläufen herumgeistern. Eine gewisse Zurückhaltung ist daher sicherlich berechtigt. Doch Roche versteht es erfolgreich, die entstehenden Umsatzeinbussen mit neuen Produkten auszugleichen. Die Genussscheine versprechen daher 2021 weiterhin ein Kurswachstum und eine gewisse Stabilität in jedem Portfolio.

Die jahrelangen Verliereraktien der beiden Grossbanken Credit Suisse (+3,1 Prozent) und UBS (+5,0 Prozent) waren Anfang Januar stark im Kommen. Steigende Zinsen bei US-Staatsanleihen und ein Wirtschaftsaufschwung, der das Kreditgeschäft beleben sollte, hatten die Aktien befeuert. Seither ist ein stetiger Rückgang bei den Kursen gefolgt. Eine Einstiegschance? Ja, Bankentitel sind im Wirtschaftsaufschwung 2021 für Mutige ein Kauf. 

SPI: Verlierer mit Turnaround-Chance

Ähnlich wie der SMI bewegt sich der breite Swiss Performance Index (SPI) mit plus 1,3 auf ähnlich bescheidenem Niveau. Schaut man auf die Top-Performer, fallen einem die vielen kleinkapitalisierten Unternehmen mit starkem Kursplus auf - Blackstone Resources, Obseva, Relief Therapeutics und Newron.

Wie so oft sind fundamentale Gründe für die Kursanstiege zwischen 35 und 138 Prozent schwerlich auszumachen. Die Beweggründe für die Kursbewegungen sind vielmehr spekulativer Natur. Beispiel: Die Aktien des auf Batterietechnologie spezialisierten Unternehmens Blackstone Resources sind nach einer Meldung von Anfang Dezember, laut der Innosuisse ein Festkörperbatterieprojekt mit 1,3 Millionen Franken unterstützt, bis Mitte Januar senkrecht in die Höhe geschossen.

Nachhaltiger ist der sehr starke Kursanstieg bei der Onlineapotheke Zur Rose (+44,7 Prozent). Seit Mitte Januar geht es für den Titel steil nach oben. Immer wieder haben positive Analystenkommentare den Kursanstieg befeuert. Die Bank of America gab kürzlich ein Kursziel von 500 Franken bekannt. Auch die am letzten Donnerstag vermeldeten Umsatzzahlen können sich sehen lassen: plus 11,7 für das Gesamtjahr 2020. Zur Rose bleibt eine vielversprechende Wachstumsgeschichte mit Potenzial nach oben.

Performance des SPI seit Jahresbeginn (Quelle: Bloomberg).

Dass sich die Anleger an den Aktienmärkten in Zurückhaltung üben, ist auch anhand der Kursverläufer der Reisetitel Lastminute.com (-11,6 Prozent) und Dufry (-17,5 Prozent) ersichtlich. Nur wenige wagen es, diese Turnaround-Chance zu packen und Reise-Aktien zu kaufen. Zu fest hat die Corona-Pandemie den Alltag im Griff und zu fest sind die Zweifel daran, dass im Sommer eine gewisse "Normalität" zurückkehrt. Diese Zurückhaltung können aber mutige Investoren ausnutzen und bei diesen Titeln einsteigen. Auf lange Sicht könnte sich das frühzeitige Investment auszahlen.

Anfang Januar sah die Welt für die Aktionäre des Industrieunternehmens Von Roll noch einigermassen in Ordnung aus. Die Aktien hatten sich vom Einbruch im Oktober erholt. Doch dann folgte ein plötzlicher Absturz. Anleger antizipieren wohl, dass auch das zweite Halbjahr 2020 für Von Roll nicht die erhoffte Erholung gebracht hat. Die Aktie sollten Anleger bis zu den Jahreszahlen im März links liegen lassen.

Nicht unter den Top Flops, aber trotzdem erwähnenswert: Die Bankensoftwareschmiede Temenos gilt eigentlich als vielversprechender Schweizer Tech-Titel. Dennoch ist die Aktie im Januar um 7,7 Prozent zurückgefallen. Das Allzeithoch vom Mai 2019 bei 180 Franken gerät damit immer mehr ausser Reichweite. Klar, Temenos ist mit seiner Software bei den Banken stark vertreten. Das Problem ist nur, dass der Gesamtmarkt für Bankensoftware keine allzu grossen Wachstumsperspektiven aufweist.

ManuelBoeck
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